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Bernd Ozminski bringt fünfzig Jahre nach seinem Studium ein Buch auf den Markt Ehemaliger Student beschreibt seine Zeit am Institut für Lehrerbildung in Staßfurt

Von René Kiel 02.10.2013, 03:04

Seine Erlebnisse als Student am ehemaligen Institut für Lehrerbildung (IfL) in Staßfurt hat der heute in Benzingerode im Harz wohnende Senior Bernd Ozminski in einem neuen Buch festgehalten.

Staßfurt l Auf die Idee dazu hätten ihn die Leser seines ersten Buches "Kindheit in der Nachkriegszeit" gebracht, sagte der 70-Jährige im Volksstimme-Gespräch. Er hatte anfangs noch gezögert, obwohl es so vieles über die Ausbildungszeit zu erzählen gab. "Das war kein leichtes Unterfangen, denn jeder ehemalige Mitstudent sieht das Geschehene eher aus einer anderen Sicht", sagte der Pädagoge.

Als er sich dann doch dazu entschloss, seine Erinnerungen unter dem Titel "Studienzeit am Institut für Lehrerbildung in Staßfurt von 1960 bis 1964" auf 56 Seiten zuzüglich von mehreren Fotos zu Papier zu bringen, wollte er keine Chronik schreiben.

"Meine Schilderungen stellen einen persönlichen Rückblick auf die sechziger Jahre am Institut für Lehrerbildung Staßfurt dar. Sie sind nicht frei erfunden. Jedoch wurden die Namen geändert", teilte der Autor mit.

"Das Buch ist für manchen nicht sehr angenehm. Ich habe das aufgeschrieben, was mir auf den Nägeln brannte", sagte Ozminski, der sich aber nicht als Widerstandskämpfer bezeichnen würde.

"Ich wollte auch mal etwas loswerden. Es war ja auch ein gewisser Zwiespalt da", sagte Ozminski, der im Arbeiter- und Bauern-Staat beinahe kein Stipendium bekommen hätte, weil er aus einer Angestelltenfamilie stammte.

Damals, als vor dem 13. August 1961 viele Ingenieure, Ärzte und Lehrer der DDR den Rücken kehrten, wurde die Lage in Betrieben, Einrichtungen und Schulen prekär. Die Regierung versuchte, im Rahmen von zeitweiligen Sonderausbildungen, wie kombiniertes Direkt- und Fernstudium, dem akuten Lehrermangel entgegen zu steuern. So nahm der Autor, Jahrgang 1943, als Absolvent der zehnklassigen Polytechnischen Oberschule 1960 ein solches vierjähriges Kombinationsstudium auf.

"In dem nun folgenden Lebensabschnitt, dem Studium am IfL, konnte ich dieser Stadt und ihrer Umgebung keinen positiven Reiz abgewinnen."

Ozminski schildert in vorrangig lockerer, humorvoller Art das Mit- und Gegeneinander von Dozenten und Studenten, die Mangelwirtschaft und den staatlichen Dirigismus in den sechziger Jahren. Er beschreibt originelle Persönlichkeiten und berichtet von Träumen und Pflichten junger Menschen in dieser Zeit.

In seinen Aufzeichnungen sparte er auch nicht mit Kritik an der damaligen Situation in Staßfurt. So heißt es im ersten Kapitel "Eine graue Stadt an der Bode": "In dem nun folgenden Lebensabschnitt, dem Studium am IfL, konnte ich dieser Stadt und ihrer Umgebung keinen positiven Reiz abgewinnen. Das kulturelle Angebot war eher bescheiden. Da spielte ein kleines Provinztheater zumeist Stücke in zeitgenössischer Tendenz. Zwei Musikcafés luden am Wochenende zum Tanztee ein. Das etwas anrüchige Konzerthaus Klingsch, ein größeres Tanzlokal, erschien mir wie ,Das Haus zur letzten Chance\'. Zwei Kinos und eine Milchbar rundeten das Gesamtbild ab. Allenfalls einige Bierkneipen wären noch erwähnenswert. Staßfurts Flair wirkte auf mich trotz differenzierter Farbtöne nur Grau in Grau."

Das Buch erschien im Verlag Books on Demand GmbH Norderstedt und kann unter der ISBN 978 384 820 01 46 für 9,70 Euro über den Buchhandel bestellt werden.