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Schulweg Eltern-Taxis in Eickendorf ein Problem?

Von der Haustür bis zum Klassenzimmer: Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Ein Erfahrungsbericht aus Eickendorf.

Von Tom Szyja 12.11.2020, 23:01

Eickendorf l Als am Donnerstagmorgen um kurz vor 7 Uhr die ersten Eltern ihre Kinder zur Schule bringen, ist noch alles ruhig in der Karl-Marx-Straße. Wenige Minuten später wird es dann vor der Grundschule „Juri Gagarin“ schon etwas unruhiger. Dann kommt der erste Schulbus an. Mitarbeiterinnen der Schule sorgen dafür, dass die Kinder sicher den Weg ins Schulgebäude finden.

In letzter Zeit soll es nicht immer so gesittet zugegangen sein. Das berichten zumindest einige Bewohner Eickendorfs. Sogenannte „Eltern-Taxis“ würden sich nicht an Verkehrsregeln halten.

Ortsbürgermeister Marco Schmoldt (SPD) berichtete bei der Ortsratsitzung am Montag, dass ihn mehrere Anwohner auf die Situation vor der Schule angesprochen hätten. Autofahrer würden sich nicht an Verkehrsregeln halten. Generell würden zu viele Eltern mit dem Auto kommen.

Schmoldt selbst betonte, dass man nur an die Vernunft der Eltern appellieren könne. Und zumindest Eltern aus Eickendorf sollten überdenken, ob sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen müssten.

Schulleiterin Martina Volkland kann diese Beobachtungen bestätigen. „Wir hatten die Problematik schon in Welsleben. Danach ist es eine Zeit lang ruhiger gewesen. Aber seit einiger Zeit ist die Situation wieder ganz schlimm.“ Eltern würden vor der Feuerwehr parken oder verkehrt herum in die Einbahnstraße, die Weststraße, fahren. Letztens hätte eine Busfahrerin aussteigen müssen, weil sie nicht mehr an den Autos vorbei gekommen sei.

Am 12. November stellte sich die Situation nicht so dramatisch da. Viele Kinder kamen mit dem Schulbus. Alle Eltern hielten sich an die Verkehrsregeln. Es kam zu keinen brenzligen Situationen. Lediglich wenn der Bus anhielt und aus der Gegenrichtung Autos ankamen, wurde es eng.

Eine Mitarbeiterin der Schule sieht den Grund für die ruhige Situation am Donnerstag auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort steht Sylvio Gebser, einer von zwei Regionalbereichsbeamten (RBB) im Bördeland. Durch seine Präsenz würden sich mehr Leute an die Regeln halten.

Der Polizist bewertet die Lage weniger dramatisch: „Wir müssen die Kirche auch mal im Dorf lassen. Es sind keine lebensbedrohlichen Situationen hier, wie das manchmal behauptet wird. Mein Kollege und ich sind zwei bis dreimal die Woche hier. Da sind uns keine groben Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung aufgefallen.“

Auch wenn Autos kurz vor der Feuerwehr hielten, ihre Kinder aussteigen ließen und dann weiter fahren, würden sie dadurch niemanden stören, so Gebser. Wenn sie doch einen Verstoß gegen die Verkehrsregeln feststellen, gäbe es zwei Möglichkeiten. „Entweder verteilen wir einen Strafzettel und leiten ein Bußgeldverfahren ein oder wir sprechen eine Ermahnung aus. Nach einer Ermahnung kommt ein weiteres Vergehen der Verursacher in der Regel nicht mehr vor.“

Schulleiterin Martina Volkland wünscht sich dennoch eine stärkere Präsenz der Polizei. „Wie bei den Schülern ist es auch bei Erwachsenen: Wenn eine Autorität, in dem Fall die Polizei, anwesend ist, wird sich an die Regeln gehalten“. Möglicherweise hat ein Brief der Schulleitung an die Eltern zusätzlich zur Beruhigung beigetragen. Darin wurden diese gebeten, bitte etwas rücksichtsvoller bei der morgendlichen Anreise zu sein.

Kay Lorenz, Vorsitzender der Kreiselternschaft im Salzlandkreis, ist dieses Problem bekannt. „Gerade in der Corona-Zeit entscheiden sich noch mehr Eltern dazu, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen.“ Grund dafür sei die Sorge vieler, dass ihre Kinder über einen langen Zeitraum den Mund-Nasen-Schutz tragen müssten.