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  7. "Rote Rosi" soll im Bundestagswahlkampf Kante zeigen

Die Linke wählt Rosemarie Hein wieder zur Direktkandidatin - recht knappes Ergebnis gegen Oliver Müller "Rote Rosi" soll im Bundestagswahlkampf Kante zeigen

Von Robert Richter 26.11.2012, 02:36

Magdeburg l Die Bundestagsabgeordnete Rosemarie Hein soll zur Bundestagswahl 2013 für Die Linke ihr Direktmandat im Wahlkreis Magdeburg/Schönebeck verteidigen. Auf einer durchaus turbulenten Gesamtmitgliederversammlung wurde die 59-jährige Magdeburgerin am Sonnabend von den Genossen erneut als Direktkandidatin aufgestellt.

Ein berauschendes Ergebnis fuhr sie nicht ein. 62 Prozent der anwesenden Mitglieder stimmten beim Entscheid zwischen "Rosi" und "Oli" für Hein, 38 Prozent für ihren Gegenkandidaten, den 40 Jahre alten Magdeburger Stadtrat Oliver Müller. Von den mehr als 700 stimmberechtigten Genossen aus Magdeburg und dem Altkreis Schönebeck gaben 143 ihre Stimme ab. "Ich hatte mir ein deutlicheres Votum gewünscht - es ist ein akzeptables Ergebnis. Ich will nun mit allen einen entschlossen Wahlkampf machen", so Hein.

Die Bildungspolitikerin hatte 2009 das Direktmandat gewonnen - vor Ex-Schiedsrichter Bernd Heynemann (CDU, nicht wieder als Direktkandidat nominiert, für ihn Anwalt Tino Sorge) und Burkhard Lischka (SPD, tritt wieder an). Hein war damals persönlich erstmalig in den Bundestag eingezogen.

Oliver Müller hatte mit einer forschen Rede versucht, die Genossen hinter sich zu bringen. "Ja, ich bin unbequem, vor allem für andere Parteien, aber auch in den eigenen Reihen muss das erlaubt sein", sagte er. Hein spannte von Kommunalfinanzen über Bildungsgerechtigkeit bis hin zum Nein zu deutschen Patriotraketen in der Türkei ein weites Feld auf. Müller, zuletzt bereits mit seiner Kandidatur um den Stadtvorsitz der Linken gescheitert, streifte hauptsächlich lokale Themen und blies zur Attacke. Das war ganz im Sinne nicht weniger Parteimitglieder, die forderten, die Linke müsse klarer Kante zeigen und sich in der öffentlichen Wahrnehmung stärker und eingängiger zu Wort melden.

Linke wie Ex-Stadtrat Frithjof Berfelde wollten daher mit Müller den "jungen, dynamischen, nie um ein Wort verlegenen" Kandidaten ins Feld schicken - gegen den bereits als Hauptkonkurrenten ausgemachten Mitbewerber um das Direktmandat, Burkhard Lischka von der SPD.

Magdeburgs linker Sozialbeigeordneter Hans-Werner Brüning (pro Müller) wollte zum Unverständnis der Mehrheit im Saal härtere Bandagen anlegen. Mit zitternden Händen und flatternder Stimme warf er Rosemarie Hein vor, in ihrer Vita falsche Angaben zu ihrem Anteil an einer Initiativgruppe zur Gründung der PDS im Bezirk Magdeburg 1989/90 gemacht zu haben, die er mitbegründet habe. Hein verwahrte sich scharf gegen den Vorwurf der Lüge, wischte das Thema dann gelassen weg: "Ich war bei den Treffen damals dabei, nur an dich, Hans-Werner, kann ich mich in diesem Zusammenhang nicht erinnern."

Das Scharmützel schadete eher Oliver Müller. Er schwang sich zum Vermittler auf und vergeudete dafür einen Teil seiner knappen Redezeit.

Stadtvorsitzender Torsten Hans zeigte sich am Ende dennoch mit der Veranstaltung zufrieden: "Wir haben das zum ersten Mal auf diesem Wege gemacht und nicht über Delegierte. Die gute Resonanz zeigt, dass es richtig war. Und Rosi Hein ist eine sehr gute Wahl."