Vorfall Brand bei Zirkus auf dem Neumarkt
Schock bei „Circus Afrika“. Am Donnerstagabend standen mehrere Heuballen in Flammen, direkt bei den Tieren und den Wohnwagen.
Staßfurt l Eine aufreibende Nacht liegt hinter den 25 Mitarbeitern des „Circus Afrika“, die seit dieser Woche ihre Zelte auf dem Staßfurter Neumarkt aufgeschlagen haben. „Ich war noch am Heuhaufen und habe gefüttert, da war alles okay“, erzählt Zirkuschef Hardy Weisheit. Ein Viertelstunde später, etwa 21 Uhr, sah er durch das Fenster seines Wohnwagens helle Flammen.
Zirka acht Heuballen, die in der Nähe des Skaterparks an der Horst gelagert waren, standen samt Plane in Flammen. Sofort riefen die Zirkusleute die Feuerwehr, die mit den Staßfurter Kameraden anrückte und begann, die Ballen zu löschen. Das Ablöschen der brennenden 350 Kilogramm Heu hat eine Weile gedauert, weil das Heu immer wieder aufglimmte.
In der Zwischenzeit mussten die Zirkustiere, die direkt neben dem Heuhaufen ihren offenen Stall für die Nacht haben, beruhigt und in die Zirkuszelte geschafft werden. Elefanten, Zebras und Pferde waren „sehr unruhig und verängstigt“, erklärt Hardy Weisheit, der von Brandstiftung durch selbsternannte Tierschützer ausgeht. „Wenn wir nichts gemerkt hätten, wären die Tiere im Stall verbrannt“, sagt er. „Das wäre eine absolute Katastrophe gewesen.“ Wären die Tiere in Panik weggerannt, hätten sie sich tödlich verletzen können.
Hardy Weisheit und sein Zirkusunternehmen berichten von ständigen Auseinandersetzungen mit gewissen Personengruppen. Erst vor drei Wochen, als der Zirkus in Aschersleben gastierte, wurden alle Zirkusplakate mehrfach mit der Aufschrift „Zirkus fällt aus“ überklebt, mit Graffiti Beschimpfungen auf die Straße gesprüht und vor der Zirkuskasse demonstriert. In Dortmund wurde während einer Show die Wasserversorgung für die Tiere gekappt. In Stuttgart hatte jemand während einer Show die Elefanten aus ihrem rückwärtigen Gehege freigelassen.
Auch in Staßfurt gab es bereits Aufregung wegen des Zirkusses: Als im Internet ein Foto mit Oberbürgermeister Sven Wagner und den Elefanten des Zirkusses veröffentlicht wurde, hagelte es Hasskommentare. Eine „Tierrechtsorganisation“ sendete an die Stadt und die Medien einen Appell an Oberbürgermeister Sven Wagner, die Zirkusshows in Staßfurt wegen Tierquälerei zu unterbinden. Es heißt auch, dass es heute vor der Vorstellung um 16 Uhr in Staßfurt eine Demo vor dem Zirkus geben soll.
„Wir werden von den sogenannten Tierschützern immer wieder bedroht“, erzählt Hardy Weisheit. Hinter dem jetzigen Anschlag vermutet er „dieselben jungen Tierschützer“ wie in Aschersleben. Mit Tierschutz hätten solche Attacken aber nichts zu tun: Das Leben der Tiere und der Zirkusmitarbeiter sei aufs Spiel gesetzt worden, als die Heuballen seiner Ansicht nach absichtlich angezündet wurden. „Dass jemand aus Versehen eine Kippe an dem Heuballen hinwirft, kann ich mir nicht vorstellen“, meint er weiter. Zeugen wollen gesehen haben, dass zwei Personen vom Brandort geflohen sein sollen.
Bestätigen kann die Polizei die Aussage über die Flüchtigen nicht. Die Ermittlungen müssen erst noch beendet werden. Hardy Weisheit bittet alle Menschen, die vor dem Brand etwas beobachtet haben, sich bei der Polizei zu melden.
Die Polizei selbst geht ebenfalls von Brandstiftung aus. „Eine Selbstentzündung kann nach bisherigen Erkenntnissen ausgeschlossen werden, sodass die Heuballen vermutlich vorsätzlich angezündet wurden“, teilt das Polizeirevier des Salzlandkreises mit.
Nach allen Vorkommnissen, auch dem in Staßfurt, hat das Zirkusunternehmen der Familie Weisheit immer Strafanzeige gestellt. Aber nie konnte ein Verdächtiger zur Rechenschaft gezogen werden. „Man kann doch eins und eins zusammenzählen. Es ist traurig, dass die Justiz nicht besser durchgreifen kann“, findet Hardy Weisheit. Er und seine Familie finden keine Ruhe mehr. Für die Nacht haben sie jetzt Wachen eingeteilt. „Wir lassen uns aber nicht unterkriegen“, kündigt er an. Alle Vorstellungen finden wie gehabt heute 16 und 19 Uhr, morgen 11 und 16 Uhr und Montag 11 Uhr statt.