Gestern früh Aufsichtsratssitzung: Unternehmen will Markt 15/16 nun nicht mehr übernehmen SWB stoppt Plan und will Grundstück nicht kaufen
Die Städtische Wohnungsbau GmbH Schönebeck will nun doch nicht das Grundstück am Markt 15/16 kaufen. Das teilte Geschäftsführerin Sigrid Meyer nach einer Sitzung des Aufsichtsrates mit.
Schönebeck l Es war der erste Termin gestern früh. Um 8 Uhr trafen sich die Mitglieder des Aufsichtsrates der Städtischen Wohnungsbau GmbH Schönebeck (SWB) zu einer kurzfristig einberufenen Sitzung. Dabei ging es unter anderem auch um den geplanten Grundstücksankauf in der Altstadt von Schönebeck. Die Volksstimme hatte bereits gestern berichtet, das die SWB plane, das Eckgrundstück am Markt 15/16 käuflich zu erwerben.
Gegen Mittag meldete sich die Geschäftsführerin bei der Volksstimme. Ohne weitere Angaben von Gründen teilt sie mit: "Ich möchte Ihnen nur sagen, dass der Aufsichtsrat beschlossen hat, das Grundstück Markt 15/16 nicht zu erwerben." Geplant war vom Wohnungsbauunternehmen, das Grundstück samt Haus für rund 90000 Euro zu kaufen und zu überplanen. Offen war die Frage, ob eine Sanierung des Grunderzeithauses oder ein Abriss in Betracht gezogen werden sollte.
Die Meinung der Stadträte und auch der Leser der Volksstimme dazu ist geteilt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, bei der sich gestern zahlreiche Einwohner der Stadt beteiligten. Kernfragen waren: Wie stellen Sie sich die Entwicklung des Schönebecker Marktes in den kommenden Jahren vor? Soll alte Bausubstanz und damit der historische Charakter erhalten bleiben? Oder sollen sanierungsbedürftige Häuser abgerissen und besser durch Neubauten ersetzt werden?
"Ich bin gegen den Abriss jedes Hauses in der Schönebecker Altstadt", machte Christa Schmidt aus Schönebeck deutlich. Sie empfiehlt, dass möglichst alle Brachflächen in der Innenstadt jungen Leuten und Familien angeboten werden, damit diese dann bebaut werden könnten. "So wie es jetzt in der Stadt teilweise aussieht, ist es verheerend."
Alte Bausubstanz zu erhalten, sollte nach Ansicht von Edeltraud Scholz aus der Elbestadt Priorität haben. Sie machte die Diskussion um den derzeitigen Neubau am Markt nochmals auf und bezeichnete das Haus als "scheußlich". "Das ist ein Ungeheuer und passt nicht ins Stadtbild", so die Volksstimme-Leserin.
Genau die gegenteilige Meinung vertraten Wilhelm und Brigitte Thormann aus Schönebeck. Das ältere Ehepaar wird - wenn alles klappt - im Sommer in das neue Markthaus der SWB als Mieter einziehen. "Aus diesem Grund sprechen wir uns auch für einen modernen Neubau in der Innenstadt aus", so die Ehefrau gestern am Telefon. Das Paar freue sich auf einen Aufzug und ein Bad mit Dusche.
Rolf Stelzer bemängelte in seinem Anruf noch ein anderes bewohntes Haus in der Altstadt: das, in dem das Polizeikommissariat untergebracht ist. "Gegenüber steht das Sparkassengebäude, auf der anderen Seite wurde die Kreisvolkshochschule wieder hergerichtet. Alles sieht schön aus. Nur am Haus der Polizei blättert überall die Farbe ab", so Rolf Stelzer und fragt, ob dort nicht mal frische Farbe auf die Fassade aufzutragen ginge?
Die Innenstadtentwicklung ist inzwischen auch bei der CDU in den Fokus gerückt. Eine öffentliche Mitgliederversammlung veranstaltet die Mittelstandsvereinigung Schönebeck am Dienstag, dem 28. Februar, um 18.30 Uhr im Restaurant "Maxim" in der Maxim-Gorki-Straße. Der Minister für Landesentwicklung, Thomas Webel (CDU), ist eingeladen worden. An der Diskussion nehmen auch Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase und Baudezernent Guido Schmidt teil.