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Notbetreuung Kitas nehmen mehr Kinder auf

Kitas dürfen nun zwölf statt fünf Kinder pro Gruppe in der Notbetreuung aufnehmen. Die Kitaleiter der Region begrüßen die neue Regelung.

Von Paul Schulz 30.04.2020, 01:01

Schönebeck/Calbe/Barby l Mit einem Erlass des Sozialministeriums gelten seit Mittwoch neue Regeln für die Notfallbetreuung in Kitas. Demnach dürfen in den Einrichtungen nun zwölf Kinder in einem Raum betreut werden. Zuvor waren die Gruppen deutlich kleiner und auf maximal fünf Kinder beschränkt. Außerdem darf statt zwei Kindern im Kindergartenalter auch ein Krippenkind aufgenommen werden. Generell muss dabei aber gewährleistet sein, dass sich immer dieselben Kinder und dieselben sie betreuenden Personen in klar definierten Räumlichkeiten aufhalten. Es soll also vermieden werden, dass neue Kontaktnetze entstehen. Darüber hinaus soll trotz der Corona-Pandemie eine Eingewöhnungsphase für Kinder möglich sein. An den Aufnahmebedingungen hat sich mit dem Erlass nichts geändert.

Landrat Markus Bauer (SPD) begrüßt die neue Regelung. „Damit entspannt sich die Lage einigermaßen“, so der Landrat. In einer Pressemitteilung des Salzlandkreises wird Anke Meyer, Fachbereichsleiterin für Soziales, Familie und Bildung, so zitiert: „Wir waren zwischenzeitlich an unsere Grenzen gestoßen. Die Plätze zur Notbetreuung wurden knapp und auch der organisatorische Aufwand, den vielen Elternanträgen unter Einhaltung aller Vorgaben gerecht werden zu können.“

Wie der Salzlandkreis weiter mitteilt sind bis Anfang dieser Woche 2902 Anträge auf Notbetreuung in Kindertageseinrichtungen beim Fachdienst Jugend und Familie eingegangen. Rund 15 Prozent aller 12.588 Kitaplätze im Landkreis werden zur Notbetreuung genutzt. 1914 Kinder im Alter von bis zu 12 Jahren besuchen die Einrichtungen, von der Krippe bis zum Hort.

Angela Spandau, Leiterin der Kita „Knirpsenland“ der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Schönebeck, befürwortet die neue Regelung. „Das ist für die Kinder angenehmer, wieder in die Gruppenstruktur zu gelangen“, so Spandau. Im Grunde ändere sich am Alltag in der Kita nicht viel, sagt sie. „Die Erzieher sind nach wie vor da. Lediglich die Gruppen werden halt ein bisschen größer“, sagt die Kita-Leiterin.

Für Kerstin Wehmann, Leiterin der Kita „Regenbogen“ der Volkssolidarität in Calbe, steht fest: „Das bedeutet für uns jetzt erst einmal, dass wir einen höheren Planungsaufwand haben, um die Gruppen zusammenzustellen.“ So wolle sie beispielsweise vermeiden, dass die drei aktuell bestehenden Gruppen auseinandergerissen werden. Insgesamt können in der Calbenser Kita fünf Gruppen unterkommen, so Wehmann. „Das lässt sich logistisch gut umsetzen. Wir haben zwei Stockwerke und genügend Platz“, sagt sie. Auf dem Spielplatz wolle man mit einem Rotationsprinzip dafür sorgen, dass die verschiedenen Gruppen auch beim Spielen nicht in Kontakt geraten. Ähnlich wie Angela Spandau sieht Kerstin Wehmann die Lockerung der Regelung als positiv an. „Es ist eine Entlastung für die Eltern und auch für die Kinder ist es besser, wieder allmählich zur Normalität zurückzukehren“, sagt die Kitaleiterin.

In der Barbyer Kita „Elbespatzen“ des Vereins Nestwärme kümmert sich Leiterin Iris Jacob um die Planung der Gruppen. Sie sagt: „Für die Kinder ist die neue Regelung super. Sie freuen sich riesig, wieder Kontakt zu ihren Freunden zu haben.“ Jacob gibt aber auch zu Bedenken, dass die größeren Gruppen es erschweren, dafür zu sorgen, dass Kinder aus verschiedenen Gruppen nicht in Kontakt treten. Zu 100 Prozent könne keine Kita garantieren, dass das vermieden wird, sagt sie. „Natürlich passen wir aber besonders auf und geben unser Bestes“, versichert Iris Jacob.

Neben den größeren Gruppen in den Kitas kündigt sich nun auch für Alleinerziehende eine Lockerung an. Sie sollen ebenfalls ihre Kinder in die Notbetreuung geben dürfen. Das Kabinett entscheidet am Sonnabend darüber. In Magdeburg wurde durch Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) bereits eine Allgemeinverfügung unterzeichnet, die allen Alleinerziehenden – unabhängig davon, ob sie in einem systemrelevanten Beruf arbeiten oder nicht – ermöglicht, ihre Kinder in die Notbetreuung zu übergeben.

Überdies verständigten sich die Finanzexperten des Landtags gestern darauf, dass das Land finanziell einspringt, wenn Eltern ihre Kinder zu Hause betreuen. Für Kinder in Notbetreuung, will das Land hingegen nicht mehr zahlen. Voraussetzung sei, dass die Kommunen auf die Elternbeiträge von jenen Familien verzichteten, die ihre Kinder nicht in der Kita betreuen lassen.