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Geschäftsführer Jens Brenner zum Umzug nach Staßfurt "Mit den Mitarbeitern der EMS kommt Kaufkraft in die Bodestadt"

15.03.2012, 03:07

Schönebeck/Staßfurt l Der Aufsichtsrat der Erdgas Mittelsachsen GmbH Schönebeck (EMS) hat sich für einen Umzug des Unternehmens von Schönebeck nach Staßfurt ausgesprochen. Was das für die Bodestadt bedeutet, erfuhr Volksstimme-Redakteur René Kiel im Gespräch mit EMS-Geschäftsführer Jens Brenner.

Volksstimme: Warum hat sich der Aufsichtsrat der EMS entschieden, den Firmensitz nach Staßfurt zu verlegen?

Jens Brenner: Nach der Entscheidung der Stadt Schönebeck, den Gas-Konzessionsvertrag mit der EMS nicht zu verlängern, verlagert sich das Aufgabengebiet des Netzbetriebes in Richtung Süden. Staßfurt wird nunmehr zu unserem netztechnischen Schwerpunkt. Dennoch wird die EMS in Schönebeck für ihre Kunden auch künftig in gewohnter Weise den persönlichen Service vor Ort aufrecht erhalten.

Volksstimme: Wie sieht das praktisch aus? Wo wird der Netzbetrieb seinen Sitz nehmen und wo wird die Verwaltung untergebracht?

Jens Brenner: Es wird aller Voraussicht nach zwei Standorte geben. Der Sitz für den Netzbetrieb wird eine zentrale Lage im Netzgebiet haben. Für die Verwaltung suchen wir noch einen Standort in der Stadt Staßfurt. Da in beiden Fällen die Gespräche über potenzielle Grundstücke erst angelaufen sind, können noch keine Aussagen über konkrete Objekte beziehungsweise Grundstücke gemacht werden.

Volksstimme: Wird sich der Umzug auf die Gaspreise niederschlagen?

Jens Brenner: Nein, denn der Gaspreis orientiert sich an den jeweils herrschenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen.

Volksstimme: In welcher Form profitiert die Stadt Staßfurt von der EMS? Mit welchen Gewerbesteuereinnahmen kann die Kommune rechnen?

Jens Brenner: Mit den Mitarbeitern der EMS kommt auch Kaufkraft in die Bodestadt. Darüber hinaus werden auch örtliche Handwerker und Gewerbetreibende - Dienstleister im weitesten Sinne - von der Neuansiedlung profitieren. In der Stadt Staßfurt wurden bislang Gewerbesteuern im sechsstelligen Bereich entrichtet. Dieser Betrag wird sich durch den Umzug deutlich erhöhen.

Volksstimme: Welche Leistungen erbringt das Unternehmen in welchem Territorium?

Jens Brenner: Das derzeitige Netzgebiet umfasst eine Fläche von rund 1600 Quadratkilometern. Erdgas-Konzessionsverträge wurden unter anderem mit den Städten Barby, Calbe, Staßfurt, Egeln, Güsten, Hecklingen sowie der Gemeinde Bördeland verlängert. Erstmals wurden mit den Städten Aken und Nienburg Konzessionsverträge abgeschlossen.

Die Erdgas Mittelsachsen GmbH versorgt derzeit über ihr Erdgasnetz in Teilen des Salzlandkreises, der Landkreise Börde, Anhalt-Bitterfeld und Jerichower Land sowie in Teilen der Landeshauptstadt Magdeburg rund 35000 Kunden sowie rund 150 Industrie- und Sonderkunden. Außerdem zeichnet die EMS für die Betriebsführung der Gasstadtwerke Zerbst GmbH verantwortlich.

Vor rund drei Jahren ist die EMS erfolgreich in das Stromgeschäft eingestiegen und beliefert mittlerweile rund 3200 Kunden. Abgerundet wird die Produktpalette durch Wärmelieferungs-Konzepte (Contracting) sowie Dienstleistungen auf dem Gebiet der Energieberatung.

Für Kunden außerhalb des angeführten Netzgebietes hat die EMS die Produktfamilie SalzlandEnergie (SalzlandGas, SalzlandStrom) entwickelt.

Volksstimme: Wer sind die Gesellschafter?

Jens Brenner: Die Mehrheit an der Gesellschaft liegt in den Händen von Kommunen beziehungsweise kommunalen Unternehmen im Netzgebiet (unter anderem Städte Staßfurt, Calbe, Barby, Egeln, Güsten, Hecklingen). Die Thüga AG mit Sitz in München ist Minderheitsgesellschafter.

Volksstimme: Wie hat sich der Umsatz seit der Neugründung entwickelt? Welchen Platz nimmt die EMS damit unter den Top 100 Firmen in Sachsen-Anhalt ein?

Jens Brenner: Die EMS hat in den zurückliegenden 20 Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen. Der Jahresumsatz lag 2010 bei 116,2 Millionen Euro.

In einem Ranking der Norddeutschen Landesbank der 100 größten Unternehmen Sachsen-Anhalts belegte die EMS damit einen guten Platz im Mittelfeld (52).

Volksstimme: Wieviele Mitarbeiter sind bei der Erdgas Mittelsachsen GmbH beschäftigt, und wieviel werden davon künftig in der Stadt Staßfurt tätig sein?

Jens Brenner: Derzeit sind bei der EMS 97 Mitarbeiter - darunter zehn Azubis - beschäftigt. Hinzu kommen mehrere befristete Arbeitsverhältnisse. Davon werden künftig über 80 Prozent in Staßfurt tätig sein.

Volksstimme: Sind weitere Arbeitsplätze geplant?

Jens Brenner: Vorerst nicht.

Volksstimme: Was wird aus dem traditionsreichen EMS-Standort in der Stadt Hecklingen?

Jens Brenner: Mit dem Umzug des Bereiches Netz in den künftigen Standort wird die Betriebsstelle in Hecklingen aufgelöst. Die Mitarbeiter werden dann in Staßfurt ihren Arbeitsplatz haben.

Volksstimme: Und der Schönebecker Gebäudekomplex?

Jens Brenner: Wir wollen ihn natürlich weiter vermarkten, aber für Veröffentlichungen ist es diesbezüglich noch zu früh.