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Straußenfarm Zu Ostern kommt es richtig dicke

Vor fünf Jahren hat Norman Schnitzendöbel aus Klein Rosenburg er seinen Job an den Nagel gehängt. Er betreibt jetzt eine Straußenfarm.

Von Emily Engels 01.04.2018, 04:30

Klein Rosenburg l Der stolze Gang. Die langen, dichten Wimpern. Das elegante Gewand aus Federn. Keine Frage: Die zwei Hektar Weideland von Norman Schnitzendöbel werden von wahren Schönheiten bewohnt. Und die legen – um eins gleich vorweg zu nehmen – die dicksten Eier der Welt. „Ein Straußenei entspricht etwa 25 Hühnereiern“, erzählt Schnitzendöbel. Das 1,5 Kilo schwere XXL-Ei macht sieben bis acht gute Esser satt.

Doch was war zuerst da? Der Strauß oder das Riesenei? Diese philosophische Frage kann Norman Schnitzendöbel zumindest in seinem Fall ganz klar beantworten: Der Strauß. „Zum einen hatte ich keine Lust mehr auf meine Arbeit als Schichtarbeiter für eine große Firma in Schönebeck“, erzählt er. Und gleichzeitig stand ihm das große Stück Land zur Verfügung. Da kaufte er sich - liegt ja Nahe – Straußenküken. Warum gerade die Riesenvögel aus Afrika? Norman Schnitzendöbel wollte etwas außergewöhnliches. Er wollte in eine Nische. Und die fand er.

Sultan zeigt sein Federkleid in voller Pracht. Der 2,5 Meter große Straußenhahn wirkt imposant. Und das will er auch. Denn er bewacht - passend zum Namen – sein Harem.

„Man kann schon erkennen, dass bald Brutsaison ist“, sagt Norman Schnitzendöbel aufgeregt und deutet auf Schnabel und Beine von Sultan. „Die sind schon ein bisschen gerötet.“ Rot heißt nicht nur Paarungszeit, sondern für Besucher auch gleichzeitig Alarmstufe Rot. Denn ist ein Straußenhahn in der Balz, kann er gefährlich werden. Theoretisch könnte das 150 Kilogramm schwere Tier mit einem kräftigen Fußstoß einen erwachsenen Menschen töten. Also der perfekte Beschützer für seine sieben Straußenhennen.

Von denen erhofft sich Norman Schnitzendöbel als Ostergeschenk Eier. „Tatsächlich beginnen sie zu der Zeit des Jahres passenderweise mit dem Eierlegen“, sagt er schmunzelnd. Doch ob das passieren wird, hängt vom Wetter ab. Denn obwohl den zähen Tieren das Rosenburger Wetter – das wohl etwas knackiger ist, als das in der afrikanischen Steppe – nichts ausmacht, fangen sie mit dem Eierlegen erst an, wenn die Temperaturen steigen.

Insgesamt sind es etwa 30 bis 50 Eier pro Tier und Jahr. Normalerweise hat Norman Schnitzendöbel diese stets direkt verkauft (dafür gibt es übrigens eine Warteliste, so groß ist der Andrang), oder zu Eierlikör und -nudeln verarbeitet, die es nebst anderer Produkte vom Strauß im Hofladen zu kaufen gibt. Dort hilft nicht selten seine Mutter Gerlinde Schnitzendöbel aus.

Doch bald sollen nicht mehr alle Eier verarbeitet oder verkauft werden. Denn der Straußen-Besitzer wartet derzeit auf eine Neuanschaffung, die er sich im Internet bestellt hat: Eine Brutmaschine für Straußeneier. Doch da es daran in Deutschland nun mal keinen Massenbedarf gibt, muss die extra angefertigt werden. Reinpassen sollen dann 100 Eier, aus denen – so hofft Norman Schnitzendöbel – schon bald eigene Straußenküken schlüpfen werden.

Denn bisher holt er sich seine Tiere stets als ein bis zwei Wochen alte Küken, derzeit um die 50 pro Jahr. Doch die haben mit 80 bis 100 Euro pro Stück auch ihren Preis. Nach etwa einem Jahr werden die Straußen dann geschlachtet – etwa 30 behält Schnitzendöbel für die Zucht. „Straußenfleisch ist bei Feinschmeckern sowie Menschen, die besonders auf ihre Gesundheit achten wollen, gefragter denn je“, sagt er. Denn es sei überdurchschnittlich fettarm und außerdem Bio. Die großen Vögel bekommen nur natürliches Futter: Gras, Heu sowie Gerste und Weizen – 1,5 Kilogramm pro Tag. „Der Geschmack des Fleisches erinnert an Rinderfilet, aber auch ein bisschen an Ente oder auch Pute“, so Schnitzendöbel. Und was nicht zu Fleisch verarbeitet werde, lande nicht auf dem Müll. Schnitzendöbel: „Aus dem Straußenleder werden noch Portemonnaies und Damentaschen gefertigt, die Haut salze ich ein und verkaufe sie an Feinkostläden und die Knochen bekommen sind bei Hunden beliebt.“

Doch Schnitzendöbel schwärmt nicht nur von dem Fleisch der Tiere, sondern mag auch ihren Charakter. „Früher war ich den ganzen Tag in der Halle, jetzt darf ich ihn mit den Straußen an der frischen Luft verbringen“, schwärmt er. Die Tiere haben eine beruhigende Wirkung auf den Klein Rosenburger. Er findet: „Sie sind sehr langsam und ruhig.“

Werden die Straußendamen rechtzeitig zu Ostern ihre XXL-Eier legen? Es bleibt spannend für Norman Schnitzendöbel und die Kunden, die bereits ein Riesen-Ei vorbestellt haben. Doch für den Fall, dass es klappen sollte, hat der Straußenhalter einen heißen Tipp. Die Kunden sollten schon mal ihren Akkubohrer hervorkramen. Denn den werden sie sicher brauchen, um das größte Osterei der Welt zu öffnen.