Hitze Droht in Staßfurt Wasserknappheit?
Um Wasser einzusparen, greifen manche Gemeinden in Deutschland zu drastischen Maßnahmen. Droht auch in Staßfurt eine Wasserknappheit?
Staßfurt l Der Anstieg der Temperaturen geht Hand in Hand mit einem deutlich höheren Wasserverbrauch. In etlichen Gärten laufen die Rasensprenger auf Hochtouren, Pools und Planschbecken werden gefüllt, und der ganz normale Wasserbedarf im Haushalt bleibt natürlich auch bestehen.
Macht sich das in Staßfurt im steigenden Trinkwasserverbrauch bemerkbar? „Das ist nicht der Fall“, teilt die Stadt mit, die beim Wasser- und Abwasserzweckverband „Bode-Wipper“ (WAZV) nachgefragt hat. „Es muss keiner Angst haben, dass kein Wasser mehr aus dem Wasserhahn kommt.“ Der WAZV, der im Staßfurter Raum für die Bereitstellung des Trinkwassers zuständig ist, bezieht das gesamte Trinkwasser von der Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH aus der Colbitz-Letzlinger Heide.
WAZV-Geschäftsführer Andreas Beyer teilt mit, dass der durchschnittliche Tagesverbrauch in Staßfurt derzeit bei zirka 3400 m³ liegt. 2019 habe er im Juli bei 3600 m³ gelegen, im Juli 2018 noch bei 4150 m³. Sinkt der Wasserverbrauch also in den vergangenen Jahren trotz Hitze und Trockenheit immer weiter? So einfach lässt sich das aus den Zahlen nicht herauslesen. „Da würde man Äpfel mit Birnen vergleichen“, sagt Andreas Beyer. Die Stadt Staßfurt sei sehr industrielastig. Auch viele Firmen würden Trinkwasser vom WAZV kaufen.
So könnte es zum Beispiel eine Erklärung sein, dass die Firmen in Corona-Zeiten ihre Produktion zurückgefahren haben und deswegen natürlich auch weniger Wasser verbrauchen. Eine andere Erklärung bringt Andreas Beyer. Er sagt: „Es gibt zwei Firmen, die ihr Wasser aus der Bode ziehen. Uns ist ein Großverbraucher weggebrochen, der vorher sein Wasser von uns bezogen hat.“ Das macht sich bemerkbar. Das Unternehmen kauft das gekühlte Wasser aus der Bode von einem anderen Unternehmen ab. Das sei billiger, als das Wasser vom WAZV zu beziehen.
Generell gilt: „Wie auch in den letzten Jahren ist die Trinkwasserversorgung in Staßfurt unproblematisch. Es bestehen zurzeit keine Anhaltspunkte, dass diese nicht gesichert ist. Der WAZV empfiehlt einen sorgsamen Umgang mit der Ressource Trinkwasser, ohne, dass man übermäßig sparen muss“, teilt Andreas Beyer mit.
Über das Jahr verteilt ist der Verbrauch dabei saisonalen Schwankungen unterlegen. So beträgt der durchschnittliche Tagesverbrauch in Staßfurt im Winter laut WAZV etwa 2700 m³ und im Frühjahr etwa 3000 m³. „Insgesamt ist aber erkennbar, dass die verkauften Mengen im Stadtgebiet Staßfurt stark zurückgehen. Wurden in den Jahren 2014 bis 2018 noch durchschnittlich 860.000 m³ je Jahr in Staßfurt abgesetzt, waren es 2019 nur noch 786.000 m³“, so Andreas Beyer.
Das sei aus mehreren Gründen problematisch. „Zum einen ist die Trinkwasserversorgung enorm fixkostenlastig. Das heißt: Unabhängig von den abgesetzten Mengen gibt es Kosten, die immer entstehen“, erklärt Beyer. „Werden geringere Mengen abgesetzt, so wirkt sich das negativ auf die Gebühren aus. Zum anderen müssen technisch gesehen auch die großen Leitungen in Staßfurt entsprechend ausgelastet sein, damit zusätzlicher Aufwand durch zum Beispiel Spülen der Leitungen vermieden wird.“ Ein geringerer Trinkwasserverbrauch ist also nicht immer gut für den Einzelverbraucher aber auch für den Wasser- und Abwasserzweckverband „Bode-Wipper“.
Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit geht der Wasserverbrauch in Deutschland seit über 15 Jahren zurück. In den letzten drei Jahren schwanke der tägliche Wasserverbrauch zwischen 120 und 123 Litern Trinkwasser pro Person.
Der Salzlandkreis hatte am vergangenen Donnerstag die Wasserentnahme aus den Oberflächengewässern verboten. In den Flüssen habe das Niedrigwasser einen kritischen Zustand erreicht. Wegen der lang anhaltenden Trockenheit würden auch die Grundwasserstände fallen.