Staßfurter Museum Der Schatz des Markscheiders
Das Staßfurter Stadt- und Bergbaumuseum ist wieder um einen Schatz reicher.
Staßfurt l Eine Familie aus Düsseldorf mit Staßfurter Wurzeln hat dem Haus einen umfangreichen Fundus aus einem Nachlass überlassen. Nur die verdienten Bergleute aus der Salzstadt wissen vielleicht heute noch, was ein Markscheider ist, nämlich ein speziell im Bergbau tätiger Vermessungsingenieur. Der Markscheider ist so etwas wie ein Erkunder. Er weiß genau über die Lagerstätten Bescheid, wertet geologische Informationen aus und bringt sie mit technischen Erfordernissen zusammen.
Ferdinand Wagner war so ein Markscheider. Er muss um 1906 angefangen haben, in Staßfurt zu arbeiten. In seinem Nachlass sind hervorragende Dokumente und Fotos enthalten, die von diesem Wirken zeugen. Die Sammlung gehört jetzt zum Fundus des Staßfurter Stadt- und Bergbaumuseums. Denn Ferdinand Wagners Enkel Hans Rainer Wagner hat dem Haus alles zum Geschenk gemacht - gemeinsam mit Ehefrau Anke Wagner sowie den engsten Verwandten Petra und Karsten Wolter. Eine durchaus emotionale Angelegenheit, wie der Düsseldorfer gesteht. „Soll ich mich von den historischen Werten trennen oder doch lieber alles behalten?“, fragte sich Rechtsanwalt und wägte immer wieder ab. Doch der Internetauftritt des Stadt- und Bergbaumuseums bestätigte ihn und beförderte seine Idee, sich mit dem Bewahrer der Bergbautradition in der Salzstadt in Verbindung zu setzen. Es hatte sofort gefunkt zwischen beiden Seiten und Hans Rainer Wagner wusste das Material in guten Händen.
In Staßfurt war großes Staunen angesagt, als jetzt im Museum eine erste gemeinsame Sichtung vorgenommen wurde - Bücher, ein Gemälde mit einer Bergbaulandschaft, ein Modell einer Bergbauanlage und eines Förderwagen unter einer Glasglocke und ein Jubiläumsband. Es ist die Schrift zum 25-jährigen Dienstjubiläum von Markscheider Ferdinand Wagner, die ihm am 1. Oktober 1931 überreicht wurde. „Die Bild- und Aufzeichnungsqualität ist hervorragend. Die Schrift wurde von den Kaliwerken Staßfurt, Bleicherode, den Salinen Schönebeck und Dürrenberg, der Anhaltischen Salzwerke GmbH sowie der Bad Oeynhausen GmbH erarbeitet“, fasst Museumsleiter Michael Scholl zusammen. „So sind in diesem Werk auch nicht nur die hiesigen bergbaulichen Anlagen aufgeführt und in sehr vielen wichtigen Details erläutert.“ Ein echter Schatz, dem weitere folgten wie das Treffen zeigte. So ist auch ein Schriftstück zur Geschichte des Königlichen Salzwerkes zu Staßfurt ab 1857 dabei, das die geförderten Mengen Steinsalz, Carnallit, Sylvinit, Hartsalz und Schönit einschließlich Kainit und Borazit benennt. Bücher und Tafeln von 1871 sowie zur Vorgeschichte der Staßfurter Saline gehören weiterhin zu diesem wertvollen Nachlass. Sehr interessant auch die Festgabe zum Deutschen Bergmannstag 1928 „Die deutsche Bergwirtschaft der Gegenwart“.
Mit dem Nachlass, davon ist der Museumsleiter überzeugt, werden Erinnerungen nicht nur bei den Bergleuten der Region geweckt. Michael Scholl erläuterte den Gästen das Zustandekommen des heutigen Salzlandkreises sowie die bergbaulichen Gegebenheiten in den verschiedenen Regionen hier. Die Gäste nutzten im Anschluss an die offizielle Übergabe auch die Gelegenheit, sich das Stadt- und Bergbaumuseum mit seinen Schätzen anzusehen - besonders beeindruckte sie dabei das große Bergbaumodell.
Vorgesehen ist jetzt, nach und nach Bild, Modell und Jubiläumsschrift zur Schau zu stellen. „Nach weiteren Auswertungen der Materialien wird eine Vitrine gestaltet“, sagt Michael Scholl. Der Museumsleiter freut sich besonders, dass sich die Familien Wagner und Wolter nach dem Eintrag ins Gästebuch des Museums mit einem „Auf Wiedersehen“ von der Salzstadt verabschiedeten.