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Gemeinschaftsaktion: Breitenhagener machen den Nistplatz von Weißstörchen wieder sicher Riesiges Storchennest wird abgetragen

Von Thomas Linßner 22.10.2012, 03:28

Der nächste Storchensommer kommt bestimmt. Deswegen trugen freiwillige Helfer am Sonnabend ein viel zu groß und schwer gewordenes Nest ab.

Breitenhagen l Im Laufe der Jahrzehnte war das Storchennest auf fast zwei Meter Höhe angewachsen. Von Generation zu Generation reparierten es die Adebare, trugen immer wieder neues Nistmaterial auf.

"Wir beobachten das Nest schon seit fünf Jahren mit Sorge", berichtete Andreas Engler, auf dessen großer Scheune es sich befindet. Zusammen mit Nachbar Michael Ernst hätte er wiederholt den Storchenhof Loburg um Hilfe gebeten. "Die hat man auch signalisiert, aber letztendlich tat sich nichts", erinnert sich Ernst. Also machten die Männer am vergangenen Sonnabend Nägel mit Köpfe. Eine 14 Meter hohe Rüstung wurde besorgt, dann Freunde und Kollegen zusammengetrommelt. Die Rüstung - eine Breitenhagener Malerfirma hatte sie gratis zur Verfügung gestellt - stand am späten Vormittag, gegen Mittag war die Brutstätte einige Zentner leichter. Nester wie dieses müssen alle paar Jahre von Humus und Kunststoffresten befreit werden. Anderenfalls besteht in niederschlagsreichen Jahren die Gefahr, dass Jungstörche regelrecht ertrinken oder infolge Unterkühlung verenden. Das Nistmaterial hat sich dann so verdichtet, dass das Wasser schlecht oder gar nicht abfließen kann.

Michael Ernst und seine Helfer setzten sich Atemschutzmasken auf, weil es beim Abtragen fürchterlich staubte. "Wir haben es bis kurz auf das Wagenrad abgetragen", sagte der 48-jährige Elektromeister. Damit meinte er jene Auflage, die vor Jahrzehnten auf den First geschraubt worden war.

Es mussten nicht nur kunstvoll verflochtene Zweige auseinander gezerrt werden. Auch Kunststofffolie, Gewerbeplane, Bindegarn von Strohballen und sogar die Fernbedienung eines Piko-Autos aus DDR-Tagen wurden gefunden.

Das Nest hatte die Form eines Baumkuchens erreicht. Wie Jahresringe hatten die Adebare immer wieder neues Material übereinander getürmt. Dabei "wuchs" das Nest in Richtung Osten, sodass es einen bedrohlichen Überhang bekam. Je weiter sich die Männer nach unten arbeiteten, um so mehr staubte es. Im Laufe der Jahrzehnte war jede Menge feiner Humus entstanden.

Das Breitenhagener Storchennest scheint "schon immer da" gewesen zu sein. Ernst und dessen Helfer haben es vor Augen, so lange sie leben.

"Auch meine 70-jährige Mutti sagte, so lange sie denken kann, ist es da", berichtete Helfer Ulf Lemke.