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Kaninchenzucht Diese Riesen passen in keine normale Pfanne

Deutsche Riesen, das sind keine Märchenfiguren, sondern Kaninchen, die in keine normale Pfanne passen. Ein Blick nach Osmarsleben.

25.11.2019, 04:00

Osmarsleben l „Alles, was man vom Schwein macht, kann man auch vom Kaninchen machen“, meint Heidegret Wendt. Für Kaninchenzüchter ist es selbstverständlich, dass sie ihre Lieblinge nicht nur füttern, damit diese möglichst lange und bis zum Lebensende gestreichelt werden können.

Während der Herbstschau der Osmarsleber Kaninchenzüchter verrät die Frau des Vereinsvorsitzenden, dass sie sogar einen Zuchtfreund kennt, der vom Rücken seiner Langohren Schinken räuchert.

„Man kann alles verwerten“, so Heidegret Wendt. Und es gibt eben weit mehr Möglichkeiten als den klassischen Kaninchenbraten (mit Senf eingestrichen und mit Speck und Gurke gefüllt). Sie zählt auf: „Rollbraten, Saure Sülze, Grillwurst, Jagdwurst, Wiener Würstchen....“ Vom entfleischten Gerüst koche sie sogar noch eine Suppe. Ihr Mann sei der Wurstspezialist zu Hause.

Die Wendts züchten unter anderem Russen-Kaninchen. „Ein Zwei-Personen-Haushalt schafft so einen Braten kaum mit einer Mahlzeit“, sagt die Zuchtfreundin.

Natürlich würden sich für größere Haushalte auch größere Rassen eher lohnen. Großchinchilla oder Deutsche Riesen beispielsweise. Die Riesen, die Matthias Schmidt aus Tornitz in Osmarsleben ausstellt, bringen durchschnittlich immerhin acht Kilogramm auf die Waage.

In eine normale Pfanne passen die nicht. Vielleicht gerade so in einen Bräter, der normalerweise einmal im Jahr für die Weihnachtsgans aus dem Schrank geholt wird.

Apropos Weihnachten. Was gibt‘s bei Wendts zum Fest? Ente oder Kaninchen! Die Selbstversorgung klappt das ganze Jahr über.

Wie viele der 121 am Sonnabend im Osmarsleber Vereinsheim „Zum Züchterstolz“ von 22 Züchtern präsentierten Tiere zu Weihnachten möglicherweise die Feinschmecker beglücken, steht wohl spätestens nach der Landesschau fest. Die findet in dieser Woche im Magdeburger Elbauenpark statt.

Gute Chancen haben auf alle Fälle die Langohren, die in Osmarsleben mit einem „V“ wie „Vorzüglich“ in den heimischen Stall zurückkehrten.

Für die Kaninchen mit dem Prädikat „N.B.“ könnte dagegen schon bald die letzte Stunde geschlagen haben. „Nicht befriedigend“, erklärt Zuchtfreundin Ingetraut Dobritz diese Abkürzung. Es könnte allerdings auch als „noch bratfähig“ zu verstehen sein, ergänzt die Osmarsleberin. Sie kennt übrigens noch ein Gericht aus Kaninchenfleisch: Fricassée.

„Die Kaninchenzucht kommt wieder angesichts der bewussteren Ernährungstrends“, ist sich Heidegret Wendt sicher. Auf Ausstellungen würden übrigens immer mehr Riesen gesehen...

Um die Zukunft des Osmarsleber Rassekaninchenzuchtvereins ist es Zuchtbuchführer Lars Lehmann unterdessen nicht bange. Die 26 Mitglieder inklusive Jugend erfreuen sich eines regen Vereinslebens mit monatlicher Versammlung, drei Ausstellungen und einem Kegelabend im Jahr.