Krankenhaus-Direktor Guido Lenz spricht vor niedergelassenen Medizinern über die Neustrukturierung des Hauses Schönebecker Klinikum setzt auf Kardiologie
Eigentlich hieß das Thema der Weiterbildung "Das akute Abdomen aus Sicht des Chirurgen, Internisten, Gynäkologen und Kinderarztes". Dazu waren am Mittwochabend niedergelassene Ärzte vom Schönebecker Klinikum eingeladen. Vor allem aber interessierten sich die Mediziner für die neue fachliche Ausrichtung des Ameos-Hauses.
Schönebeck l Das Schönebecker Ameos-Klinikum befindet sich im Umbruch. Das spüren auch die niedergelassenen Ärzte im Großraum Schönebeck. Viele ihrer Patienten sind verunsichert über die noch möglichen medizinischen Leistungen in den Häusern in der Köthener Straße und Am Gradierwerk. Nicht weinige Menschen mit Gesundheiitsproblemen würden sich deshalb in Richtung Magdeburg orientieren, wussten die niedergelassenen Ärzte zu berichten, als sie sich am Mittwochabend zu einer Weiterbildung trafen. Die hatten Klinik-Sprecherin Cornelia Heller und Stefan Böhm als Vertreter der niedergelassenen Ärzte organisiert. Sie stand unter dem Motto "Das akute Abdomen". Doch bevor vier Fachärzte über ihre Erfahrungen bei Erkrankungen im Bauchraum sprechen konnten, nutzte Schönebecks neuer Krankenhaus-Direktor Guido Lenz die Möglichkeit, über die geplante neue Struktur des Ameos-Hauses zu sprechen.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte der Allgemeinmediziner Stefan Böhm gegenüber der Volksstimme angemerkt: "Wir wissen oft auch nicht, wie wir die Fragen unserer Patienten beantworten sollen. Deshalb begrüße ich sehr, dass sich Herr Lenz äußert. Wir hoffen auf klare Aussagen."
Um die war Lenz spürbar bemüht. Er sagte: "Wir arbeiten hart daran, die Ameos-Kliniken im Salzland wieder auf wirtschaftlich stabile Füße zu stellen." Die Krankenhäuser in Aschersleben, Bernburg und Schönebeck hatten das jüngste Geschäftsjahr mit einem Verlust von 51 Millionen Euro abgeschlossen. "Es gab bisher keinen Fall, in der ein Klinikverbund mit einer solch hohen Verlustsumme an einen freien Träger gekommen ist", gab Lenz zu bedenken.
Basisversorgung soll auch weiterhin angeboten werden
Eine allgemeine Versorgung könne in den Ameos-Häusern auch künftig gewährleistet werden. Bis auf "wenige Ausnahmen" werde es keine Fälle geben, die die niedergelassenen Ärzte nicht an das Schönebecker Klinikum überweisen könnten. "Das ist keine Frage: Unsere Konzentration liegt auf dem stationären Sektor", so Lenz. Aber um eine Spezialisierung kämen sämtliche Ameos-Krankenhäuser im Salzland nicht umhin, betonte der Klinik-Direktor. "Das ist ein Spagat, in dem wir stecken", räumte er ein.
Bleiben sollen in Schönebeck unter anderem die Bereiche Gefäßchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Anästhesiologie und Intensivmedizin. Die Abteilungen Kinderheilkunde und Gastroenterologie sollen weiter entwickelt werden. Hinzu kommt der Fachbereich Kardiologie.
Einen umfänglichen Umbau erfährt der Bereich Innere Medizin. Dafür stand bislang das Krankenhaus (mit 140 Betten) in Bad Salzelmen zur Verfügung. Die dortigen Gebäude sollen leer gezogen und der gesamte Bereich Innere Medizin in der Köthener Straße angesiedelt werden. Die Konzentration an einem Ort soll Wege verkürzen und für Einspareffekte sorgen. Für den Umzug ist ein Zeitraum von fünf Jahren veranschlagt. "Dieser Umzug ist das größte Investitionsprojekt in den Ameos-Büchern", erklärte Guido Lenz. Über eine Nachnutzung des Krankenhauses Salzelmen ist noch nicht entschieden.
Die niedergelassenen Ärzte interessierten sich vor allem für die neue kardiologische Abteilung. Zur modernen Diagnostik soll auch ein Katheterlabor gehören, eine Schrittmacher-Therapie soll angeboten werden.
Aufgrund der Wiedereröffnung der Staßfurter Klinik am Mittwoch dieser Woche sind Schönebecker Ärzte in das ebenfalls von Ameos betriebene Haus gewechselt. Zu ihnen gehören der bisherige Chefarzt der Inneren Klinik, Michael Groß, und die Palliativmedizinerin Annette Schmalenberger. Das bedeutet: Schönebeck ist auf Ärzte-Suche. Fast täglich finden Einstellungsgespräche statt. Eine Nachfolgeregelung der von der Ärztin Annette Schmalenberger angebotenen Palliativ-Versorgung soll es geben, stellte Guido Lenz in Aussicht. Was es nicht geben wird: Fahrdienste für Patienten, die etwa im Bereich innere Medizin im Staßfurter Krankenhaus behandelt werden müssten. Das sei nicht zu leisten.
Deshalb müsse es wohl oder übel hingenommen werden, dass einige Patienten eventuell lieber in ein Magdeburger Krankenhaus fahren, weil es verkehrlich besser zu erreichen ist, meinte Guido Lenz. "Ich kann niemanden zwingen. Ich kann nur zu Bedenken geben, dass die Wege zu erfahrenen Ärzten perspektivisch länger werden", sagte er. Und erfahrene Fachärzte würden die Ameos-Häuser vorhalten, beziehungsweise einstellen.