Danke sagen Unfall mit Bundeswehr-LKW bei Calbe (Saale): Unfall-Opfer Katrin Schmidt und Barbara Lichtenfeld berichten über das Unglück
Der schwere Unfall (Volksstimme berichtete) bewegte viele Menschen. Die beiden Insassinnen des Autos haben mit verhältnismäßig „leichten“ Verletzungen überlebt. Sie wollen öffentlich DANKE sagen


Schwarz/Werkleitz - Barbara Lichtenfeld und Katrin Schmidt sitzen bei einer Tasse Kaffee in einem idyllischen Garten in Werkleitz. An sich keine ungewöhnliche Szene. Doch im Falle der beiden Arbeitskolleginnen kommt dieser Moment einem Wunder gleich.
Rückblick: Am 14. Juni kippt auf einer Landstraße bei Schwarz (Calbe) ein Laster der Bundeswehr um. Er begräbt ein Auto eines Pflegedienstes unter sich. Katrin Schmidt sitzt am Steuer, Barbara Lichtenfeld daneben. Krankenwagen, Feuerwehr, Polizei, Hubschrauber und ein Kran eilen zur Unfallstelle. Die ersten Bilder lassen nichts Gutes erahnen ...
Wie durch ein Wunder ...
Aber die beiden Frauen leben. Wie durch ein Wunder kommt Katrin Schmidt mit Prellungen davon. Barbara Lichtenfeld laboriert an einem gebrochenen Fuß und einem gebrochenen Brustbein. „Körperlich geht es mir nicht schlecht. Aufgearbeitet ist das Ganze aber noch nicht“, sagt Schmidt. „Man schiebt das weg. Weit weg.“
Die beiden Frauen laden die Volksstimme ein, um sich zu bedanken. Bei den Helfern von Feuerwehr und Rettungsdienst, den Ersthelfern. Sie alle tragen dazu bei, dass an jenem folgenschweren 14. Juni das für unmöglich geglaubte möglich wird. Eben diese Helfer machen einen grandiosen Job und erleben hautnah, wie die beiden Frauen reagieren.
Barbara Lichtenfeld erinnert sich
Barbara Lichtenfeld erinnert sich: „Auf einmal wurde es dunkel. Im ersten Moment dachte ich, sie (Katrin Schmidt, Anm. d. Red.) ist tot. Auf einmal fing sie an zu schreien. Plötzlich kamen Leute und alle riefen. Ich sagte, dass meine Beine und Arme frei sind. Am Anfang hat es stark gequalmt. Ich hatte Angst, dass das Auto anfängt zu brennen.“ Katrin Schmidt blutet aus dem Mund. „Ich hatte mir auf die Zunge gebissen.“ Sie kann sich im Auto bewegen. „Die beiden Personen konnten selbst mithelfen“, wird Einsatzleiter Lars Roschkowski von der Feuerwehr Calbe später von der dennoch schwierigen Bergung berichten. Auch für die Feuerwehrmänner der Stadt Calbe und den Ortsteilen kein alltäglicher Einsatz.
Im Schockzustand handelt Barbara Lichtenfeld geistesgegenwärtig. Sie greift zum Telefon. „Ich habe bei der Arbeit angerufen, gesagt, dass wir einen Unfall haben und wir unsere Tour nicht fertig fahren können. Ich habe dann noch den Zündschlüssel gezogen.“
Schreck in der Kreisleitstelle
Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, welche Tragödie sich auf der Landstraße 63 zwischen Schwarz und Sachsendorf in diesen Minuten abspielt. Bei Lichtenfelds Ehemann, den sie ebenfalls anruft, ist das noch ähnlich.
An anderer Stelle schlägt die Nachricht unmittelbar und direkt wie eine Bombe ein. In der Kreisleitstelle in Staßfurt: Dort arbeitet der Ehemann von Katrin Schmidt. Am Vormittag des 14. Juni erfährt er quasi hautnah, von den schrecklichen Szenen, die sich zwischen Sachsendorf und Schwarz ereignen. Mit dem ersten Anruf erwartet er schlimmes, doch die erlösende Nachricht kommt.
Krankenwagen, Rettungshubschrauber, Feuerwehr
Für Barbara Lichtenfeld und Katrin Schmidt endet das Unfallgeschehen noch lange nicht. Die Feuerwehr befreit sie aus dem völlig zerstörtem Auto. Die Einsatzkräfte halten während der Bergung Decken hoch, so dass kein Außenstehender sehen kann, was passiert. Die beiden Frauen kommen zur Erstversorgung in die schon bereitstehenden Krankenwagen. Dort werden sie erstuntersucht und stabilisiert. Was dann kommt, lässt Katrin Schmidt heute lachen.
Sie und ihre Kollegin werden in die bereitstehenden Rettungshubschrauber verfrachtet. „Freiwillig würde ich doch nie in ein Flugzeug steigen“, sagt Schmidt, während sie in ihrem Garten sitzt. Sie berichtet davon, wie sie festgeschnallt wurde und in ein Magdeburger Klinikum geflogen wird. Die beiden Frauen verlassen das Krankenhaus schnell wieder.
Telefone stehen nicht still
In den nächsten Tagen stehen die Telefone nicht still. Auch die Bundeswehr meldet sich mit Grußkarten und üppigen Blumensträußen. „Die Jungs tun mir leid“, sagt Katrin Schmidt. Absicht oder Fahrlässigkeit unterstellt sie dem 27-jährigen Fahrer und seinem Beifahrer nicht. Das alles sei einfach ein tragisches Unglück. Alle Beteiligten seien zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Fakt ist: „Sie haben riesiges Glück gehabt.“ Das sagt Polizeihauptkommissar Ulf Horenburg noch an der Unfallstelle.
Das wissen Barbara Lichtenfeld und Katrin Schmidt ebenfalls. Der 14. Juni ist für sie wie eine Art zweiter Geburtstag. Dass die beiden Arbeitskolleginnen zusammen bei einem Kaffee im Garten sitzen ist schlichtweg ein ganz großes Wunder.
Ihr seid Engel ohne Flügel - ein Dankeschön
Barbara Lichtenfeld, Katrin Schmidt und die Angehörigen wollen sich mit einem Schreiben bei allen Rettern bedanken:
Wir möchten uns an dieser Stelle, von ganzem Herzen bei den Menschen bedanken, die dafür gesorgt haben, dass wir unsere Lieben nach dem schweren Unfall zwischen einem Bundeswehr-Lkw und einem Fahrzeug von einem Calbenser Pflegedienst vom 14. Juni 2021 bei Sachsendorf wieder in die Arme schließen können.
Danke an die Ersthelfer für ihr Handeln und nicht Wegschauen.
Danke an die Kollegen der Einsatzleitstelle für Rettung und Feuerwehr, für ihr unverzügliches Handeln.
Danke an den Kollegen der Kranfirma, ohne den die Bergung nicht möglich gewesen wäre.
Danke an die Feuerwehren aus Groß Rosenburg, Calbe, Schwarz und Sachsendorf, das sie alles in ihrer Macht stehende getan haben, um unsere Liebsten zu befreien.
Danke an die Rettungskräfte vor Ort und der Luftrettung für die erstklassige Versorgung.
Unser größter Dank geht an alle Schutzengel, die unglaubliches geleistet haben.
Das zeigt uns einmal mehr, dass Wunder möglich sind.