Stadtpflegebetrieb Durchblick im Schilderwald
Thomas Klich und Detlef Wagener arbeiten seit 30 Jahren bei der Staßfurter Stadtpflege.
Staßfurt l Dass es einmal 30 Jahre werden, daran hat wohl keiner der beiden so richtig geglaubt. Am 1. Juli 1987 hatten Thomas Klich und Detlef Wagener ihren ersten Arbeitstag bei der Stadt Staßfurt. Die damals wenige Jahre zuvor gegründete Kommunale Straßenmeisterei der Kommune suchte noch Mitarbeiter. Beide ergriffen ihre Chance. „Als gelernte Instandhaltungsmechaniker haben wir zusammen im Sodawerk gearbeitet. Aber wir wollten etwas Neues ausprobieren“, sagt Thomas Klich. Der Wechsel zur Stadt machte diesen Wunsch perfekt.
Die Kommunale Straßenmeisterei hatte damals ihren Sitz auf dem heutigen Parkplatz der Stadtverwaltung in der Steinstraße. Ihr Wirkungskreis zielte auf das Gebiet der Kernstadt, die Ortsteile waren noch selbständig. „Die Aufgaben waren ganz andere, als die des Stadtpflegebetriebes jetzt“, sagt Detlef Wagener. Rund zehn Betriebshandwerker waren mit Reparaturen von Straßen und Wegen, Fahrbahnmarkierungen, Winterdienst, Wartung und Instandhaltung von Verkehrsleiteinrichtungen oder mit der Reinigung von Regeneinläufen beschäftigt. Hinzu kamen die Ausgestaltung von Stadt- und Heimatfesten. Und Sonderaufgaben - wie Hochwasserschutz und -hilfe. Der Einsatz bei der Bodeüberschwemmung 1994 wird beiden sicherlich ein Leben lang in Erinnerung bleiben.
Die Anfänge der Straßenmeisterei seien von Fahrzeug-, Maschinen- und Materialmangel geprägt gewesen. Thomas Wagener zeigt während des Volksstimme-Gesprächs auf dem Betriebshof des Stadtpflegebetriebs die fünf Silo- streuer für den Winterdienst. „Das wäre damals ein Traum gewesen.“ In den ersten Jahren mussten sich die Meisterei- mitarbeiter dagegen mit einem alten Barkas und einem sowjetischen Traktor samt Anhänger zufrieden geben. Detlef Wagener berichtet: „Mir ist der B 1000 einmal fast abgebrannt.“
Da sei oft viel persönlicher Einsatz erforderlich gewesen. So wurden anfangs viele Arbeiten und Transporte sogar mit privaten Autos und Anhängern erledigt. Thomas Klich weiß davon zu berichten: „Ich bin mit meinem Wolga und einem Notstromaggregat im Kofferraum unterwegs gewesen und habe Straßennamenschilder montiert, heute undenkbar, aber die damals 26 000 Einwohner zählende Stadt musste auch irgendwie unterhalten werden.“ Durch die Mangelwirtschaft der DDR musste viel improvisiert werden. „Wir fertigten uns selbst Geräte und Maschinen an, mit deren Hilfe die Arbeit erleichtertet wurde. Bei Straßenreparaturen stellten wir über Nacht den Gussasphalt her - Aus Bitumen, Kalk, Splitt und Sand entstand nach zwölf Stunden ein fertiger Straßenbelag“, erinnert sich Thomas Klich. Selbst bei Verkehrszeichen und Leiteinrichtungen war Eigenbau angesagt. Die Rohrpfosten waren zum Beispiel Antennenmasten und die Verkehrszeichen aus Deckeln von Fässern des Blechpackungswerkes, sie wurden auch noch handgemalt.
Nur wenige Jahre nach dem Dienstantritt von Thomas Klich und Detlef Wagener hatte das alles ein Ende, weil die DDR aufhörte zu existieren. Angst um ihre Arbeitsplätze hatten die Männer eigentlich nie, sagen sie heute. „Egal, wer oben regiert, die Arbeit bleibt die gleiche. Wir waren da und hatten das nötige Fachwissen“, so Thomas Klich.
Nach der politischen Wende wurde der Betrieb schnell größer und besser ausgestattet. 1992 entstand das Baubetriebsamt (BBA) und zog in die Mühlenstraße um. „Die Aufgaben des BBA erweiterten sich zum Beispiel um die Grünanlagenpflege und die Straßenreinigung. Durch neue Maschinen und Fahrzeuge wurde die Arbeit erheblich erleichtert“, sagt Detlef Wagener. Nach den ersten Eingemeindungen wuchs der Betrieb weiter um Mitarbeiter und Flächen.
1999 wurde dann der Stadtpflegebetrieb gegründet, ein Eigenbetrieb der Stadt Staßfurt. Durch weitere Eingemeindungen und mehr Mitarbeiter platzte das ehemalige GST-Gelände aus allen Nähten. Im Jahre 2005 erfolgte der Umzug in den Athenslebener Weg auf das Gelände der Stadtwerke. Dort ist nun ausreichend Platz für die Fahrzeuge, Maschinen und Geräte. Die mittlerweile über 50 Mitarbeiter des Stadtpflegebetriebes kümmern sich in Staßfurt und den 14 Ortsteilen um alle anfallenden Aufgaben. Gerade letzte Woche zum 37. Salzlandfest waren alle Mitarbeiter bei Aufbau, Ausgestaltung oder der anschließenden Reinigung eingesetzt.
Thomas Klich und Detlef Wagener haben sich spezialisiert und sind für die Verkehrssicherung zuständig. Man sieht die zertifizierten Verkehrstechniker täglich auf Staßfurter Straßen bei der Aufstellung oder Wartung von Verkehrszeichen, Fahrbahnmarkierungen oder der Sicherung von Baustellen.
Beide sagen, sie würden ihre Berufswahl immer wieder so treffen. Bei einem Wermutstropfen: „Manchmal fehlt die Wertschätzung unserer Arbeit, wenn zum Beispiel Schilder gestohlen, umgestoßen und beschmiert werden, bei Zerstörungen und Graffiti- wie regelmäßig an der Bahnhofsfußgängerbrücke, oder wenn Grünflächen verschmutzt werden.“ Das, so Thomas Klich, sei wie die sprichwörtliche Sisyphusarbeit. Immer wieder kämpfe man gegen die mutwilligen und unnützen Zerstörungen an. „Alles verursacht Kosten, für die die Stadt - also die Allgemeinheit - aufkommen muss.“
Doch man selbst, so Detlef Wagener, motiviere sich stets neu. „Die Arbeit ist vielfältig. Wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft.“ Alle Mitarbeiter der Stadtpflege müssten oft auf aktuelle Anlässe regieren. Thomas Klich: „Das ist eine Herausforderung, aber sie macht die Arbeit auch jeden Tag wieder spannend.“