Geflügelverein Asyl auf Bauernhof

Fast 60 Jahre hat Rassegeflügelzuchtverein Förderstedt-Staßfurt in der „Eisenbahn“ ausgestellt. Jetzt ist da zu. Landwirt Kunze hilft.

Von Daniel Wrüske 13.12.2015, 16:49

Förderstedt/Staßfurt l Die biblische Weihnachtsgeschichte berichtet von der Herbergssuche Marias und Josefs. Auf ernsthafte Herbergssuche mussten auch die Mitglieder des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) Förderstedt-Staßfurt für ihre Ausstellung kurz vor Weihnachten gehen. Das hat nichts damit zu tun, dass mit Gottfried Eggebrecht ausgerechnet der Brumbyer Pfarrer im Ruhestand den Verein leitet. Sondern mit der geschlossenen Gaststätte „Zur Eisenbahn“ in Förderstedt. Die Inhaber können den Betrieb aus gesundheitlichen nicht mehr aufrecht erhalten. Für die Züchter bedeutet das, es fehlt ein Ort für die 20. Kreisschau. Und das vor einem besonderen Jubiläum. „Im kommenden Jahr würden wir die Eisenbahn 60 Jahre genutzt haben“, berichtet Gottfried Eggebrecht. Seit 1956 nutzte der Verein den Saal. Bis dahin zeigte man Hühner, Enten, Tauben und Co. in der alten „Linde“. Chroniken berichten, so der Vereinsvorsitzende, dass dort bis zu 270 Tiere ausgestellt wurden. „Kaum vorstellbar, wie das geschehen sein soll. Die Volieren müssen bis unter die Decke gestanden haben.“

In der „Eisenbahn“ und mit der Betreiberfamilie Mosler habe man gute Partner gefunden, sagt Gottfried Eggebrecht. Die Züchter hatten viel Platz und viel Zeit, ihre Schauen vorzubereiten und aufzubauen. Die Gaststätte bot viel Raum, um Besucher zu empfangen. „Wir sind sehr dankbar für diese Zeit“, sagt der Vorsitzende.

Umso schmerzlicher sei es gewesen, als man erfuhr, dass die Eisenbahn nicht mehr zur Verfügung steht. „Ein Verein ohne Lokal oder Saal und ohne die Möglichkeit, eine Ausstellung durchzuführen, ist am Ende. Denn ohne Ausstellung keine Öffentlichkeit, ohne Öffentlichkeit keine neuen Mitglieder.“

In der Weihnachtsgeschichte ist es ein Wirt, der den Eltern Jesu seinen Stall anbietet. Im Fall des Rassegeflügelzuchtvereins ist es ein Landwirt, der seine Hoftore weit öffnet. Marco Kunze stellt dem Verein seine Fahrzeughalle zur Verfügung, damit die Ausstellung am Wochenende an drei Tagen stattfinden kann. Der Gastgeber hat nicht lange überlegen müssen, macht aber ganz bescheiden keinerlei Aufhebens um seine Hilfe. „Das ist selbstverständlich, dass ein Verein im Ort unterstützt wird.“

Gottfried Eggebrecht wird da deutlicher, denn er stellt klar, dass es nicht allein um den Ort geht. „Die Familie Kunze hat viel Zeit und Mühe aufgebracht, damit wir hier unsere Kreisschau durchführen können.“ Die Halle wurde leer geräumt, extra ein Bereich hergerichtet, eine kleiner Verkaufsstand, der Tisch mit den Siegerpokalen und –bändern, die Parkmöglichkeiten. Die Liste, die der Vorsitzende aufzählt, ist lang. Auch wurde den Vereinsleuten die Möglichkeit geboten, traditionell zur Eröffnung am Freitagabend zusammen zu kommen und in einer gemütlichen Runde bei gutem Essen Ehrengäste zu begrüßen. „Das alles ist gar nicht so selbstverständlich und wir sind dankbar für diese großzügige Unterstützung“, sagt Gottfried Eggebrecht.

Zur 20. Kreisschau zeigte der Verein 150 Gefiederte. Der Vorsitzende berichtet, dass es schon mehr Tiere zu sehen gab. „Aber wir merken auch, dass unsere Mitglieder älter werden und nicht mehr so viele Tiere ziehen.“

Dennoch, so Gottfried Eggebrecht, könne das Motto „Klein aber fein“ gelten. Das bestätigt auch Uwe Roskoden, Zuchtwart für Hühner im Landesverband Sachsen-Anhalt der Rassegeflügelzüchter. „Mit dem hier gezeigten Tiermaterial braucht sich der Verein nicht zu verstecken. Es sind selbst seltene Rassen zu sehen, die nicht mal auf der Landesschau gestanden haben“, so der Experte. So wundert es nicht, dass auch mehrfach die Prädikate „Vorzüglich“ oder „Hervorragend“ verliehen wurden. Für die Vereinsleute selbst ist die Schau ein wichtiges Zeitfenster im Zuchtjahr. Gottfried Eggebrecht bezeichnet es gar als Höhepunkt. „Die Zucht wird bewertet, der Züchter weiß, wo er steht und das ist nur im Sinne der Rasse und der Entwicklung der Tiere.“

Lauftext

Jan Graßhoff aus Atzendorf erhält einen Pokal als bester Gastaussteller mit seinen Zwerg New Hampshire goldbraun

 

Vereinsmeister ist Philipp Mehrig mit seinen Tauben Elsterpurzler blau schwarzschnäblig

 

Kreisverbandsehrenpreise erhalten Jan Graßhoff mit seinen Zwerg New Hampshire goldbraun und Gerhard Jakubiah mit Texanern kennfarbig

 

Die Thüringer Schildtaube rot von Peter Baldamus, die Deutschen Nönnchen mit Rundhaube blau von Holger Mehrig, die Zwerg Italiener silberfarbig von Maren Sievert, die Elsterpurzler blau schwarzschnäblig von Philipp Mehrig, die Altstämmer ohne Haube weiß von Bernd Schulze und die Zwerg New Hampshire goldbraun von Jan Graßhoff erhielten die Note „Vorzüglich"

 

Die Deutsche Pekingente weiß von Bärbel Apel und die Laufente rehfarbig schwarzgesäumt von Rudi Neumann wurden mit „Hervorragend" bewertet

 

Peter Baldamus erhielt mit seinen Thüringer Schildtauben rot den von Ortsbürgermeister Peter Rotter gestifteten Pokal „Best of Show"