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Abfallwirtschaftsbetrieb investiert in Rekultivierung und Nachbereitung ehemaliger Müllhalden in Staßfurt und Schönebeck Deponien sind grüne Hügel und "Gasmacher"

Von Daniel Wrüske 26.11.2010, 05:16

Die Baumaßnahmen zur Rekultivierung der Deponien in Staßfurt und Schönebeck Frohser Berge werden in diesem und im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Dann beginnen die Nachsorgemaßnahmen, die sich über 30 Jahre erstrecken.

Schönebeck/Staßfurt. Rund 1,5 Millionen Euro investierte der Abfallwirtschaftsbetrieb des Salzlandkreises 2010 in die Rekultivierungsmaßnahmen auf der Deponie in der Hohenerxlebener Straße in Staßfurt. In diesem Jahr wurden die Bauarbeiten an der Anlage abgeschlossen. "Orientiert an den gesetzlichen Vorschriften, wurde die Deponie fachgerecht abgedeckt", erklärt Helmut Ulbrich, Leiter des Abfall- wirtschaftsbetriebes. Dabei werden verschiedene Lagen, unter anderem eine sogenannte Methanoxidationsschicht, über der Lagerstätte gezogen. Die Arbeiten wurden hauptsächlich von den eigenen Mitarbeitern ausgeführt, der Abfallwirtschaftsbetrieb hat einen eigenen Bautrupp, wie Helmut Ulbrich sagt, in dem die Mitarbeiter – begleitet von Experten – die spezifischen Prozesse ausführen können.

Damit ist der größte Teil der Arbeiten zur Rekultivierung der Anlage in der Bodestadt erledigt. In den kommenden Jahren muss der kommunale Entsorgungsfachbetrieb jeweils rund 50 000 Euro für Nachsorgeaufwendungen aufbringen. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die einstigen Müllberge noch mindestens 30 Jahre kontrolliert werden. In Staßfurt befindet sich an der Deponie der Wertstoffhof. Der Betriebsstättenleiter wird in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro die Nachsorgemaßnahmen übernehmen, erklärt Ulbrich.

Aufbereitung mit Nebeneffekten

Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt ist die zuständige Behörde, die Rekultivierungsabschluss und Nachsorge begleitet und abnimmt. Das, so Helmut Ulbrich, sei bereits passiert, der endgültige Bescheid der Landesbehörde in Halle zum Abschluss der Staßfurter Deponie wird in Aschersleben jetzt schriftlich erwartet.

Eine neue Halde sei nicht notwendig und nicht mehr erlaubt. Denn seit 2005 ist das Einbauen unvorbehandelter Abfälle auf Deponien nach EU-Gesetz verboten. Ein Jahr später hat die Bundesrepublik das auch in ihre Gesetzgebung übernommen. Zudem habe sich das Verhalten der Bürger bei der Müllproduktion verändert und der Abfallwirtschaftsbetreib setzt mehr in die Aufbereitung. "So müssen immer weniger Mengen Müll in die Verbrennungsanlage nach Magdeburg-Rothensee gefahren werden", erklärt der Betriebsleiter. Bei der Aufbereitung werden Wertstoffe wie Papier, Plastik oder Biomüll heraus sortiert und fachgerecht entsorgt. Manchmal mit einem positiven Nebeneffekt: In Schönebeck können sich die Bürger zum Beispiel kostenlos Fertigkompost abholen.

Biogasgewinn an den Frohser Bergen

Die Rekultivierung der Deponie Frohser Berge in der Elbestadt – eine insgesamt rund 45 Hektar große Anlage – soll voraussichtlich am Ende des nächsten Jahres abgeschlossen sein, so dass 2012 die Nachsorgearbeiten beginnen können. Rund zwei Millionen Euro will der Abfallwirtschaftsbetrieb 2011 investieren, die Baumaßnahme umfasse aber wie in Staßfurt hauptsächlich Eigenleistungen, erklärt Helmut Ulbrich. Das für den letzten Bauabschnitt nötige Baumaterial ist bereits in diesem Jahr angeschafft worden. Die Situation in Schönebeck ist dennoch eine andere als in Staßfurt. "Wir erzeugen hier Deponiegas, der in Strom umgewandelt wird." Mit der Anlage Frohser Berge wolle sich der kommunale Entsorgungsfachbetrieb dem Thema erneuerbare Energien stellen. "Stadtwerke setzen auf Solar- und Windenergie. Wir erzeugen Strom in einem eigenen Minikraftwerk und speisen ihn in das Netz ein."

Damit sich weiter Gas entwickeln kann, wird das Plateau, also der obere Bereich, nur teilweise abgedeckt. Denn die chemischen Prozesse im Inneren des Berges laufen nur, wenn von oben her Wasser eindringen können. Die Seiten dagegen müssen dicht sein. So lange das gewonnene Deponiegas in der Qualität genügt, um den Motor eines Minikraftwerkes anzutreiben, der Strom erzeugt, wird der Rohstoff dafür verwendet. "Die endgültige Schließung kann voraussichtlich erst nach 2020/2023 erfolgen, wenn die Gasfassung und Gasverwertung, also die Verstromung, abgeschlossen ist", sagt Helmut Ulbrich. Erst danach könne die 30 Jahre andauernde Nachsorgemaßnahme, die jetzt in Staßfurt beginnt, auch in Schönebeck starten.