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Brandschutz Obere Etage bleibt verwaist

Die Fluchtwege in der Kita Eggersdorf sorgten vor fünf Jahren für Furore. Warum die Räume seitdem nicht genutzt werden können.

Von Saskia Fischer 07.06.2024, 12:15
In einer Eggersdorfer Kita fehlt ein Fluchtweg.
In einer Eggersdorfer Kita fehlt ein Fluchtweg. Olaf Koch

Eggersdorf. - Seit fast fünf Jahren sind die Räume im Obergeschoss der Eggersdorfer Kita „Zwergenland“ ungenutzt. Und das, obwohl sie damals frisch saniert worden sind. Der Grund: Fehlendes Geld und ein fehlender Fluchtweg.

Gesetzlich festgeschrieben sind nämlich zwei voneinander unabhängige Rettungswege im Obergeschoss. Doch so einen „richtigen“ zweiten Rettungsweg gab und gibt es im oberen Stockwerk der Kita „Zwegenland“ nicht. Die Kita wurde seinerzeit lediglich energetisch saniert. Die Brandschutzmaßnahmen und die Flucht- und Rettungswegesituation standen bei den Arbeiten am Bestandsbau nicht im Fokus.

Einem Vater – der als Brandschutzingenieur tätig war – fiel damals auf, dass im oberen Stockwerk keine zwei unabhängigen Fluchtwege vorhanden sind.

Dem widersprach die Gemeinde. Es seien zwei Rettungswege vorhanden: Einerseits der reguläre Weg über die Treppe und andererseits über ein Fenster, das zur Außentreppe führt. Aber eben dieses Fenster war der Streitpunkt. Die Frage stand im Raum: Wie sicher ist der Weg über das kleine Fenster hinaus auf die Treppe? Laut dem Brandschutzingenieur hätte es bodentief ausgeführt sein müssen, denn „Alleine kommt da kein Kita-Kind raus“. So sei das Fenster zu hoch, um mit der Größe eines Kita-Kindes hinauszugelangen. Die damaligen Evakuierungsübungen zeigten, dass der Prozess durch diesen Fluchtweg durchaus länger dauerte. Mit einem fest verbauten Podest wäre es allerdings akzeptabel, so der damalige Wehrleiter der Feuerwehr Eggersdorf.

Vertreter des Salzlandkreises besichtigten daraufhin die Kita und stimmten der Einschätzung des Vaters zu. Die Konsequenz: Die Räume dürfen nicht genutzt werden, bis zwei Rettungswege gewährleistet sind.

Ein Podest, das den Kindern den Ausstieg aus dem Fenster erleichtern würde, ist bislang aber nicht eingebaut worden. Die Räume im Obergeschoss sind somit nach rund fünf Jahren immer noch nicht nutzbar. Auch ein möglicher Steg, der außen befestigt werden könnte, sei zu teuer und zu aufwendig.

„Für diese Räume, die eher der Beschäftigung der Kinder dienten, sind die Kosten für den letztendlichen Nutzen einfach zu hoch“, erklärt der Leiter des Ordnungsamtes der Gemeinde Bördeland, Andreas Pluntke. Die Räume waren zum Basteln, Malen und für die Vorschule geplant. Außerdem steht auch ein kleiner Fernseher darin. Somit seien sie nicht so wichtig im Gegensatz zu den regulären Betreuungsräumen.

Alarmanlage reicht nicht

Dieses Thema sorgte damals für viel Furore und zu einer letztendlichen Einigung kam es nicht. Bei der Sanierung vor fünf Jahren war ein Planungsbüro beteiligt und auch seitens des Salzlandkreises gab es bauordnungsrechtliche und brandschutztechnische Beurteilungen und Abnahmen. Auch das Argument, dass die Kita-Kinder nicht allein aus dem Fenster müssten und Hilfe von Erziehern bekämen, stand seitens der Gemeindeverwaltung im Raum.

Im Zuge der Sanierung wurde damals auch eine Brandmeldeanlage installiert. Dies kompensierte alledings nicht den weiterhin fehlenden zweiten Rettungsweg im Obergeschoss.

Am Ende sind es staubige Räume, die von den Kindern nicht belebt werden können – weil sie im Ernstfall zu langsam aus der Gefahrensituation entkommen würden. Aus Geldmangel beziehungsweise nach der Abwägung von Kosten und Nutzen kann aber auch fünf Jahre später offenbar nichts daran geändert werden.