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Symbolcharakter Armenische Bank in Zuchau

Dr. Jörn Weinert vom Institut für Germanistik der Universität Halle hielt sich zwei Monate lang als Gastdozent in Armenien auf.

Von Thomas Linßner 13.06.2016, 18:40

Zuchau l Die enge Partnerschaft Sachsen-Anhalts mit Armenien hat in den vergangenen Jahren gerade auch im Kulturbereich Wirkungen entfaltet. Dies führte nun glücklicherweise auf der dörflichen Ebene zu Kontakten. Als Gastdozent hielt sich der Zuchauer Germanist Jörn Weinert 2014 einige Monate in Armenien (Staatliche Linguistische Brjussow-Universität Eriwan) auf. Dabei lernte er Land und Leute bei Besuchen der ländlichen Umgebung kennen. „Die armenischen Gastgeber bekundeten immer wieder Interesse an einer Intensivierung der Beziehungen zu Sachsen-Anhalt“, sagt Jörn Weinert.

Im vergangenen Dezember fand in Zuchau der erste deutsch-armenische Abend statt. „Nicht allein Kulinaria und Kunst, sondern auch Vorträge zum Landleben im Südkaukasus fanden großes Interesse“, erinnert sich Weinert.

Auch in diesem Jahr wird es ein sichtbares Zeichen dieser aufkeimenden Partnerschaft geben: Am 12. August soll in Zuchau die erste armenische Parkbank Sachsen-Anhalts aufgestellt werden. Das Sitzmöbel aus Eriwan sei ein Symbol für die länderübergreifenden Verbindungen, so Weinert.

Es ist unter anderem ein armenischer Gottesdienst in der Zuchauer Kirche St. Laurentius geplant. Vertreter der Staatskanzlei, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Eriwaner Universität, eventuell auch Botschaftsvertreter und zahlreiche weitere Gäste aus Armenien werden erwartet.

„Das Vorhaben wird mit Sicherheit überregional ausstrahlen und nachhaltig Wirkungen entfalten. Mit überschaubarem Aufwand kann nach meiner Einschätzung viel bewegt werden“, ist sich Jörn Weinert sicher.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich vor siebeneinhalb Jahrhunderten ein Barbyer Mönch auf den beschwerlichen und gefahrvollen Weg ins Heilige Land, dem heutigen Israel, aufmachte. Er hieß Burchard, entstammte vermutlich dem Grafengeschlecht und gehörte dem Orden der Dominikaner an. Kurz vor dem Ende der Kreuzfahrerstaaten konnte er den Nahen Osten nicht allein bereisen, sondern sich dort mit Einheimischen und Pilgern der verschiedenen Länder und Religionen verständigen. Was er sah, schrieb er auf und schickte es nach Magdeburg. Die dortigen Brüder seines Ordens sollten einen Eindruck vom Land bekommen, in dem Jesus Christus geboren war. In ihren Händen hielten sie nun ein kleines Buch, das auch über Jerusalem und Bethlehem handelte. Darin einbezogen waren auch das Alltagsleben der Menschen und die damalige Tier- und Pflanzenwelt. Sogar eine Landkarte hat Burchard beigefügt.

Der Verfasser trennte das, was ihm andere berichteten, von dem, was er mit eigenen Augen sah. Dies war nicht selbstverständlich. Auch seine immer wieder deutlich werdende Toleranz gegenüber den orientalischen Christen (die nicht zur römischen Kirche gehörten) und gegenüber den Muslimen ist sicher hervorhebenswert.

Sein Buch Descriptio terrae sanctae („Beschreibung des Heiligen Landes“) hat man in den nachfolgenden Generationen immer wieder abgeschrieben und zweihundert Jahre später sogar gedruckt. Zudem gab es frühe Übersetzungen ins Französische und Niederländische.

Die auf ihn zurückweisende Karte diente Kartographen und Reiseschriftstellern noch dreihundert Jahre nach ihrer Entstehung als Vorlage.

Jörn Weinerts Arbeitgeber, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, pflegt eine langjährige Partnerschaft mit der armenischen Brjussow-Universität.