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Sanierung Calbe (Ost) wird ganz schick

Der Bahnhof Calbe (Ost) wird voraussichtlich bis 2020 deutlich sein Erscheinungsbild zum Positiven verändern. Dafür gibt es Fördermittel.

07.07.2017, 18:00

Calbe l Weil Bürgermeister Sven Hause in Erwartung des Ministers ein bisschen früher da war, hatte er Zeit, um in Erinnerung zu schwelgen. „Hier habe ich Facharbeiter für Eisenbahndienst gelernt und mal gearbeitet.“ Damals, vor und kurz nach der Wende, war noch Leben im Bahnhofsgebäude, auf dem Bahnsteig gab es eine Aufsicht, die die Züge abfahren ließ. Auch Sven Hause hob die Kelle, machte Durchsagen wie diese: „Achtung Reisende! Der Personenzug von Schönebeck zur Weiterfahrt nach Halle verspätet sich voraussichtlich um 15 Minuten.“ Der Beifall des Reisepublikums hielt sich in solchen Fällen in Grenzen.

Jetzt werden die Stadt Calbe und das Landesministerium in ein paar Jahren wirklich stillen Beifall ernten, wenn die Reisenden vom Schnittstellenprogramm profitieren, in das die Saalestadt aufgenommen wurde.

Der Bahnhof und sein Umfeld sollen in den kommenden Jahren rundum erneuert werden. „Mit dem Bau der Schnittstelle haben sich die Calbenser viel vorgenommen. Das Land unterstützt solche Initiativen gern. Gemeinsam wollen wir das Nahverkehrsangebot attraktiver machen und das städtische Umfeld entwickeln“, sagte Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel bei der Übergabe des Bescheides.

Nach Auskunft des Ministers werden im Rahmen des Programms, das von der Nahverkehrsservicegesellschaft (Nasa) des Landes betreut wird, Fördermittel in Höhe von etwa 500 000 Euro bereitgestellt. Die Stadt Calbe trägt einen Eigenanteil von 20 Prozent.

Der aktuelle Zustand des Bahnhofs gereicht weder der Deutschen Bahn zur Ehre, noch ist er ein gutes Aushängeschild für die Stadt. Das Empfangsgebäude ist eine Ruine, die Bahnsteige sind zu niedrig für den Fahrzeugeinstieg, das historische Dach am Bahnsteig ist kaputt.

Die Bushaltestelle entspricht nicht den Anforderungen an eine moderne Schnittstelle von Bus und Bahn, und Pendler müssen ihre Autos „wild“ parken. Doch Bürgermeister Sven Hause ist optimistisch: „Das alles soll sich in den kommenden Jahren ändern. Mit Unterstützung des Landes und der Deutschen Bahn wollen wir ein Schmuckstück aus unserem Bahnhof machen.“ Als Zieltermin nannte er 2020. Die Bahn erneuert in diesem und im nächsten Jahr die drei Bahnsteige auf einer Länge von 155 Metern und erhöht sie auf 55 Zentimeter.

Aber warum wird der Bahnsteig derart verlängert? Laut Verkehrsminister Webel verlange das die DIN-Norm. Und er hat ein launiges Beispiel aus alter Zeit parat. „Wenn früher in Leipzig der sehr lange Interzonenzug hielt, musste die Oma im letzten Wagen in das Schotterbett springen.“ Soll heißen: Man baut zukunftsgerecht.

Es wird auch das Bahnsteigdach saniert, das noch aus Kaisers Zeiten stammt. Das geht nicht etwa auf eine Initiative der Deutschen Bahn zurück. „Dafür haben sich die Denkmalspflege und die Nasa eingesetzt“, sagte Nasa-Geschäftsbereichsleiter Peter Panitz. Der Deutschen Bahn würden Unterstände wie zum Beispiel in Gnadau reichen. Voraussetzung für die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes ist der Abriss des ungenutzten Empfangsgebäudes. Voraussichtlich im Jahr 2019 soll der Bau der Schnittstelle beginnen.

Geplant sind eine neue Bushaltestelle mit Wendeschleife, mindestens 30 neue P+R-Stellplätze sowie eine sogenannte Kiss&Ride-Vorfahrt für den Abschied mit Küsschen. Dazu kommen zwei Stationswegweiser und eine überdachte Fahrradabstellanlage. Verbessert werden auch die Geh- und Radwegbeziehungen. Die angrenzende Straße wird ebenfalls hergerichtet.

Webel: „Der Bahnhof ist eine wichtige Schnittstelle von Bahn und Bus. 400 Zugfahrgäste steigen hier täglich ein und aus.“