Tradition Glinde feiert Lichtmess

Zur 599. Lichtmess wurde der Buckel der Sonne entflammt, was die Vertreibung des Winters symbolisiert.

Von Thomas Linßner 02.02.2020, 18:27

Glinde l „Das Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben.“ Mit diesem sinnigen Fontane-Zitat begrüßt Lichtmess-Vorstand Christoph Randel die Besucher auf dem Platz nahe der Kirche. Hier formieren sich 20 Festwagen und Schaubilder, die zwei Runden durch das Elbedorf machen. Gefeiert wird die Winterabkehr und die Begrüßung der wieder erweckten Sonne.

Nach Recherchen des Vorstandes soll in Glinde die Lichtmess zum 599. Mal gefeiert werden. Die Praxis der bewegten Festbilder ist allerdings jünger und stammt aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Randel kündigt an, dass der Umzugstross seit wenigen Jahren nicht mehr in Richtung Dorfausgang zieht, sondern zweimal die so genannte kleine und große Insel umrundet. Dort, am Fuße des Lichtmess-Museums, wird mit der Sonnenentzündung und Ansprache des 1. Vorstands Harald Schmidt der Höhepunkt des Festes stattfinden. Dieser soll von den Klängen des Liedes „Der Mai ist gekommen“ umrahmt werden. Das aktuelle Wetter hält sich allerdings wenig daran. Doch soweit ist es noch nicht.

Am Epizentrum verdichten sich die Publikumsmassen. Dann kommt Bewegung in sie. Die Weinbergmusikanten aus Hohenwarthe marschieren vorbei. Es folgen mehrere Vorstände im Frack, der Lichtmess-Ausgeh­uniform. An der Spitze des Festumzuges trägt Rolf Roggisch stolz seine Sonne vor sich her, wie der Priester die Monstranz. Hinter ihm schultern Friedel Alexi und Gero Maaß ein paar schleifenverzierte Bratwürste auf einer Holzstange, die das „Männerfrühstück“ überlebt haben.

Am Rande des Umzuges hampelt mit ungeheurer Energie der Erbsenstrohbär umher und erschreckt das Volk. Er ist neben Lichtmess-Sonne, Zylinder und Frack das bekannteste Symbol. Für sein struppiges Fell werden alle Jahre wieder extra 20 Quadratmeter Erbsen angebaut. Sonst hieße er ja Roggen- oder Weizenbär ...

Die Schaubilder spießen die großen Politik ebenso wie bekannte Jubiläen oder regionale Dinge auf, die nach humoristischer Verarbeitung schreien. Bei deren Betrachtung wird deutlich: Die Glinder Männer haben großes handwerkliches Geschick und sind unglaublich engagiert.

Das Resümee: Hoch leben Bratwurst, Frack und die liebe Sonne!