Abiturklasse Egelner Gymnasium wird nicht vergessen
Obwohl es das Gymnasium nicht mehr gibt, empfing Bürgermeister Reinhard Luckner die Abiturienten aus der Egelner Mulde im Rathaus.
Egeln l Im Sitzungssaal stieß das Stadtoberhaupt mit den jungen Leuten mit einem Glas Sekt auf das bestandene Abitur an und wünschte ihnen viel Glück und Erfolg für ihren weiteren Lebensweg. „Diese heutige Veranstaltung findet auf Initiative der Abiturienten der Egelner Mulde statt, die zu den 75 Gymnasiasten gehören, die in diesem Jahr am Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt ihr Abitur abgelegt haben“, sagte der ehemalige Leiter der Außenstelle Egeln Paul Thüne. Vier ehemalige Egelner Schüler machten das Abitur an den Gymnasien in Aschersleben, Oschersleben und Wanzleben.
Thüne folgte der alten Egelner Tradition und krönte das Haupt der Damen und Herren mit einem Lorbeerkranz. „Das gibt es in Sachsen-Anhalt insgesamt nur drei Mal. Lange Zeit war Egeln damit sogar ganz allein“, sagte der Bürgermeister und fügte hinzu: „Ich freue mich, dass ihr es geschafft habt und dass wir diese alte Tradition, die Abiturienten zu huldigen, weiter führen.“ Damit ende zugleich ein wichtiger Lebensabschnitt und ein neuer stehe unmittelbar bevor. Für ein Studium würden viele der Abiturienten die Egelner Mulde verlassen. In diesem Zusammenhang verwies Luckner darauf, dass viele ehemalige Egelner Gymnasiasten etwas geworden seien. Als Beispiel nannte er den ehemaligen Innenminister von Sachsen-Anhalt, Manfred Püchel (SPD) aus Etgersleben.
Luckner weiter: „Meine Gedanken sind bei denen, die es nicht geschafft haben. Auch sie werden ihren Weg gehen. Ihr habt eine gute Zukunft in Deutschland oder in der weiten Welt vor euch.“ Wichtig sei die Gemeinschaft. Deshalb appellierte der Bürgermeister an die Abiturienten: „Haltet weiter zusammen!“ Luckner ging auch auf die Zukunft des Egelner Gymnasiums ein. Es sei schade, dass es das nicht mehr gebe und schade um das schöne alte Gebäude, das der Unternehmer Burchard Führer vom Salzlandkreis erwerben wolle. Er wolle dort ein Seniorenheim unterbringen. Der Bürgermeister äußerte sich positiv über dieses Investitionsvorhaben. Er glaube, dass das was werde.
Zur Egelner Tradition gehörte auch eine Abschlussrede der Abiturienten am Marabu des Gymnasiums. Das war dieses Mal nicht möglich. Der Marabu stand zwar auf dem Marktplatz vor dem Brunnen. Das stürmische Wetter ließ aber keinen längeren Aufenthalt im Freien zu. Der Marabu soll seinen endgültigen Platz im Egelner Rathaus finden, sagte Luckner.
An die Anwesenden wandten sich Paulin Streit und Jannis Gallinat. Sie ließen ihre Gymnasialzeit noch einmal Revue passieren. „Wir wollen heute hier die Egelner Tradition der Verkündung mit den Eichenlaubkränzen fortführen. Fast sieben Jahre ist es her, dass wir von der Grundschule an das Gymnasium hier nach Egeln kamen. Am ersten Tag wurden wir von unseren Klassenlehrerinnen Frau Kunert und Frau Köpping herzlich im Gebäude 2 empfangen, welches sich hier in der Nähe befindet. Unser Highlight in der 5. Klasse waren die Kennenlerntage, die auch zur Tradition des Egelner Gymnasiums gehörten. Dort konnten wir unsere Mitschüler kennenlernen und unter anderem wurden auch Frösche geküsst, aus denen jedoch leider keine Prinzen wurden. In der 6. Klasse fuhren wir auf Klassenfahrt nach Nebra. Zum Kulturprogramm dieser Fahrt gehörten die Besichtigungen des Fundortes der Himmelsscheibe von Nebra sowie der Besuch des Klosters Memleben. In der 7. Klasse mussten wir aufgrund schrumpfender Schülerzahlen in das Gebäude 1 in der Lindenstraße wechseln. Das kleine Gebäude 2 wurde daraufhin geschlossen. Außerdem bekamen wir auch neue Klassenlehrer: Herrn Ließ und Frau Deiter, mit denen wir in der 8. Klasse gemeinsam auf Klassenfahrt nach Dresden fuhren. In dieser Zeit bekamen auch wir zu spüren, dass es um unser Gymnasium immer schlechter bestellt war.
Wir gestalteten Plakate und nahmen selbst an Demonstrationen für den Erhalt der Schule teil. Viele Lösungsansätze wurden gefunden, doch keiner führte zum Weiterbestehen unseres Gymnasiums, wie wir es kannten, so dass es zum 31. Juli 2014 dauerhaft geschlossen wurde. Danach wurde das Gebäude weiterhin für zwei Jahre als Außenstandort des Dr.-Frank-Gymnasiums Staßfurt geführt, bevor der Schulstandort Egeln am 24. Juni 2016 endgültig geschlossen wurde. Zur 10. Klasse mussten alle Schülerinnen und Schüler unseres Jahrgangs die Schule wechseln, so dass wir uns auf die Gymnasien in Oschersleben, Staßfurt, Wanzleben und Aschersleben aufteilten. Auch an diesen Schulen hatten wir eine tolle Zeit und unternahmen einige Reisen, so zum Beispiel nach England, Frankreich und Italien. In der 11. Klasse begannen wir dann an unserer jeweiligen Schule Punkte für das Abitur zu sammeln, was vielleicht nicht jedem von Anfang an bewusst war. Und heute stehen wir hier, überglücklich unser Abitur bestanden zu haben. Aber auch, wenn es einige von uns nicht geschafft haben, werden wir alle unseren Weg gehen. Einige werden studieren, andere machen eine Ausbildung, der Eine geht erstmal weiter weg, der Andere bleibt hier in der Region.
Wir möchten uns auf jeden Fall bei allen Lehrerinnen und Lehrern aller Schulen bedanken, dass sie uns so gut zum Abitur hingeführt haben. Besonders die Schulzeit in Egeln wird uns allen immer in Erinnerung bleiben. Es waren einfach das familiäre Verhältnis, die lockeren, aber organisierten Strukturen sowie die Traditionen und vieles mehr, die diese Schule einzigartig machten, so dass sie niemand vergessen wird. Wir werden für immer dankbar sein für die Zeit, die so richtungsgebend und schön war und dass wir sie hier in Egeln verbringen durften.“
Nach dem Empfang im Rathaus fuhren die jungen Leute noch einmal zum ehemaligen Gymnasium, um nochmal ein gemeinsames Foto machen zu können.