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Ausbildung Straßenwärter: Wenn die BBS „Otto Allendorff“ für das gesamtes Bundesland in Schönebeck ausbildet

Sie sind die Alleskönner, was die Instandhaltung angeht. Pflastern, Mauern oder Teeren gehören genauso zu ihrem Aufgabengebiet wie auch Winterdienst oder das Aufstellen von Verkehrszeichen – Straßenwärter. Die Ausbildung dazu durchlaufen sie in Schönebeck.

Von Stefan Demps 02.09.2023, 17:12
Hendrik Kämmerer ist dabei, die letzten Arbeiten bei einer Baumscheibe zu beenden. Dies ist Teil einer Zwischenprüfung, die auch die Straßenwärter absolvieren müssen.
Hendrik Kämmerer ist dabei, die letzten Arbeiten bei einer Baumscheibe zu beenden. Dies ist Teil einer Zwischenprüfung, die auch die Straßenwärter absolvieren müssen. Fotos: Stefan Demps

Schönebeck - Das überörtliche Straßennetz von Sachsen-Anhalt hat eine Länge von knapp 11000 Kilometern. Das schreibt das Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Bundeslandes. Davon entfallen 507 Kilometer auf die Bundesautobahnen, 2039 Kilometer auf Bundes-, 4063 Kilometer auf Landes- und 4341 Kilometer auf Kreisstraßen (Stand: 1. Januar 2023). Instandgehalten wird jeder Kilometer, egal auf welcher Straße, von den Straßenwärtern, die bei den unterschiedlichen Behörden angestellt sind.

Abwechslungsreiche und aktive Arbeit

Die Ausbildung zum Straßenwärter wird seit 30 Jahren landesweit in Schönebeck bei der Berufsbildenden Schule (BBS) „Otto Allendorff“ durchgeführt. Mit anderen Worten: Wer in Sachsen-Anhalt diese Ausbildung absolviert, muss dies in der Elbestadt tun. „Die Schule kann dabei auf eine inzwischen 30-jährige Erfahrung in diesem Bereich zurückblicken“, sagt Schulleiterin Astrid Mann nicht ohne Stolz.

Die Ausbildung ist dreigeteilt. Die theoretischen Grundlagen erhalten die Schüler in der BBS, praktische Erfahrungen bekommen sie in ihren Betrieben und Fertigkeiten werden ihnen in der Beschäftigungsförderung-, Qualifizierungs- und Innovationsgesellschaft (BQI) vermittelt.

„Ich habe bemerkt, dass in meinem Umfeld nicht viele wissen, was ein Straßenwärter ist“, berichtet Hendrik Kämmerer. Der 34-jährige Merseburger ist derzeit im dritten Ausbildungsjahr. Er hat sich bewusst für diesen Beruf entschieden, weil er lieber aktiv draußen arbeite. Dies ist seine zweite Ausbildung. Nachdem er seine Ausbildung im Tiefbau abgeschlossen hatte, war er zur Bundeswehr nach Holzminden gegangen, und blieb für zwölf Jahre. Dort war er als Pionier eingesetzt und war viel an der frischen Luft. Aus diesem Grund wollte er einen Beruf wählen, der ihm ähnliches bieten kann.

„Das ist eine aktive und sehr abwechslungsreiche Arbeit“, hat er in den vergangenen zwei Jahren festgestellt. Besonders in Erinnerung blieb ihm dabei das Beseitigen der Sturmschäden. Der bei Bernburg wohnende Kämmerer ist im Kreiswirtschaftsbetrieb angestellt. Seine Zukunft sieht er eher im Raum Aschersleben. Dort hat der Kreiswirtschaftsbetrieb, neben der Schönebecker Zweigstelle, ebenfalls einen Standort.

„Mir liegt das handwerkliche mehr. Die Theorie ist eher die Herausforderung“, hat Hendrik Kämmerer festgestellt. Etwas, das durchaus dem Alter geschuldet sein könnte, so seine Vermutung. Da seien die jüngeren, die frisch aus der Schule kommen, besser im Stoff. Deswegen liegt ihm die Arbeit in der BQI eher als die Zeit in der Berufsschule.

Erwartungen an die Ausbildung

Insgesamt 176 Schüler werden in den drei Lehrjahren ausgebildet. Hendrik Kämmerer ist einer von 60 Azubis in seinem Jahrgang. Seit August sind 61 Schüler in drei Klassen für das erste Lehrjahr angemeldet. Dass die Schule sich in den vergangenen Jahrzehnten einen guten Namen bei der Ausbildung erworben hat, führte auch zu einer gewissen Erwartungshaltung. Nicht nur die Betriebe erwarten entsprechende Qualität, auch die Azubis haben ein Anspruchsdenken im positiven Sinne.

Phillip Naumann ist einer der Azubis im ersten Lehrjahr und seit August an der Schule. Der 16-jährige kommt als Baalberge bei Bernburg und ist ebenfalls beim Kreiswirtschaftsbetrieb angestellt. „Der Beruf des Straßenwärters ist vielseitig und abwechslungsreich. Man ist viel draußen. Da freue ich mich drauf“, schildert er seine ersten Eindrücke. Naumann schätzt sich eher als den Praktiker ein. Gewisse Vorkenntnisse, was die praktische Arbeit angeht, bringt er mit. „Ich mache viel Modellbau, da baue ich Sportflugzeuge“, berichtet er. Eine Tätigkeit, die eine ruhige Hand erfordert.

Der Auszubildende wird die nächsten 3,5 Jahre täglich in die Elbestadt pendeln. „Wenn ich mit dem Auto mitgenommen werde, dann bin ich in 30 Minuten da. Mit dem Zug dauert es knapp 60 Minuten“, erzählt er über die Anreise. Mit dem öffentlichen Personennahverkehr fährt er, wenn er in die Schule muss. Sollte er im Betrieb arbeiten, dann wird er mit dem Auto abgeholt. Die Fahrten durch den Salzlandkreis und Schönebeck haben ihm schon erste Orte gezeigt, wo er gerne Hand anlegen möchte.

Steigende Tendenz bei Schülern

„Die Straßenwärter erledigen unterschiedliche Tätigkeiten auf den Baustellen“, erklärt die für die Ausbildung verantwortliche Koordinatorin Frau Struve. Im Rahmen des Unterrichts wird der Klasse um Phillip Naumann erklärt, welche Wege es gibt, rechte Winkel abzustecken. „Das ist zum Beispiel nötig bei Bordsteinkanten“, erläutert ihr Lehrer. Vor allem das Aufzeigen von Hilfsmitteln, die zur Verfügung stehen, sind ein wichtiger Punkt dabei.

Ein weiteres Thema, das erläutert wird, ist die Längenmessung bei unzugänglichen Streckenlängen. Gerade die Frage, wie kann die Strecke bestimmt werden kann, ein Löschteich den direkten Weg unterbricht. Deshalb müssen die Schüler da die Berechnungsgrundlage kennen. Das erfordert logisches Denken. Die Ausbildungsleiterin Frau Struve erklärt dazu: „Straßenwärter machen nicht nur Straßenarbeiten, sondern halten auch die Straßen intakt. Dazu erlangen sie viele Grundkenntnisse.“ (siehe Infokasten). Schließlich sollen die vielen Kilometer Straße in Sachsen-Anhalt auch vernünftig gewartet werden.