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Ausbildungsprogramm Fachkräfte in Spanien gefunden

Drei junge Spanier haben gestern ihre Arbeit beim Optikerunternehmen Menz begonnen.

Von Franziska Richter 12.07.2016, 15:12

Staßfurt l Silvia Miralles Tomas, Maite Villena Ouate und Omar Aslam Saiz sind ziemlich aufgeregt, als sie am Montag ihren neuen Arbeitgeber kennenlernen. Erst in der vergangenen Woche sind sie direkt aus ihrer Heimat Spanien nach Deutschland geflogen. Sie sind hochmotiviert und sehen in dem fremden Land eine echte Chance für ihre Zukunft.

Zunächst treffen sie am Hauptsitz von Optik Menz in Staßfurt die Vorstandsmitglieder der Menz Optik Aktiengesellschaft, Mandy Mattern und Sebastian Grimm, die sie einweisen. Denn am nächsten Tag schon soll Arbeitsbeginn sein. Die drei werden den Apollo Optik-Filialen in Wernigerode, Egeln und Aschersleben zugewiesen.

„Es gibt keine Arbeit in Spanien“, versucht die hübsche Spanierin Maite Villena Ouate (23) auf Deutsch zu erklären. Nach ihrem Studium der Internationalen Wirtschaft habe sie lange Zeit keine Anstellung in ihrer Heimat Albacete, eine 172 000-Einwohner-Stadt im Osten Spaniens, finden können. Die Wirtschaftskrise ist in Spanien immer noch stark zu spüren, vor allem junge Leute trifft es.

Auch dem 28-jährigen Omar Aslam Saiz ging es so. „Dann hat mir ein Freund von diesem Angebot erzählt. Es ist eine gute Gelegenheit zu arbeiten“, sagt er. Auch Frankreich oder England waren bei ihm in die engere Wahl gekommen. Die Familie zu verlassen, sei für die drei nicht das Problem gewesen, erzählen sie. Immerhin stehen sie durch die Zeit des Studiums schon eine Weile auf eigenen Beinen.

Bei dem „Angebot“, das Omar Aslam Saiz meint, handelt es sich um eine Maßnahme für junge spanische Auszubildende, welche unter anderem das Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt durchführt. Das Sonderprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit soll die Jugendarbeitslosigkeit in Europa verringern und den Fachkräftemangel in Deutschland ausgleichen. Über 60 junge Menschen konnten so in eine Ausbildung in Sachsen-Anhalt vermittelt werden.

Auch Unternehmen im Salzlandkreis finden teilweise kaum noch die richtigen Nachwuchskräfte. „Wir wollten das einfach mal ausprobieren und uns international ausrichten“, erklärt Mandy Mattern, Vorstandsmitglied der Aktiengesellschaft, warum sich Menz Optik zu diesem Schritt entschieden hat. „Seit einer Weile sind wir deswegen nun in der Kommunikation. Nachwuchsmangel ist auch für uns ein Thema.“ Man habe zuerst in Spanien gesucht, weil die Mentalität der Menschen der deutschen doch noch am nähesten käme.

Über das Bildungswerk wurden die drei jungen Spaniern dann an Optik Menz vermittelt. Die Formalitäten klären die Mitarbeiter dort. Auch die persönliche Betreuung der jungen Menschen und die Suche nach einer ersten Unterbringung bis zum Arbeitsbeginn wird durch das Bildungswerk übernommen. Einmal die Woche fahren die Auszubildenden auch zu einem Sprachkurs nach Magdeburg, dem Sitz des Bildungsträgers. Obwohl sich alle drei in Spanien in Kursen über mehrere Monate auf die deutsche Sprache vorbereitet haben, ist das Sprechen für sie nämlich nach wie vor die größte Herausforderung. Deutsch sei eine ziemlich schwere Sprache, meint Omar Aslam Saiz.

Silvia, Maite und Omar wollen bei dem Optikerunternehmen ihre mehrjährige Ausbildung machen. Zur Sicherheit wird in dem Fall ein Praktikum von vier Wochen vorgeschoben. „Normalerweise dauert ein Praktikum bei uns eine Woche, aber hier wollen wir mehr Zeit lassen, damit sich die zukünftigen Auszubildenden einfinden können“, sagt Mandy Mattern. „Denn sie müssen erst einmal schauen, ob sie sich in Deutschland überhaupt wohlfühlen und wie sie zurechtkommen.“

Dass sich danach aber gleich in allen drei Fällen die Ausbildung anschließt, ist für alle Beteiligten so gut wie sicher. „Wir vergeben Praktika generell nur an künftige Auszubildende“, so Mandy Mattern. In diesem Jahr werden durch Optik Menz in den 21 Filialen insgesamt fünf neue Auszubildende eingestellt, drei davon sind die Spanier. Aktuell lernen elf junge Männer und Frauen bei dem Unternehmen den Beruf des Augenoptikers.

Omar Aslam Saiz hat schon in seiner künftigen Arbeitsstelle in Egeln vorbeigeschaut und sich die Stadt angesehen. Er findet sie wunderschön. „Ich mag diese kleinen Städte“, sagt er. Er ist sicher, dass er einmal nach Egeln zieht, wenn die Ausbildung begonnen ist.

Der junge Mann hatte erst so seine Bedenken, was ihn an „deutschem Temperament“ erwarten könnte, gibt er zu. In Spanien gelten die Deutschen doch als sehr reserviert und negativ. „Aber ich war überrascht“, meint er und muss lachen. „Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit.“ Auch seine Kollegen seien ein ganz tolles Team.

Seine Filialleiterin aus Egeln hat ihm schon beigebracht, wie man die Brillen für die Kunden ordentlich reinigt. Das Ultraschallgerät, mit dem der Optiker das macht, hatte Omar geradezu in helle Begeisterung versetzt. In den nächsten Wochen wird die Betreuung und der Kontakt zu den Kunden auch eine der Hauptaufgaben der drei Spanier sein. Dazu kommen Arbeiten in der Werkstatt wie das Anfertigen von Gläsern oder das Bearbeiten von Brillengestellen. Falls das Pilotprojekt mit den drei jungen Menschen gut funktioniert, will Menz Optik die Nachwuchssuche im Ausland fortsetzen.