Biomüll Freiwillige Grüngut-Betreuer?
Die vorübergehende Schließung des Wertstoffhofes in Staßfurt sorgt bei einigen Bürgern für Unmut. Nun werden Alternative gesucht.
Staßfurt l Der Salzlandkreis will weiterhin Grüngut-Container zur Verfügung stellen, wie er vergangene Woche erneuerte, nachdem es vermehrt Kritik gegeben hatte, dass seit der Schließung des Staßfurter Wertstoffhofs auch die Grüngut-Annahme dort nicht mehr möglich ist.
Am Dienstag empörte sich Klaus Krexa am Lesertelefon über solche Äußerungen im jüngsten Beitrag zum Thema wie – das wäre doch „Jammern auf hohem Niveau“. Man müsse sich doch aber nicht an negativen Entwicklungen in anderen Städten oder Landkreisen orientieren, so der Staßfurter. Er sehe jedenfalls in puncto Corona keinen Grund, einen Wertstoffhof zu schließen. „So nah kommen die Mitarbeiter des Wertstoffhofs den Bürgern nicht, wenn diese ihr Zeug abgeben wollen.“ Unverständlich sei auch, dass die Gebühren erhöht wurden, um einen neuen Standort zu erschließen, der nun auf sich warten lasse.
Das Angebot mit den Containern seitens des Landkreises hat nun nichts mit der Corona-Situation zu tun, in deren Folge auch die Osterfeuer nicht stattfinden durften.
Die Container-Bereitstellung war allerdings schon in den Jahren zuvor nicht mehr ganz so einfach von den Städten und Gemeinden in die Praxis umzusetzen.
Abgesehen davon, dass das Sammeln von privaten Grünabfällen auch nicht zu den kommunalen Aufgaben gehört, wie der Staßfurter Fachbereichsleiter Wolfgang Kaufmann bemerkt.
Er erinnert: „Bis zu einem gewissen Zeitpunkt hatte der Kreiswirtschaftsbetrieb des Salzlandkreises auf vorher vereinbarten Plätzen Grüngut-Container aufgestellt. Dies wurde immer durch die jeweiligen Ortsbürgermeister organisiert. Bis vermehrt festgestellt werden musste, dass die Container völlig überladen waren und Grüngut neben den Containern abgelagert wurde. Als zudem noch andere Abfälle in die Container entsorgt wurden, die alles andere als Grüngut darstellten, verlangte der Kreiswirtschaftsbetrieb eine Einfriedung und Verschlussfähigkeit derartiger Container-aufstellplätze.“
Das hieß, neben geeigneten Stellfächen auch Personal zu finden, das zu festgelegten Zeiten die Annahme überwacht. „Das kann keine Kommune leisten“, unterstreicht Kaufmann. Eine Ausnahme habe man allerdings mit Üllnitz. „Dort wird ein kommunales Grundstück für einen Grüngut-Containerplatz genutzt, welches auch verschließbar und eingezäunt ist. Zudem wurde mit einem Einwohner ein sogenannter Ehrenamtsvertrag geschlossen, um die Annahme von Grüngut zu überwachen.“
Die Stadt Staßfurt hätte im übrigen nichts dagegen, wenn dieses Üllnitzer Beispiel Schule machen sollte.
Für Hinweise auf geeignete Stellflächen – eingefriedet und verschließbar – sowie Menschen, die sich bereiterklären, für geordnete Verhältnisse bei der Grüngutannahme zu sorgen, sei die Stadt dankbar, so Pressesprecherin Julia Föckler.
Inzwischen erreichen die Redaktion auch Meinungen, die Verständnis dafür aufbringen, für eine gewisse Zeit zu einem anderen Wertstoffhof fahren zu müssen.
„Es ist eine besondere Situation wegen der Corona-Lage und zeitlich begrenzt“, schrieb zum Beispiel ein Staßfurter „Rand-Dorfbewohner“ (Name ist der Redaktion bekannt), der um „ein kleines bisschen Demut“ bittet. „Seinen Anhänger oder sein Auto einmal zu beladen und nach Aschersleben fahren, kann doch wohl für kurze Zeit keinen Aufschrei Wert sein! Was sollen denn die Rand-Ortsteile der Stadt Staßfurt sagen, denen man auf Dauer die Grüngut-Container entfernt hat?“
Eine Alternative, wie man mit Grünschnitt oder Rasenmahd auch umgehen kann, zeigen derweil Kleingärtner auf. „Ich habe selbst einen Kompost im Garten, wie viele Gartenfreunde auch“, erklärt Ingo Knabe. Der Vorsitzende des Regionalverbands der Kleingärtner Staßfurt könne im Moment nicht sagen, dass sich Kleingärtner beschwert hätten, weil sie ihr Grüngut nicht losgeworden wären.
Zudem würden viele Vereine einmal im Jahr das Container-Angebot des Kreiswirtschaftsbetriebes nutzen, wofür lediglich An- und Abfahrt bezahlt werden müssten, was im übrigen auch für Sperrmüll gelte. Die Bereitstellung der Container sei derweil nicht auf das Frühjahr begrenzt.