Roland Bartels Auch mal die Rote Karte
In ihrer Reihe "Auf eine Tasse Kaffee" plaudert die Volksstimme mit Persönlichkeiten der Region.
Hecklingen l Das seien noch Zeiten gewesen, als Groß Börnecke noch den Sportverein (SV) „Fortuna“ zu bieten hatte, denkt Roland Bartels noch gerne zurück. „Nun gibt es im Ort keinen Sportverein mehr“, sagt der Hecklinger, der dort seine Kindheit verbrachte. Ich habe in Waiblingen bei Stuttgart das Licht der Welt erblickt, meine Mutter ist vor dem Mauerbau mit mir nach Groß Börnecke rüber.“
Für Bartels ist in diesem Jahr Halbzeit. „28 Jahre habe ich in Groß Börnecke gewohnt und anschließend 28 Jahre in Hecklingen.“ Doch sein Herz schlägt auch noch für Groß Börnecke, denn damit verbindet er viele schöne Erinnerungen.
Vor 45 Jahren trat der Hecklinger in die Betriebssportgemeinschaft (BSG) „Traktor“ in Groß Börnecke ein, dem Vorgänger vom SV „Fortuna“. „Größtenteils wurde dort Fußball gespielt“, sagt Bartels, der auch 30 Jahre aktiv als Verteidiger auf dem Spielfeld anzutreffen war. „Ich war ein sehr harter, aber fairer Spieler.“ Durch ungewollte Fouls, sei er öfter als ihm lieb war, mit den Schiedsrichtern aneinander geraten. „Irgendwann hatte einmal ein Schiedsrichter zu mir gesagt, ich solle doch selber pfeifen, wenn es mir nicht passe.“ Und das habe er dann auch getan. „Ich habe mich der Sache gestellt und bin Schiedsrichter geworden.“ Dieser Leidenschaft ist er bis heute, 31 Jahre lang, treu geblieben.
Parallel habe der Hecklinger im Verein gleich mehrere Ämter angenommen. 1982 kümmerte er sich um die Finanzen als Beitragskassierer, fünf Jahre später wurde er Vereinsvorsitzender und Übungsleiter. Gleichzeitig engagierte sich Bartels als Mitglied im Kreissportgericht des Kreisfußballverbandes (KFV). Als Vorstandsmitglied im Kreissportbund „Harz-Börde“ war er ebenfalls aktiv. „Meine Frau Ines hat mich manchmal nur selten zu Gesicht bekommen, bei so vielen Verpflichtungen.“ Doch er habe gerne seine Freizeit dafür geopfert.
Nach der Wende sei dann der BSG „Traktor“ in SV „Fortuna“ umbenannt worden, erinnert sich Bartels. „In den 90er Jahren hatte unser Verein bis zu 130 aktive Mitglieder, fünf Mannschaften im Spielbetrieb, drei Nachwuchsmannschaften, jeweils eine Männer- und Altherrenmannschaft“, zählt der Hecklinger auf.
Beruflich seien die Nachwendejahre die schönste Zeit gewesen, findet Bartels, der bis 1991 als gelernter Schlosser im Kaliwerk in Staßfurt tätig war. Danach habe er sich beruflich umorientiert. „ Zehn Jahre habe folglich ich als Außendienstmitarbeiter im Vertrieb für Sportartikel gearbeitet.“ Das sei genau sein Ding gewesen. Durch die vielen Kontakte zu anderen Vereine habe es sich so ergeben. Neben Fan-Artikeln, die bei großen Spielen an Ständen verkauft wurden, bediente Bartels auch Vereine mit Sport-ausrüstungen. „Ich bin viel im Land herumgekommen.“ Bei wichtigen Spielen habe er mit vielen Größen im Fußball Bekanntschaft machen können.
„2002 war die Zeit dann vorbei und ich war auf Jobsuche“, erzählt Bartels. „Ich war damals der Meinung, dass der Sport mir nun etwas zurückgeben könnte.“ Schließlich habe er auch viel Freizeit und Herzblut investiert. „Es gab zu dieser Zeit in den Bereichen, in denen ich mich seit vielen Jahren engagiert habe etliche Jobs, bei deren Besetzung ich leider übergangen wurde“, zieht Bartels Bilanz. „So kam es, dass ich mich aus einigen Ämtern zurückgezogen habe.“ So auch aus dem Vorsitz von „Fortuna“. „Als die Hauptlast des Vereins dann nur noch auf den Schultern meines langjährigen Wegbegleiters Martin Constabel lag und auch er irgendwann nicht mehr bereit war, diese zu tragen, musste man 2004 leider den Entschluss fassen, den Verein aufzulösen.“ Die Entscheidung sei sehr schwer gefallen, da der Verein, den es schon in den Nachkriegsjahren gab, bereits auf eine lange Tradition zurückblicken konnte, erzählt Bartels.
Dem Fußball ist der Hecklinger, der heute in der Sicherheitsbranche tätig ist, treu geblieben. In zwei Wochen wird er wieder als Schiedsrichter auf dem Platz stehen. Dort ist er jedoch nur noch zweimal im Monat anzutreffen. „Der Sonntag gehört meiner Familie und wenn mal kein Spiel anliegt, gehe ich gerne mit meiner Schäferhündin Ronja spazieren oder fahre Motorrad, wenn es das Wetter zulässt.“