1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Pömmeltes Orgel wird saniert

Kirche Pömmeltes Orgel wird saniert

Von Thomas Linßner Aktualisiert: 21.4.2021, 08:07
Im Hintergrund die verhältnismäßig kleine Orgel der Pömmelter Johanniskirche. Sie soll wieder bespielbar gemacht werden. Foto: Thomas Linßner
Im Hintergrund die verhältnismäßig kleine Orgel der Pömmelter Johanniskirche. Sie soll wieder bespielbar gemacht werden. Foto: Thomas Linßner Foto: Thomas Linßner

Pömmelte. „Hier haben meine Mutter und Ruth Matzke als junge Konfirmandinnen für ordentlich Luft gesorgt“, lächelt Dieter Kohle, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates Pömmelte. Obwohl die Orgel damals schon einen Elektromotor für das Windwerk hatte, wurde manchmal auch „gepumpt“. Das geschah nicht etwa mit einer Tretanlage, wie sonst üblich, sondern mit einem Schwengel an der Seite. Wenn der Organist richtig in Fahrt kam und laut spielte, brauchte er viel Luft. Dann mussten sich die Mädchen mächtig ins Zeug legen, um den Balg zu füllen. Unüberhörbar dürfte dabei das Knacksen der Holzmechanik gewesen sein.

Nun soll die kleine Orgel, die ein bisschen aus der Proportion der Raumbreite gefallen zu sein scheint, wieder saniert werden. Zwar kann man ihr noch Töne entlocken, die aber nichts mit Musik zu tun haben. Was kein Wunder ist, so lange wie die Königin der Instrumente schon in sich ruht.

Zutritt durch zwei schmale Türen

Ein Blick in das Orgelgehäuse, das durch zwei extrem schmale Türen zu erreichen ist, zeigt: Den Holzwürmern scheint es zu schmecken. Kleine Häufchen feinsten Nadelholzmehls verteilen sich auf der Windlade.

Das soll sich ändern: Die Kirchengemeinde bat Werner Jankowski, Orgelsachverständiger des Kirchenkreises Egeln, um Begutachtung. Der untersuchte im August 2019 das Instrument ausführlich und fasste dessen „Vita“ zusammen. 1864 baute Carl Böttcher aus Magdeburg die kleine Orgel mit ihren zwei Manualen und zwölf Registern auf. Und zwar noch in der alten Pömmelter Dorfkirche, der zu jenem Zeitpunkt - wie sich bald erweisen sollte - keine große Zukunft mehr beschieden war. Denn nur sechs Jahre später wurde sie im Sommer 1870 abgerissen und 1871 ein Neubau eingeweiht. Die Orgel wurde somit ab- und wieder aufgebaut.

Information über Vorgängerinstrument

Dieter Kohle fand dazu einen interessanten Eintrag beim Tischlermeister Heinrich Götze, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Pömmelter Hobby-Chronist unterwegs war. Danach hatte die jetzige Orgel ein Vorgängerinstrument, das „165 Jahre gedient hatte“. Wie Götze schreibt, hieß der abgebrochene gotische Bau „Johanniskirche“, der Neubau „nach höherem Beschluss Friedenskirche“. Deutschland hatte gerade den Krieg gegen Frankreich gewonnen. Doch setzte sich „Friedenskirche“ nicht durch. Man nennt das Gotteshaus bis heute offiziell „Johanniskirche“.

Doch zurück zur Orgel. In einem Gutachten von 1941 bescheinigt Orgelrevisor Strube „gut gebaute Schleifladen“ (zum Verteilen der Luft, Anm. d. Red.) und einen „bedeutenden Klang“. „Leider ist ganz offensichtlich seit längerer Zeit nichts Ernstliches für die Erhaltung des vorzüglichen Werkes getan worden“, urteilt der Fachmann schon vor 80 Jahren.

Finanzierung für Pömmeltes Orgel steht

Werner Jankowski, der schon mehrmals in Pömmelte Konzerte auf dem Harmonium gab, kommt nach seiner Revision zu dem Schluss: „Für die Orgellandschaft stellt es eine große Bereicherung dar ...“, wenn das Pömmelter Instrument grundsaniert würde.

Das überzeugten Dieter Kohle, dessen Finanzverantwortliche Sigrid Hochgräfe und den Gemeindekirchenrat. Denn die erforderlichen 90.000 Euro aufzubringen, war nicht von Pappe. Aber wer es schon fertig gebracht hat, zwei neue Bronzeglocken für über 50.000 Euro zu installieren, der dürfte Erfahrung haben.

Die Finanzierung steht! Die dicksten Brocken schießen das Landesverwaltungsamt mit 35.000 Euro und je 20.000 Euro das Landeskirchenamt und der Kirchenkreis Egeln hinzu. Den Eigenanteil bestreiten private Spender, die Salzlandsparkasse und deren Stiftung.

Beauftragt wurde die renommierte Halberstädter Orgelbaufirma Reinhard Hüfken. Im Zuge der Sanierung soll auch der Prospekt wieder zu dem werden, was er mal war. Denn 1917 wurden die Prospekt-Zinnpfeifen für den Kriegsbedarf demontiert. Als Ersatz nagelte ein Tischler Latten an die Orgelvorderseite.