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Geplante Zwangsversteigerung durch das Amtsgericht Aschersleben auf Antrag des Gläubigers einstweilig eingestellt Bank findet keine Käufer für ehemalige Brauerei-Villa in Staßfurt

Von René Kiel 25.07.2012, 05:16

Staßfurt l Für die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Brauerei-Villa der Gebrüder Niemann am Ortsausgang in Richtung Förderstedt lässt sich derzeit kein Käufer finden. Das nach der Wende sanierte Gebäude sollte vor wenigen Tagen im zweiten Anlauf beim Amtsgericht Aschersleben unter den Hammer kommen.

Aber schon beim ersten Zwangsversteigerungs-Termin hat der Gläubiger, die Hannoversche Volksbank, eine einstweilige Einstellung des Verfahrens beantragt, teilte das Amtsgericht gestern auf Anfrage der Staßfurter Volksstimme mit. Das Kreditinstitut habe offenbar schon damit gerechnet, dass es für die dortigen Büro- und Praxisräume, die Gaststätte, das Fitnessstudio und die Wohnungen, die getrennt angeboten wurden, keine Interessenten gebe. Und das, obwohl sie nunmehr zu einem Preis zu haben waren, der nur noch bei 50 Prozent des Verkehrswertes und darunter lag.

Die Hannoversche Volksbank hat nun ein halbes Jahr Zeit ein neues Zwangsvollstreckungsverfahren zu beantragen, so das Amtsgericht.

Unternehmen wurde 1871 gegründet und dann erweitert

Bei diesem historischen Gebäude handelt es sich um eine der wohl schönsten Villen der alten Salzstadt. An diesem Standort hatten die Gebrüder August und Wilhelm Niemann im Jahr 1871 eine Brauerei gegründet. Das erste Bier floss zwei Jahre später. 1886 wurde eine eigene Mälzerei angeschlossen und schon bald bestand die Belegschaft des Unternehmens aus rund 90 Mitarbeitern. Bis zu 20 000 Flaschen Bier wurden an der Wende des letzten Jahrhunderts ausgeliefert. Dazu kamen die Fasstransporte über Pferdefuhrwerke.

Bis 1913 war die Staßfurter Brauerei, die ihr Wasser aus Qualitätsgründen eigens aus dem damaligen Preußisch Börnecke bezog, im Besitz der Familie Niemann. Danach wurde das Unternehmen eine Aktiengesellschaft mit rund 120 Beschäftigten.

Die gute Qualität des in Staßfurt produzierten edlen Gerstensafts sprach sich herum. Exportbiere waren gefragt in der gesamten Umgebung mit Niederlassungen in Magdeburg, Halle, Aschersleben, Hettstedt, Eisleben und Bernburg.

Zu DDR-Zeiten gehörte das Unternehmen dann zum Getränke-Kombinat Magdeburg. Statt Klasse ging es nunmehr in erster Linie um Masse und die Qualität ließ bis zur Wende zu wünschen übrig.

An dieses mittelständische Unternehmen erinnert heute nur noch die repräsentative Villa. Die alte Brauerei, deren Technik nicht mehr den Anforderungen der neuen Zeit entsprach, wurde Anfang der 1990er Jahre abgerissen. Auf deren Gelände entstand dann ein neuer Baumarkt mit Gartencenter und den entsprechenden Park- und Frei-flächen.