Landesgartenschau Schönebecker zeigt vier Grabmale
Schönebeck wird bei der Landesgartenschau in Burg dabei sein. Michael Schulz stellt Grabmale her, die er dort präsentieren wird.
Schönebeck/Burg l Es sind wuchtige Schläge. Immer, wenn der Schlegel auf das Sprengeisen trifft, splittert aus dem hellen Kalkstein eine Handteller große Platte davon, die von vielen kleinen Splittern begleitet zu Boden fällt. Immer und immer wieder setzt Steinmetz Michael Schulz das Sprengeisen neu an. Immer wieder kontrolliert er den Baufortschritt. Später wird er kleinere Werkzeuge und nicht so starke Schläge ausführen. Dann beginnt die filigrane Arbeit, die dem 58-Jährigen mindestens genauso gut liegt.
Doch schon jetzt ist deutlich die Kontur am Schaft des Grabmals zu erkennen. Sie ist nicht glatt wie von einer Maschine tausendfach geschnitten, sondern uneben. Die Seite zeigt Höhen und Tiefen, nie wiederkehrend. „Wenn hier das Sonnenlicht darauffällt, erleben Sie zu jeder Tageszeit eine andere Oberfläche“, freut sich Michael Schulz. Er streicht über den Stein wie ein Künstler über sein Werk.
Im Grunde ist es das auch. Dieses und andere Grabmale, die derzeit in seinem Betrieb in der Barbarastraße entstehen, sind nicht nur einfache Arbeiten eines Steinmetz‘, sondern wahre Kunsthandwerke. Kein 08/15 aus einem Hochglanzkatalog, sondern Unikate – ausgedacht und umgesetzt von Michael Schulz selbst. Damit beteiligt er sich an der Landesgartenschau 2018 in Burg, die vom 21. April bis 7. Oktober nächsten Jahres stattfinden wird.
„Unsere Landesinnung des Steinmetz- und Bildhauerhandwerkes hatte Anfang des Jahres zu einem Wettbewerb aufgerufen“, berichtet Michael Schulz in einer Pause der Volksstimme. Alle in der Innung organisierten Steimetze des Landes konnten sich daran beteiligen, ihre Exponate für Urnen-, Einzel- und Doppelgrabstellen einreichen. Anonym, um keinen Steinmetz oder eine Region zu bevorteilen, erzählt der Schönebecker. „Umso erfreuter war ich, dass ich mit meinen Vorschlägen gleich viermal Berücksichtigung fand.“
Wer jetzt glaubt, dass Michael Schulz sich mit diesen Arbeiten eine goldene Steinmetz-Nase verdienen kann, muss enttäuscht werden. Sämtliche Kosten bleiben bei den Steinmetzen – sowohl für den Stein, als auch für die Arbeitsleistung. „Im Grunde ist die Ausstellung für jeden Steinmetz ein Aushängeschild seiner kreativen Arbeit und für unsere Innung. Deshalb machen wir das“, begründet er.
Für Michael Schulz spielt noch ein anderer Aspekt eine wichtige Rolle. Diese vier Grabmale, die jetzt in seiner Werkstatt entstehen, sind auch ein Ergebnis seiner kreativen Ader. Er liebt es, abseits der normalen Grabsteine zu spielen, zu experimentieren und in einem gewissen Rahmen seine Fantasie freien Lauf zu lassen, um etwas zu erschaffen: mit Formen, mit Oberflächen, mit der Gestaltung. Schulz kann mit seinen vier Exponaten deutlich zeigen, was ein Steinmetz tatsächlich an handwerklichem Geschick können muss. „Glauben Sie mir: Ich bin wirklich jeden Tag mit Herz und Seele dabei.“
Und das von Anfang an. Schon als sich der Schönebecker Steinmetz die Grabmale im Kopf vorstellte. Für den Wettbewerb musste er sie als Zeichnung in 1:1-Größe mit Schattierungen auf Papier bringen. Zudem wollte die Jury ein Modell aus Gips im Verhältnis 1:10 sowie eine Beschreibung. Schon in dieser Arbeitsphase konnte Michael Schulz seine Gestaltungskraft und sein Ideenreichtum umsetzen. Voraussetzung durch die Jury war, dass keines dieser Grabmale in dieser oder ähnlicher Form bereits hergestellt wurde.
„Zukunft gestalten“ lautet das Leitmotiv der Landesgartenschau in Burg. Auf 17 Hektar wird die gärtnerische Leistungsschau mit ihrem kulturellem Rahmenprogramm stattfinden. Der Ausstellungsbereich „Grabgestaltung und Denkmal“ soll dabei ein Besuchermagnet sein. Die Steinmetze und Steinbildhauer können somit ein Teil des Erfolges werden. Das Gelände der Ausstellung findet auf einer Fläche des ehemaligen Westfriedhofes – gerahmt von Themengärten und Ehrenmalen der Stadt – seine Heimstätte.
Noch bis Ende Januar hat Michael Schulz Zeit, die vier Beiträge abzuschließen. Bis dahin müssen die Kalksteine aus Löbejün, Niedersachsen und Italien sowie der griechische Marmor Gestalt annehmen. „Das geht mir gut von der Hand“, freut sich der Steinmetz. Wohl auch deshalb, weil er etwas völlig Neues erschaffen kann.
Weiter Informationen zu Schau im Internet: https://laga-burg-2018.de/