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24-Stunden-Serie Mischer mit Menschlichkeit

24 Stunden unterwegs im Salzlandkreis - Von 14 bis 15 Uhr: Der Alltag eines Apothekers.

Von Felix Mihalek 17.08.2015, 13:25

Schönebeck l Lau weht der Nachmittagswind in die offene Ladentür der Mischer-Apotheke hinein. Mit ihm kommen zahlreiche Kunden, die entweder Rezepte für Medikation abliefern oder aber bestellte Medikamente abholen wollen. „Wir haben viel Medikation auf Lager“, berichtet Inhaber Lars Mischer. „Wenn etwas nicht vorhanden ist, bestellen wir es beim Zulieferer.“ Jeden Tag um 14 Uhr wird dabei die neue Ware zugeliefert. „Über den Lieferanteneingang gelangt der Zusteller zu unserer Kollegin Heike Matausch. Sie nimmt die Ware ins System auf und sortiert sie in den Kommissonierautomaten ein.“ So wird sichergestellt, dass für jeden Kunden schnellstmöglich das passende Medikament zur Abholung verfügbar ist. „Und bei jeder Abholung ist die Beratung meist schon erfolgt.“

Diese ist ein wichtiger Bestandteil des Apothekeralltags. „Dabei überprüfen wir vor allem das Rezept. Ist es für denjenigen gedacht, der es abholen will? Ist die Medikation der Erkrankung angepasst, die Dosierung plausibel und verträgt sie sich mit anderen Medikamenten?“ Denn Ärzte haben selten die Übersicht darüber, welche Medikamente ein Patient außerdem zu sich nimmt. Gewissenhaft nimmt sich Lars Mischer daher Zeit für die Rezeptnachkontrolle. „Jeden Nachmittag kontrolliere ich, ob morgens alle Medikamente korrekt beliefert wurden und alle gesetzlichen Richtlinien eingehalten worden sind. Und am nächsten Morgen kontrolliere ich dann die Rezepte vom Vortag“, erklärt der Pharmazeut. Dazu setzt er sich an seinen Computer und prüft die Lieferungen auf Herz und Nieren.

Unterdessen gewährt seine Mitarbeiterin Julia Möhring einen Einblick in einen weiteren, eminent wichtigen Bereich des Apothekerberufs: das Mischlabor. Am Eingang dieses für Kunden unsichtbaren Teils der Apotheke steht ein großes Quarantänewarnzeichen. „Wir wissen vorher nie zu 100 Prozent, ob eine Substanz unschädlich ist. Deshalb ist im Labor Vorsicht geboten“, erklärt die Pharmaziestudentin, die gerade ihr praktisches Semester absolviert. Ebenfalls am Eingang des Labors liegt ein großer Wälzer: „Das ist das Europäische Arzneibuch. Darin stehen Gesetze und Richtlinien zur Pharmazie, an welche sich nahezu allen europäischen Länder halten müssen.“

Danach betritt die gelernte Pharmazeutische Technische Assistentin das Labor – ihr „Heiligtum“, wie sie es nennt. Die Arbeitsflächen darin sind zweigeteilt. „Die eine Seite dient der Herstellung“, berichtet Julia Möhring. „Auf der anderen Seite wird geprüft, ob die hergestellten Medikamente wirksam sind.“ Durch diese Aufteilung wird verhindert, dass fremde Stoffe versehentlich miteinander in Berührung kommen und dadurch „kontaminiert“ werden.

Mindestens „zwei- bis dreimal“ die Woche stehen Julia Möhring und ihre Kollegen im Labor und stellen die benötigten Medikamente her. Einen ganz besonderen Part macht dabei die Herstellung von Kapseln aus. Ein Grund dafür ist, gewisse Medikamente in ihrer Dosierung anzupassen. „Zu uns kommen beispielweise drei verschiedene Kinder, die an die 80 bis 100 Kapseln benötigen. Daher stellen wir diese ungefähr einmal pro Monat her.“

Doch nicht nur die Medikation muss den Menschen angepasst werden - die Mitarbeiter müssen sich auch auf die jeweiligen Kunden einstellen: „Viele Kunden schildern uns ihren Leidensweg, besonders die älteren. Aber oft auch jüngere, bei denen die Kinder krank sind“, beschreibt Julia Möhring ihren Arbeitsalltag, dem sie seit drei Monaten nachgeht. „Als Apotheke sind wir für die Therapie zuständig. Deshalb hören wir den Leuten auch zu, wenn sie etwas erzählen.“ Wenn dadurch eine Beratung etwas länger dauert, ist das für die angehende Pharmazeutin kein Problem. „Ich habe auch Respekt vor der Sache, immerhin tragen wir Verantwortung, wenn wir Medikamente verkaufen. Ich gehe gern auf Nummer sicher.“