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Müllwahnsinn Von Ekel und heißen Spuren

Die Gemeinde Bördeland ärgert sich über illegale Hinterlassenschaften. Warum dieses Mal die Täter wohl zur Rechenschaft gezogen werden.

Von Sebastian Rose 12.07.2019, 06:02

Eggersdorf/Biere l Silvio Gebser und Holger Scholz stehen inmitten der weit verteilten Müllberge nahe der Autobahn 14. Die beiden Regionalbereichsbeamten müssen sich das Würgen verkneifen. Es stinkt bestialisch. Regen und Hitze tun ihr Werk. Selbst die heimische Tierwelt hat längst Gefallen an den Windeln und Kühlschränken gefunden. Nur die Lackreste werden in Ruhe gelassen. Anders als die Umweltverschmutzer wissen die Tiere wohl, dass diese in der Natur nichts zu suchen haben.

Am Anfang der Woche wurde die Verwaltung der Gemeinde und die beiden Polizisten darauf aufmerksam gemacht, dass auf dem Weg von Biere in Richtung Eggersdorf, kurz nach der Autobahnbrücke, einige Kubikmeter Müll entladen wurden. Daraufhin rückten die Regionalbereichsbeamten mit Gemeindeoberhaupt Bernd Nimmich (SPD) zum Tatort aus. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen.

„Die potenziellen Täter haben wohl eine schöne neue Küche“, übt Silvio Gebser sich in Galgenhumor. Gemeint sind die vielen PVC-Fußbodenreste, die Kühlschränke, Fensterrahmen, Farb- und Lackbehälter und verschiedene Küchen- abfälle. Getragene Unter- wäsche, Hosen, volle Windeln und das teilweise noch neuwertige Autozubehör machen den Anblick komplett. „Es ist einfach nur widerlich“, ärgert sich Holger Scholz.

Die Polizisten haben sichtlich zu kämpfen mit der Situation. Trotzdem können sie aufgrund ihrer akribischen Suche im Müll einige Indizien sammeln. Denn neben dem Restmüll sind auch viele Papierberge hinterlassen worden. Immer Mal wieder blickt ein scheinbar wichtiges Dokument zwischen dem Altpapier hervor. „Wir haben Automobilclubkarten, PIN-Nummern, E-Mail Adressen mit Passwörtern und weitere wichtige Dokumente gefunden“, erklärt Silvio Gebser. „Alles deutet darauf hin, dass mal wieder ein uns bekannter Mann und seine Komplizen aus Barby für den Müll verantwortlich sind.“

Schon drei Mal ist der Beschuldigte allein in Bördeland mit vergleichbaren Taten aufgefallen. Dies wäre die vierte Tat. „Beim ersten Mal haben wir den Beschuldigten noch eine Frist gesetzt. Danach wurde der Müll tatsächlich fachgerecht entsorgt“, erklärt Bernd Nimmich. „Einen Lerneffekt kann man trotzdem leider nicht erkennen“, ärgert er sich weiter. Beim letzten Mal wurde sogar in einer Hosentasche die Krankenversichertenkarte eines Verdächtigen gefunden. „Diese hatte der Täter zuvor schon als Verlust gemeldet“, so Silvio Gebser.

„Als wir ihm dann seine Karte persönlich gebracht und ihn mit den Anschuldigungen konfrontiert haben, wollte er uns angreifen“, so der Regionalbereichsbeamte. Nur die Mutter des Täters konnte damals noch in letzter Sekunde dazwischen gehen und einschreiten.

Nun ist wohl der gleiche Täter wieder im Kreise der Verdächtigen. Wieder machte er sich keine Mühe, seine Umweltsünde zu vertuschen.

Die Beweismittel sind erst einmal zum Bördeländer Ordnungsamtsleiter Andreas Pluntke gewandert. Die Regionalbereichsbeamten der Gemeinde haben bereits die Anzeige aufgenommen. Jetzt wird der Kreiswirtschaftsbetrieb den Müll vorläufig entfernen müssen. Denn die Zeit drängt. Die vielen Glasscherben stellen eine enorme Gefahr für Flächenbrände dar.

„Der Landkreis ist informiert und wird weitere Schritte einleiten“, weiß Silvio Gebser weiter. Da nicht nur die Menge beachtlich ist, sondern auch Gift- und Gefahrenstoffe einfach in der Umwelt entsorgt wurden, wird die Tat wohl ein Straftatbestand und keine Ordnungswidrigkeit sein.

Während die Regionalbereichsbeamten bloß schnell wieder aus dem Müll kommen wollen, macht besonders Bernd Nimmich vor Ort seinem Ärger freien Lauf. Mit wütender Stimme ruft er: „Das ist so eine unglaublich große Sauerei.“

Auch der Ordnungsamtsleiter Andreas Plunkte hat zu der illegalen Müllentladung eine klare Meinung. „Augenscheinlich muss die große Müllmenge ja schon auf einem Lkw oder Transporter geladen worden sein. Was ist daran so schlimm, ein paar Meter weiter zur Mülldeponie zu fahren?“

Im Übrigen wäre die gesamte Müllentladung für die Täter auf legalem Wege weitestgehend kostenfrei gewesen. Sperrmüll kann zweimim Jahr abgeholt werden lassen. Das Schadstoffmobil hält zudem am 21. August in Barby. Alles andere ist im Hausmüll gut aufgehoben.