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Tierschutz Die Vogelmami von der Elbe

Eine Schönebeckerin hat sich den Singvögeln verschrieben - Jeanine Steurer kümmert sich um gefiederte Problemfälle.

Von Dan Tebel 12.07.2018, 06:25

Schönebeck l In einer Schönebecker Gartenlaube klingt es derzeit ein bisschen wie im Vogelhaus, denn es zwitschert an allen Ecken und Enden. Das kleine gemütliche Häuschen – in der eigentlichen Wohnung ist dafür zu wenig Platz – beziehen Jeanine Steurer und ihrer Familie – dazu gesellen sich aktuell aber auch sieben kleine gefiederte „Problemkinder“, um die sich die Schönebeckerin liebevoll kümmert.

Die kleinen Piepmätze –unter anderem drei Mauersegler, zwei Spatzen und ein Buchfinke – sind aus Nestern gefallen, angefahren worden oder haben sich in irgendeiner Form verletzt. Die Gründe, warum sie in der provisorischen Notaufnahme von Jeanine Steurer landen, sind sehr unterschiedlich, weiß die 37-Jährige zu berichten. Fakt ist: bei ihr bekommen die Kleinen Ruhe und Schutz. Sie werden aufgepäppelt und mit Aufzuchtfutter gespeist. Teilweise werden die kleinen Singvögel je nach Art alle halbe Stunde gefüttert, erklärt Jeanine. Ein Fulltime-Job, der die Hausfrau derzeit ziemlich ausfüllt.

Die „Vogelmami“ – so wird sie liebevoll in einer Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook bezeichnet – hat sich derzeit den „Kleinen“ und „Großen“ verschrieben, wie sie sie selbst nennt. Viele melden sich bei ihr, seitdem sich im Netzwerk herumgesprochen hat, dass die Schönebeckerin sich um die kleinen Sorgenkinder kümmert. „Nicht jeder kann mit einem verletzten Vogel umgehen“, erklärt sie. Das entsprechende Know-How habe sie sich durch viel Lesen und Recherchieren selbst beigebracht. Wenn die Vögel augenscheinlich sehr verletzt sind, bekommt sie der Tierarzt. Man müsse abwägen, ob das Tier noch eine Chance habe oder nicht. Quälen sollten sich die Tiere in keinem Fall, so die „Vogelmami“. Die Finder wollen oftmals helfen, wissen aber nicht wie. „Loslassen“ können die meisten aber auch nach der Abgabe bei Jeanine Steurer nicht. Sie hält die Helfer oft auf dem Laufenden, schickt Fotos und Video per Handy, um zu zeigen, wie es dem jeweiligen Piepmatz geht.

Ihren ersten Patienten bekam Jeanine Steurer im Mai von ihrem Sohn. Der hatte einen verletzten Spatz mit nach Hause gebracht, und damit sollte für sie alles beginnen. Sie habe mit dem Tierschutzverein gesprochen, Aufnahmestellen, explizit für Singvögel, habe es zu dieser Zeit keine gegeben, erklärt Jeanine Steurer. Der kleine entkräftete Vogel konnte sich mit Futter und einem ruhigen Plätzchen bei ihr wieder erholen und in die Freiheit entlassen werden.

Mit dem Tierschutzverein des Salzlandkreises stehe sie in engem Kontakt, ist auch Mitglied. Dort ist man für die Unterstützung froh, hört man auf Nachfrage der Volksstimme. Die Tiere bekommen spezielles Futter für die Aufzucht und zum Aufpäppeln in Pulverform. Auch eine Zuckerlösung bekommt Jeanine Steurer regelmäßig von einer Tierärztin, wenn die Vögel dehydriert sind. Dazu gibt es Decken und Tücher, die die Kleinen warm halten.

Der Aufenthalt bei Jeanine Steurer ist aber nur für kurze Dauer. Wann die Vögel wieder bereit für die Freiheit sind, hängt von ihrer Fitness ab. Vorher habe sie nicht viel mit den Tieren zu tun gehabt, aber jetzt sei sie fasziniert, so die „Vogelmami“.