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Strukturförderung Kohlegelder auch für Calbe?

Eine schnellere Bahnverbindung zwischen Magdeburg und Halle schaffen - aus Kohlegeldern. Das will Landrat Markus Bauer.

Von Bianca Oldekamp 06.06.2019, 01:01

Calbe l Den Salzlandkreis fördern: als Wirtschafts-, Wissenschafts- und Wohnstandort. Das will der Landrat des Salzlandkreises Markus Bauer (SPD). Seine Idee ist es, die geplante finanzielle Strukturförderung der Kohlegebiete weiterzudenken. „Der Strukturwandel darf nicht an administrativen Kreisgrenzen enden“, sagt er. Denn viele von der Braunkohle in den Mitteldeutschen Revieren abhängige Unternehmen sind unter anderem im Salzlandkreis, der selbst nicht zu den Förderregionen gehört, angesiedelt.

Gemeinsam mit Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze, Tilo Wechselberger (Fachdienstleiter Kreisentwicklung) und Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich stellte er seinen Plan am Mittwoch, 5. Juni, im Landratsamt Bernburg vor.

Konkret beinhaltet dieser, die bestehende Bahnstrecke von Magdeburg nach Halle, die auch über Calbe verläuft, zu einer schnelleren Verbindung „mit S-Bahn-Charakter“ zu machen. So will Markus Bauer verhindern, dass der Salzlandkreis von Investitionen in die Zukunft ausgeschlossen wird.

Diese Investitionen in die Zukunft sehen laut Eckpunktpapier des Bundeswirtschaftsministeriums vom 22. Mai unter anderem vor, dass durch den Auf- und Ausbau vernetzter Mobilitätsangebote der Zugang zu Wohn- und Arbeitsorten sowie zu Kultur, Wissenschaft und Märkten geöffnet werden kann. Und davon soll auch der Salzlandkreis profitieren.

Sprich: Durch eine schnellere Bahnverbindung mit besserer Taktung möchte Markus Bauer den Salzlandkreis nicht nur für Pendler aus den größeren umliegenden Städten wie Magdeburg, Halle und Leipzig attraktiv machen, sondern den Kreis auch als Wohnort für Familien stärken.

Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde statt mit derzeit 80 sollen die Bahnen nach Wunsch von Markus Bauer in Zukunft zwischen Magdeburg und Halle über Könnern unterwegs sein. Das ist derzeit aus mehreren Gründen allerdings nicht möglich.

Einige Bahnübergänge sind unbeschrankt, weshalb die Züge sich diesen nur langsam nähern dürfen. Außerdem müssten die Bahngleise an sich teilweise erneuert werden, damit Züge die Strecke mit höherer Geschwindigkeit befahren können.

Angedacht ist zudem, dass einige Haltestellen nicht mehr bedient werden. Welche das konkret sein könnten, wurde nicht weiter thematisiert. Eine Lösung sei ein Ausbau des örtlichen Nahverkehrs.

Allein zehn Minuten Zeit sparen könne man in Calbe, sagt Markus Bauer. Denn durch eine fehlende Verbindungskurve müssen die Bahnen am Bahnhof Calbe (Saale) Ost halten, um überhaupt über Könnern weiterfahren zu können in Richtung Halle und umgekehrt nach Magdeburg.

Der Zugfahrer muss nämlich vor Ort in die Lok am anderen Ende des Zuges wechseln, um den Bahnhof in die richtige Fahrtrichtung wieder zu verlassen. Und das kostet Zeit, die der Bau einer solchen Verbindungskurve – durch die der Bahnhof Calbe (Saale) Ost zumindest auf dieser Strecke nicht mehr angefahren würde – gutmachen würde.

Auch Anja Huth, Chefin der Agentur für Arbeit im Salzlandkreis, unterstützt den Landrat bei seinem Vorhaben: „Sich auf das Mitteldeutsche Revier zu konzentrieren, ist zu kurz gedacht.“ Man solle vielmehr bei der Beschäftigungsentwicklung die energieintensiven Branchen wie die Nahrungsmittel-, die Chemie- oder die Zementindustrie mit in den Blick nehmen.“

Diese seien ihrer Aussage nach alle abhängig von der Braunkohle und damit gegebenenfalls genauso gefährdet. Welche Auswirkungen das haben könnte, zeigt sich an der Beschäftigtenzahl von knapp 27 400 im Mitteldeutschen Revier. Und viele solcher Unternehmen befinden sich eben auch im Salzlandkreis.

Bisher zählen in Sachsen-Anhalt die Stadt Halle und die Landkreise Burgenlandkreis, Saalekreis, Anhalt-Bitterfeld und Mansfeld-Südharz zu den Regionen, die von den Kohlegeldern profitieren. Die Kohlekommission stellte bei dieser Festlegung aber auch fest, dass Projekte gefördert werden können, die nicht im Revier liegen, aber für dessen Entwicklung eine hohe Bedeutung haben.

Offizielle Gespräche über seinen Vorschlag hat Markus Bauer mit der Landesregierung allerdings noch nicht geführt, hofft aber auf Unterstützung für sein Vorhaben, einen Teil der sogenannten Kohlegelder für eine Attraktivitätssteigerung des Salzlandkreises nutzen zu können.