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Neuer Investor „Achse“ in Erfolgspur?

Der neue Investor stellte sich im Achslagerwerk Staßfurt vor. Nach der Belegschaftsversammlung herrschten Erleichterung und Hoffnung.

Von Falk Rockmann 14.06.2016, 19:34

Staßfurt l Dunkle Wolken und strömender Regen begleiten die Achslagerwerker am Dienstagmittag auf dem Weg zu ihrer Belegschaftsversammlung. Ein Gewitter zieht haarscharf an der „Achse“ vorbei, während sich der neue Investor bei den derzeit 130 Beschäftigten im Versammlungsraum vorstellt. Als die Geschäftsführung der Silbitz Group aus Thüringen (1160 Mitarbeiter an bisher drei Standorten) ihre Pläne verkündet hat und die Mitarbeiter mit neuen Vertragsunterlagen aus dem Flachbau herauskommen, klart der Himmel über Staßfurt auf.

Hinter der Belegschaft des Zulieferers für den Schienenfahrzeug- und Maschinenbau liegen bange Wochen. Sie kennt Achterbahnfahrten. Die letzte zur 1. Insolvenz liegt zehn Jahre zurück. Vor sechs Wochen war von Stilllegung des Werks mit einer über 60-jährigen Tradition die Rede. Darauf machte die Belegschaft vergangene Woche auch vor dem Wirtschaftsministerium in Magdeburg aufmerksam.

Bis heute Mittag haben die Mitarbeiter nun Zeit, sich zu neuen Arbeitsverträgen zu entscheiden. „Die Belegschaft ist sehr erleichtert, auch wenn sie weiß, dass nicht alle Kollegen sofort wieder Arbeit bekommen werden“, meint IG-Metall-Bevollmächtigter Detlev Kiel nach der gut einstündigen Beratung. Die Silbitz-Gruppe sei ein idealer Partner für die Zukunft des Werks, so der Bevollmächtigte der IG Metall Magdeburg-Schönebeck.

Ähnlich sieht es Betriebsrat Helmut Giesecke, der hervorhebt: „Wir haben den Investor gebracht.“ Und es sei die beste Option, die man habe, meint Giesecke.

Vorerst 60 bis 80 der derzeit 130 Mitarbeiter können darauf hoffen, eingestellt zu werden. Insolvenzverwalter und Betriebsrat haben einen Sozialplan ausgearbeitet.

„Erleichtert“ antwortete Jana Kunzke nach der Versammlung auf die Frage des Salzland-Kuriers nach ihrem Befinden: „Endlich wurde eine Entscheidung getroffen.“ Ihr Kollege Benno Erdmann aus der Qualitätsprüfung ist froh, dass der Standort erhalten bleibt. Erdmann ist immerhin schon 18 Jahre bei der „Achse“.

„Ich habe noch zwei Jahre zu arbeiten“, erklärt Monika Lück, wohl mit etwas weniger Hoffnung auf eine weitere Beschäftigung im Hinterkopf. „Ich würde mich aber schon freuen, wenn es auch mit mir weiterginge.“

Derweil wartet Stephan Leuschner ungeduldig darauf, wieder starten zu können. „Ich sehe das ganze positiv“, so der junge Teamleiter.

Der Kaufvertrag war am Montagabend zwischen den Insolvenzverwaltern der AWS Achslagerwerk Staßfurt GmbH und AWS Power GmbH Heiko Rautmann und Udo Müller sowie Vertretern der Silbitz Group Beteiligungs GmbH mit Sitz im thüringischen Silbitz geschlossen worden.

Im April hatte ein anderer in Aussicht stehender Investor das Handtuch geworfen, da ein von den Gläubigern Ende 2015 einstimmig akzeptierter Insolvenzplan nicht umgesetzt werden konnte, heißt es in einer gemeinsamen Presseerkläung der Insolvenzverwalter und des neuen Investors. Die Finanzierung sei nicht zustande gekommen.

„Für uns ist es nun die erste Aufgabe, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen“, richtet Dr. Torsten Tiefel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Silbitz-Gruppe, den Blick nach vorn. „Mit den Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten des Unternehmens wollen wir das Staßfurter Werk sukzessive wieder in die Erfolgsspur zurückbringen. Der Standort hier soll sich dabei produktionsseitig weiterentwickeln, um den bestehenden Kunden mehr Produkte aus einer Hand anbieten zu können.“