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Millionenprojekt Calbenser Bahnhofsumbau startet

In Calbe startet der Umbau des Bahnhofes Ost zu einer modernen Schnittstelle - ein Millionenprojekt.

Von Thomas Höfs 09.07.2020, 13:20

Calbe l Massenverkehrsmittel sind in der Corona-Pandemie weniger nachgefragt. Die Menschen nutzen lieber das eigene Auto, als dicht an dicht mit anderen Menschen zu reisen. Doch wie lange dieser coronabedingte Effekt noch anhält, lasse sich schwer prognostizieren, sagt Peter Panitz. Der Geschäftsführer der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) rechnet aber damit, dass sich die Fahrgastzahlen in der Zukunft wieder normalisieren. Etwa 450 Bürger nutzen täglich den Zug, um von Calbe Ost die größeren Ballungsgebiete zu erreichen. Das ist für die Nasa ein ordentlicher Wert, sagt er. In Zukunft könnten die Fahrgastzahlen vielleicht noch steigen. Zusammen mit Verkehrs-Staatssekretär Sebastian Putz (CDU), Landrat Markus Bauer (SPD) und Bürgermeister Sven Hause fand der offizielle Spatenstich für den Umbau des Bahnhofes statt.

Rund 1,2 Millionen Euro investieren hier Land, Nasa und Stadt in den Umbau zu einer Schnittstelle. In den kommenden Monaten soll der Umbau erfolgen. Die Strabag hat den Auftrag dazu erhalten. „Diese neue moderne Schnittstelle mit Bahnhofsgelände, zahlreichen Parkflächen für Bus und Pkw sowie modernen Fahrradabstellmöglichkeiten und einer modernen Ladeinfrastruktur wird letztendlich finales I-Tüpfelchen einer mehrjährigen Verjüngungskur nach fast 180 Jahren sein. Unsere Schnittstelle wird das neue Tor des öffentlichen Schienennahverkehrs zur Stadt Calbe sein“, sagte Bürgermeister Sven Hause.

Vor Monaten wurde als Vorbereitung für die Arbeiten bereits das alte Bahnhofsgebäude abgerissen. Auch Nebengebäude verschwanden. Für die Gebäude gab es bereits seit Jahrzehnten keine Verwendung mehr. Der Bahnhof soll jetzt direkt den Sprung in das 21. Jahrhundert machen und damit auf die individuelle Mobilität reagieren, die in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen ist.

Der neue Bahnhof soll in Zukunft den Bürgern das Umsteigen leicht machen. Wenn die Corona-Pandemie abgeebbt ist und die Massenverkehrsmittel wieder mehr in den Fokus als günstige und umweltschonende Art zu reisen rücken, könnte die Bahn an Bedeutung gewinnen. Als Schritt in die richtige Richtung sieht dies Landrat Markus Bauer. Schon als Bürgermeister habe er sich für einen starken Schienenverkehr eingesetzt, erinnerte er. Dabei habe er immer die Schienenverbindung nach Bernburg thematisiert. In Calbe machen die dieselbetriebenen Zugfahrzeuge ebenfalls Halt.

Der Ausbau der Infrastruktur mit einem modernen Bahnhof sei aber auch eine Investition in die Zukunft. Mit dem modernen Bahnhof steige die Attraktivität der Saalestadt an, meint der Landrat. Das könne ein interessanter Aspekt für Menschen sein, die auf der Suche nach einem Ort sind, um eine Familie zu gründen und heimisch zu werden. Calbe könne hier für Familien und für Pendler in Zukunft interessanter werden und vielleicht auch einen Zustrom erfahren. Mit dem Zug sind die großen Ballungsräume in der Nähe, wie Magdeburg und Halle/Leipzig in kurzer Zeit zu erreichen. Das könne die Ansiedlung von Menschen in der Region befördern. Menschen brauche die Region in vielerlei Hinsicht. Nicht nur die Kommunen wollen die Abwanderung und die Schrumpfung der Einwohnerzahlen stoppen. Auch die Unternehmen sind darauf angewiesen, dass die Menschen in der Region bleiben oder zuziehen. Eine moderne Infrastruktur wirke sich daher auch auf die Kommune aus, ist der Landrat überzeugt. Der Kreis unterstützt das Vorhaben mit zehn Prozent der Baukosten und investiert wie die Stadt rund 120 000 Euro in den modernen Bahnhof. Lobende Worte fand zudem der Verkehrs-Staatssekretär Sebastian Putz über das Vorhaben. Bereits seit längerer Zeit fördere das Land den Umbau alter Bahnhöfe zu modernen Schnittstellen, erinnerte er. Eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt bescheinigte er dem Bürgermeister. Der habe das Projekt immer und ausdauernd motiviert verfolgt.

Auch wenn der Bahnhof Ost weit vom Stadtzentrum entfernt liegt, biete sich mit dem Ausbau des Saaleradweges durch die Stadt die Möglichkeit, den Bahnhof in Zukunft in wenigen Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen, schwärmt Peter Panitz. Moderne Stellplätze soll es für Räder am Bahnhof in Zukunft geben. Aber auch wer elektrisch motorisiert vorfährt, kann sein Auto während der Abwesenheit am Bahnhof wieder laden.

Daneben fungiert der Bahnhof ebenso als Umsteigebahnhof für die Züge nach Bernburg. Um die Fahrzeit von Schönebeck zu verkürzen, ist hier bereits der Bau einer direkten Anbindung aus Schönebeck im Gespräch, wurde während des Spatenstichs erinnert. Bislang fahren die Züge in den Bahnhof Ost ein, um dann auf der anderen Seite wieder auszufahren. Eine direkte Anbindung an die Strecke würde die Fahrzeit um mehrere Minuten verkürzen, sagt Peter Panitz. Das Thema sei seit Jahren in der Diskussion. Ob es einst umgesetzt werden könnte, sei offen.

In den vergangenen Jahren hat die Nasa mehr als 300 Projekte im Land umgesetzt, in denen es um den Umbau der Bahnhöfe ging. Das landeseigene Unternehmen, welches den Nahverkehr auf der Schiene organisiert, sei auch weiter bestrebt, die Infrastruktur zu modernisieren. Lange werden die Calbenser nicht auf das Ergebnis warten müssen. Bereits im Herbst soll der Umbau abgeschlossen werden und die Bürger dann ein modernes Bahnhofsumfeld vorfinden, was Lust zum Bahnfahren machen soll.