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Polizeieinsatz Falscher Verdacht in Schönebeck

In der Straße der Jugend wird der Polizei in Mann gemeldet, der mit einem Messer bewaffnet sein soll. Das bestätigte sich allerdings nicht.

Von Jan Iven 04.05.2020, 19:48

Schönebeck l Viele Anwohner der Straße der Jugend haben von dem SEK-Einsatz der Polizei in ihrem Viertel in der Nacht zu Montag, 4. Mai, offenbar gar nichts mitbekommen. „Wenn ich schlafe, dann schlafe ich“, sagte ein Rentner der Volksstimme am nächsten Tag beim Rausbringen des Mülls.

Zumindest ein Auszubildender, der in dem Wohnblock am Ende der Straße lebt, hatte etwas bemerkt. „Die Straße vor dem Haus war voller Blaulicht“, erzählt der junge Mann. Doch statt genauer aus dem Fenster zu schauen, hat er weiter geschlafen. Die Zwischenprüfungen in der Berufsschule stehen an und er muss früh raus. Alles was er über den Einsatz in seinem Wohnblock weiß, hat er im Internet gelesen.

Ursache für das Großaufgebot der Polizei in der Straße der Jugend: Kurz vor Mitternacht hatte ein Bewohner des teilweise als Wohnheim für Azubis genutzten Gebäudes die Beamten alarmiert. Im Hausflur soll ein Mann mit einem Messer unterwegs gewesen sein. Zudem soll der Verdächtige in Begleitung eines Jugendlichen gewesen sein. Der Zeuge berichtete, dass die Person blutverschmiert war. Als der Zeuge den Mann ansprach, soll dieser ihm gedroht haben.

Die Polizei ging daher von einer möglichen Bedrohungslage bis hin zu einer möglichen Entführung aus. „Aufgrund dieser Informationen haben wir das große Besteck raus geholt“, sagte der Sprecher der Polizeiinspektion Magdeburg, Frank Küssner. Insgesamt 50 Beamte waren in dieser Nacht im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte des Landeskriminalamtes. Denn die Polizei wollte auf alle Möglichkeiten vorbereitet sein.

Vor Ort konnten die Beamten den Verdächtigen und den Jugendlichen jedoch zunächst nicht antreffen. Erst als eine Frau ihren 14-jährigen Sohn als vermisst meldete, konnte die Polizei den Aufenthaltsort der beiden ermitteln. Demnach waren der 54-jährige Mann und der Jugendliche in der Wohnung eines Bekannten in dem Wohnblock. Der Junge konnte kurz darauf wohlbehalten und unverletzt zu seiner Mutter zurückkehren. Nach Angaben der Polizei soll sich der Junge freiwillig bei den beiden Männer aufgehalten haben. Er soll sie flüchtig kennen. Hinweise auf strafbare Handlungen habe es allerdings nicht gegeben, teilte der Polizeisprecher mit.

Der erwachsene Begleiter des Jugendlichen ist polizeibekannt, allerdings nicht im Zusammenhang mit Übergriffen auf Kinder oder Jugendliche, wie die Polizei mitteilte. Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Beim Eintreffen der Beamten hatte der Mann Alkohol getrunken. Ein Messer, wie von dem Zeugen zunächst berichtet, konnte die Polizei nicht feststellen. Das Blut an der Kleidung des Mannes soll von ihm selbst stammen. „Er konnte uns glaubhaft darlegen, dass er sich beim Hantieren mit Werkzeug verletzt hatte“, sagte Frank Küssner.

Der Polizeisprecher bestätigte, dass der Vorfall relativ ungewöhnlich gewesen sei. „Das war schon alles sehr verdächtig. Es war daher absolut richtig, dass der Zeuge die Polizei gerufen hat“, sagte Küssner. „Wir kommen lieber umsonst als zu spät.“ Letztendlich hätte der Minderjährige um Mitternacht auch schon längst zu Hause sein müssen.