Jugendclub Young Generation koordiniert bundesweite Hilfe / Auch Flutopfer in Fischbeck werden bedacht Spenden kommen auf großen Rädern angerollt
Das soziale Netzwerk Facebook als Fluch oder Segen? Für Trixi Ziener vom Jugendclub Young Generation ist die Antwort klar. Ohne das Internet könnte sie keine Hilfe für die Hochwassergebiete in Sachsen-Anhalt anbieten. Momentan rollen Transporter voller Hilfsgüter aus ganz Deutschland zu ihr.
Schönebeck l Am Anfang schmierte Trixi Ziener ein paar Brötchen, um sie den Helfern bei der Hochwasserkatatsrophe zur Verfügung zu stellen. Was inzwischen daraus geworden ist, darüber staunt die resolute Leiterin des Jugendclubs Young Generation selbst: "Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist förmlich explodiert. Das ist ein Verlauf, der unbeschreiblich ist."
Über das soziale Netzwerk Facebook rief der Jugendclub zunächst zu Sach- und Essensspenden auf. Unter denen, die diesen Aufruf gelesen haben, war auch Sven Gillert. Er ist Sänger der Band Haudegen und unterstützt den Club schon länger. Früher hieß der Vorgang Mund-zu-Mund-Propaganda. Heute reicht ein einfacher Mausklick und die Fangemeinde der Band war informiert - und reagierte. Vorigen Dienstag gründete sich die Gruppe ¿Leverkusen hilft Magdeburg\'. "Schönebeck kennt niemand bei uns, deshalb konnten wir das nicht schreiben", sagt Tanja Georgis mit einem Schmunzeln. Sie organisierte die Spendensammlung in Leverkusen. Schnell kamen ganze Garagen voll mit Hundefutter, Dreirädern, Kleidern und vielem mehr für die Flutopfer zusammen. Seit Dienstag rollen nun die Transporter auf den Hof von Young Generation, denn auch eine Gruppe von Helfern aus Ratzeburg (Schleswig-Holstein) kam mit einem Laster vorbei.
"Wir wussten gar nicht wohin, mit den ganzen Sachen", sagt Trixi Ziener. Glück für sie, dass auch die Hilfsbereitschaft vor Ort riesig ist. So nutzt der Jugendclub inzwischen Räume der Sparkasse im Obergeschoss als Kleiderkammer. Diese platzt aus allen Nähten. Einen Anruf später stand ihr die Nutzung von riesigen Lagerhallen frei. Die Brüder Stephan und Christian Fügner betreiben eine Spedition in Schönebeck. Als ehrenamtliche Feuerwehrmänner war für sie gleich klar: Da helfen wir!
"Mir ist wichtig, dass die Spender genau wissen, wo was hingebracht wird."
Inzwischen ist Trixi Ziener mit ihrem Club sogar als offizielle Anlaufstelle gelistet. "Mir ist es wichtig, dass die Spender auch genau wissen, wo was hingebracht wird", sagt sie. Die Notunterkünfte melden also ihren Bedarf an, Young Generation liefert, was benötigt wird. "Das geht von Deodorant über Windeln bis hin zu Einweggeschirr", so Ziener. Der bislang ungewöhnlichste Wunsch? Ein neuer Rollator, da der alte vom Hochwasser weggeschwemmt wurde. Aber auch das war kein Problem. "Wir haben das bei Facebook angefragt und innerhalb von zwei Minuten hatten wir einen", sagt Trixi Ziener mit einem Lächeln im Gesicht. All die großen und kleinen Spenden werden transparent aufgelistet. Kein Wunder also, dass die Menschen dem Jugendclub ihr Vertrauen schenken. Die Übergabe der Sachspenden beschränkt sich nicht allein auf den Bereich Schönebeck. Auch in die Katastrophengebiete rund um Fischbeck wird geliefert.
Die Spenden von Sachgütern und deren Koordination ist aber nur eine Säule der schnellen Hilfe. "Als die Leute Sandsäcke befüllt und geschleppt haben, standen wir hier in der Küche", sagt Ziener. Dabei hätte sich manch ein Helfer sogar so verausgabt, dass er Blasen an den Händen vom Brötchen schmieren bekam. Für Trixie Ziener eine organisatorische Meisterleistung. "Ohne die Chaoten hier wäre ich völlig aufgeschmissen", sagt sie. Auch darüber wird hier Statistik geführt. Am Sonnabend, 8. Juni, haben 61 Jugendliche ab 17 Jahren mitgeholfen. Ziener ist sichtlich stolz auf ihre Truppe. Alles wird von ihr organisiert, jeder weiß genau, was er zu tun hat. "Ich weiß selbst nicht, wie ich das alles schaffe", sagt sie. Stephan Fügner kann sich das besser erklären: "Das hier ist einfach ihr Leben, wenn man Trixi ins Büro stecken würde, dann würde sie krank werden."
"Wir machen so lange weiter, bis wieder alle glücklich in ihren Häusern sitzen."
Wenn der ganze Trubel vorbei ist, dann möchte die Leiterin des Jugendclubs mit ihrer Stammtruppe in den Urlaub fahren. "Am liebsten in die Türkei in die Partnerstadt von Schönebeck, Söke." Noch ist die Arbeit für die Flutopfer aber in vollem Gange. "Wir machen so lange weiter, bis wieder alle glücklich in ihren Häusern sitzen", sagt Ziener. Und nebenher läuft der normale Betrieb von Young Generation weiter.