Untersuchung Fit für die Schulbank?

Die Einschulungsuntersuchungen im Salzlandkreis ziehen sich durch Ärztemangel und die Corona-Krise in die Länge.

Von Bianca Oldekamp 09.07.2020, 01:01

Schönebeck/Bernburg l Sie ist Pflicht für alle angehenden Erstklässler, auch im Salzlandkreis: die Schuleingangsuntersuchung. Eigentlich sollen alle Untersuchungen der Schüler, die im Schuljahr 2021/22 in die erste Klasse kommen, bis Ende August 2020 abgeschlossen sein. Doch dieses Ziel verfehlt der Salzlandkreis 2020. „Weil absehbar ist, dass die Untersuchungen bis dahin nicht abgeschlossen werden können, haben wir das bereits beim Landesverwaltungsamt angezeigt“, erklärt Kreissprecher Marko Jeschor.

Grund dafür: Der andauernde Ärztemangel in der Kreisverwaltung zu dem dann auch noch die Corona-Krise hinzu kam. Denn die Einschulungsuntersuchungen im Fachdienst Gesundheit mussten während der akuten Corona-Pandemie ab Mitte März ausgesetzt werden. „Seit Anfang Juni führen die Mitarbeiter die notwendigen Untersuchungen wieder durch, berücksichtigen dabei natürlich die notwendigen Hygienevorgaben“, teilt der Kreissprecher auf Nachfrage mit. Das mache eine einzelne Untersuchung allerdings aufwändiger, was wiederum bedeute, dass nicht mehr so viele Kinder wie vor der Pandemie an einem Tag untersucht werden können. „Geplant ist außerdem, dass die Kinder ab August im Rahmen der Untersuchung nach den Vorgaben des Gesundheitsministerium auch auf den neuartigen Corona-Virus getestet werden“, berichtet Marko Jeschor.

Doch nicht nur durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Hygienevorschriften für die Untersuchungen zieht sich der Untersuchungszeitraum in die Länge. Auch das Problem des Ärztemangels in der Kreisverwaltung, das im Jahr 2019 durch die Kündigung einer weiteren Ärztin noch akuter geworden war, verlängert den benötigten Untersuchungszeitraum. Immerhin müssen aktuell im Salzlandkreis rund 1500 schulpflichtige Kinder untersucht werden.

Deshalb wird die beim Salzlandkreis fest angestellte Amtsärztin, zumindest was die Schuleingangsuntersuchungen angeht, unterstützt. Und zwar von zwei Honorarärztinnen und zwei Arzthelferinnen. Untersucht werden Kinder ab fünf Jahren, die schon an einer Grundschule angemeldet sein müssen, in Bernburg im Haus 4 der Kreisverwaltung. In diesem befindet sich der Sitz des zuständigen Fachdienstes Gesundheit des Salzlandkreises.

„Bis Ende des Jahres sollen zunächst die schulpflichtigen Kinder in den Sozialräumen Bernburg und Staßfurt untersucht werden, mithin also die Hälfte der zu untersuchenden Schüler“, berichtet Kreissprecher Marko Jeschor. Die Eltern erhalten eine entsprechende Einladung zur Untersuchung. „Angesichts der Kapazitäten ist es wichtig, dass die Termine eingehalten beziehungsweise frühzeitig abgesagt oder verschoben werden“, appelliert der Sprecher an die Eltern, sich mit der Verwaltung zeitnah in Verbindung zu setzen.

Die Schuleingangsuntersuchung dauert in der Regel 30 Minuten. Die zwei Arzthelferinnen erfassen in einem dafür speziell ausgestattetem Raum zunächst Größe und Gewicht. Sie testen außerdem das Hörvermögen und die Sehstärke. Erfasst werden auch der Impfstatus sowie bekannte Vorerkrankungen. Anschließend testet eine der Ärztinnen die altersgerechte körperliche und geistige Entwicklung. „Dafür müssen die Kinder unter anderem Bilder zeichnen und andere Aufgaben lösen. Welche das sind, möchten wir nicht sagen, da die Kinder sich ja nicht darauf vorbereiten sollen“, heißt es aus der Kreisverwaltung.

Alle Informationen der Untersuchung werden dokumentiert und gemeinsam mit dem begleitenden Elternteil beziehungsweise Erziehungsberechtigten besprochen. „Sofern es Auffälligkeiten gibt, werden auch Empfehlungen für weitere ärztliche Untersuchungen sowie frühzeitige Fördermöglichkeiten gegeben“, teilt der Kreissprecher mit. Denn Ziel der Schuleingangsuntersuchung ist, den Kindern die erfolgreiche Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen.

Auch die Grundschulen werden über die Ergebnisse informiert. „Zudem werden die Daten anonymisiert dem Landesamt für Verbraucherschutz übermittelt“, berichtet Marko Jeschor. Das Landesamt wertet diese dann statistisch aus.

Was den Ärztemangel in der Kreisverwaltung angeht, gestaltet sich das Problem so, dass die offenen Stellen nicht mehr so einfach nachbesetzt werden können. Bereits seit September 2018 versucht der Landkreis zwei Stellen, aus denen 2019 dann drei geworden sind, nachzubesetzen – ohne Erfolg.

Dabei zählen nicht nur die Schuleingangsuntersuchungen der aktuell 1500 Kinder zu den Aufgaben von Amtsärzten. Durchgeführt werden jährlich zudem 800 bis 1000 Begutachtungen für die Fachdienste Jugend und Familie, Soziales sowie für den Fachdienst Kreis- und Wirtschaftsentwicklung, die für den Schülerverkehr zuständig ist.

Der Salzlandkreis ist mit dem Ärzteproblem aber nicht allein. Ein Grund dafür könnte sein, dass Amtsärzte aufgrund der Eingruppierung in den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst weniger verdienen als Ärzte in Krankenhäusern oder als niedergelassener Arzt. Eine Lösung könnte eine deutliche Anhebung der Zulage nach dem Tarifrecht für Krankenhausärzte bilden.