Corona Gesundheitsamt an der Grenze
Das Gesundheitsamt des Salzlandkreises war kürzlich an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Unterstützung soll kommen.
Bernburg l Die Anzahl der Neuinfektionen hatte das Gesundheitsamt in Bernburg in den letzten Wochen stark gefordert. Zwischen drei und 43 Infizierte kamen pro Tag in den letzten zwei Wochen im Salzlandkreis hinzu. Es seien „mehrere Hundert Personen innerhalb kürzester Zeit zu kontaktieren“ gewesen, sagt der Sprecher des Salzlandkreises, Marko Jeschor. Man konnte nicht mehr bei allen Fällen binnen eines Tages Kontaktpersonen aller Neuinfizierten kontaktieren. Eine schnelle Kontaktnachverfolgung ist erforderlich, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen.
Das Gesundheitsamt fragt nach Bekanntwerden einer Infektion die Kontaktpersonen der Infizierten ab, informiert diese und ordnet die Quarantäne an. Alle Kontaktpersonen in- und außerhalb des direkten Familienumfeldes sollen ihren Gesundheitszustand auf mögliche Symptome beobachten und dann eventuell den Hausarzt beziehungsweise das Gesundheitsamt informieren. Diese ordnen dann Testungen an. Im Zwei-Schicht-System arbeiten Mitarbeiter an der Hotline auch aus anderen Fachämtern mit, um Fragen der Bürger zum Thema Corona zu beantworten. Inklusive Testteams und Bundeswehr sind in der Kreisverwaltung mehr als 30 Personen mit der Bekämpfung der Pandemie beschäftigt. Dabei kamen in letzter Zeit bis zu 250 Anrufe am Tag. „Das Gesundheitsamt hat seit Ausbruch der Pandemie viele Aufgaben unter Druck abzuarbeiten. Zugleich hat sich eine gewissen Routine eingestellt“, so der Landkreissprecher.
Aufgrund vieler Corona-Fälle an Schulen, Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen mit entsprechend vielen Kontakten fiel die Entscheidung, das nähere, mithin nur noch das familiäre Umfeld, telefonisch zu kontaktieren. Die Kontaktnachverfolgung war also bei einigen Fällen eingeschränkt.
Landkreissprecher Jeschor: „Den positiv getesteten Personen wurde daher im Rahmen der Kontaktermittlung und im persönlichen Telefonat auferlegt, ihr weiteres Umfeld selbstständig über die vorliegende Infektion zu informieren. In Frage kommende Kontaktpersonen sollten sich danach selbst beobachten und bei Symptomen zunächst ihren Arzt konsultieren und das Gesundheitsamt informieren“, so Sprecher Jeschor.
In dieser Woche hatte sich die Lage etwas stabilisiert. Die Neuinfektionen waren tageweise leicht gesunken. „Das versetzt das Gesundheitsamt in die Lage, die Kontaktnachverfolgung auch im Einzelfall wieder zu intensivieren, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen“, so Sprecher Jeschor.
Das Sozialministerium Sachsen-Anhalts reagiert mit personeller Unterstützung auf die Lage. „Der Salzlandkreis hat fünf Personen zur Unterstützung angefordert und diese bekommt er auch“, so Sozialministeriumssprecher Andreas Pinkert.
Mitarbeiter aus den Finanzämtern, bevorzugt jene in der Nähe, werden „zeitnah“ und zunächst für drei Monate nach Bernburg abgeordnet. So würde der Salzlandkreis in die Lage versetzt, die Kontaktverfolgung wieder komplett abzuarbeiten. „Auch alle anderen Landkreise und kreisfreien Städte haben Überforderung, sprich Personalbedarf, angemeldet“, so Pinkert.
Dr. Mark Wasner, Leiter des Ameos-Labors in Bernburg, hatte zum Thema Kontaktverfolgung erklärt, dass bei steigenden Infektionszahlen mehr und mehr Bereiche der Bevölkerung betroffen seien. „Irgendwann ist die Viruslast in der Bevölkerung so hoch, dass man Infektionen nicht mehr auf einzelne Events oder Partys zurückverfolgen kann.“ Kontaktverfolgungen seien dann nicht mehr praktikabel und würden auch keine praxisrelevanten Erkenntnisse mehr liefern, was das Testgeschehen betrifft.