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Floßfahrt Mit selbstgebauten Floß über die Elbe: Von Sachsen über Schönebeck bis nach Hamburg

Inspiriert von den Abenteuern von Huckleberry Finn zimmert sich Thomas Junik mir seinen Freunden ein Floß zusammen. Gemeinsam befahren sie die Elbe: von Sachsen bis nach Hamburg.

Von Paul Schulz Aktualisiert: 22.07.2021, 10:33
Am Dienstagnachmittag haben die Floßfahrer im Frohser Hafen in Schönebeck angelegt und auf dem Campingplatz übernachtet.
Am Dienstagnachmittag haben die Floßfahrer im Frohser Hafen in Schönebeck angelegt und auf dem Campingplatz übernachtet. Foto: Paul Schulz

Die Art, wie Thomas Junik und seine Freunde Urlaub machen, ist außergewöhnlich und abenteuerlich. Mit ihrem selbstgebauten Floß „Fiasko 21“ befahren die derzeit neun Mann die Elbe. Von Coswig in Sachsen bis nach Hamburg soll es gehen. Reisegeschwindigkeit: Sechs Kilometer in der Stunde. Ein Geschwindigkeitsrausch tritt dabei zwar nicht ein, aber darum geht es den Floßfahrern auch nicht. „Das ist Freiheit und Entspannung“, fasst Thomas Junik die Tour mit einem Satz zusammen.

Ihre Fahrt über die Elbe hat die Fiasko-Crew auch an Schönebeck vorbeigeführt. Am Dienstagnachmittag steuerten sie ihr Floß an der Salzblume vorbei und legten schließlich im Frohser Hafen an, um auf dem Campingplatz dort zu übernachten und um ihre Vorräte aufzufüllen.

Spaß an der Freude

Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, eine Floßtour zu machen? „Mich haben schon immer die Abenteuer von Huckleberry Finn gefesselt. Die haben mich inspiriert“, verrät Thomas Junik. Es steckt keine politische Botschaft, kein gesellschaftlicher Appell dahinter. Es geht einfach um den „Spaß an der Freude“.

Die Tour auf der Elbe ist auch nicht die erste Floßfahrt für ihn. „1993 haben wir das erste Mal ein Floß gebaut. Das war in Sibirien auf der Soswa“, sagt Junik. Es folgten weitere, beispielsweise auf der Oder. „Und jedes Floß wird besser“, freut sich Thomas Junik.

Fässer für den Auftrieb

Das vier Meter breite und elf Meter lange Floß „Fiasko 21“ hat er aber nicht alleine gebaut. Etwa ein Dutzend Freunde haben beim Bau, der zwei Wochenenden in Anspruch genommen hat, unterstützt. Bootsbauer ist keiner von ihnen. Das müsse man aber auch nicht sein, um ein schwimmendes Floß zu bauen. „Das bisschen Sägen und Schrauben kriegt man schon hin“, so Junik. Übrigens: Das Floß schwimmt nicht durch die Auftriebskraft der rohen Holzbretter. Die sind eigentlich nur das Gerippe drumherum. Unter den Planken verbergen sich nämlich 16 Kunststofffässer, die dem Floß einen Auftrieb von rund drei Tonnen verschaffen.

Die Crew auf dem Floß wird indes auch immer wieder mal ausgetauscht beziehungsweise durchgewechselt. Es steigen also Freunde und Bekannte dazu, fahren ein paar Tage mit und geben ihren Platz wieder für die nächsten frei. Nur Junik und drei weitere Männer bleiben die komplette Tour – immerhin rund drei Wochen – auf dem Floß.

Im Gegensatz zu der Floßtour in Russland muss auf der Elbe aber allerlei beachtet werden. Schließlich darf nicht einfach jeder ein Floß zusammenzimmern und damit munter in See stechen. „Das Schifffahrtsamt hat uns die Auflage erteilt, einen Motor anzubringen. Dabei kommt ein Floß eigentlich ohne aus“, weiß Thomas Junik. Im Endeffekt sei dieser aber schon sehr nützlich. Denn bei der verhältnismäßig starken Strömung auf der Elbe, ist dieser zum manövrieren enorm hilfreich. „Ohne den Motor, hätten wir es wohl auch nicht in den Frohser Hafen geschafft.“

Ruder besetzen

Neben dem Außenbordmotor verfügt das Floß über drei große Ruder, die auch jederzeit besetzt sein müssen. Das ist im Grunde auch die Hauptaufgabe auf dem Floß. Wer gerade nicht rudert, der kann also die Seele baumeln lassen, ein Buch lesen oder einen Kaffee trinken. Auch am Smartphone rumzuspielen ist möglich, schließlich verfügt das Floß über ein Solarpanel, womit die Akkus aufgeladen werden können.

Bleibt eigentlich nur noch die Frage, warum das Floß den Namen „Fiasko“ bekommen hat. „Das ist ein bisschen Galgenhumor. Nach dem Motto: ’Wenn das Floß schon Fiasko heißt, dann wird schon nichts schief gehen“, erklärt Junik. Und das scheint sich bisher zu bewahrheiten. Seit ihrem Start am Dienstag vergangener Woche sind die Floßfahrer gut durchgekommen.

Und obgleich die Elbe-Tour noch nicht einmal zur Hälfte geschafft ist, denkt Junik schon an die nächste. In ein paar Jahren würde er mit seinen Freunden nämlich gerne die Weichsel in Polen oder die Loire in Frankreich befahren. Dass er das Zeug dazu hat, steht ja bereits fest.