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Wohnungsbrand Große Probleme nach Blitzeinschlag in Staßfurt - Schock sitzt noch tief

Für die Betroffenen war der Brand in Staßfurt ein herber Schlag. Am Samstag vor einer Woche hatte der Blitz in eine Dachgeschosswohnung eingeschlagen. Das schöne Zuhause, das sich ein junges Paar aufgebaut hatte, ist nun zerstört. Die Mieter der Wohnung darunter trifft es noch ärger - sie hatten keine Versicherung.

Von Franziska Richter Aktualisiert: 14.06.2021, 12:36
Die Dachgeschosswohnung in der Neuen Straße in Staßfurt nach dem Brand: „Bei der Brandursache handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Blitzeinschlag“, sagt die Polizei im Salzlandkreis.
Die Dachgeschosswohnung in der Neuen Straße in Staßfurt nach dem Brand: „Bei der Brandursache handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Blitzeinschlag“, sagt die Polizei im Salzlandkreis. Foto: Lampe

Staßfurt - „Es war ein Riesen- Schock, dass alles kaputt ist, was wir uns aufgebaut hatten. Wir hatten es uns dort oben richtig schön gemacht“, sagt Anna Jagust (22). Als der Blitz am letzten Sonnabend in ein Mietshaus in der Neuen Straße in Staßfurt einschlug, war sie mit ihrem Freund zum Glück nicht zuhause. Vor zwei Jahren hatte Tobias Lampe (23) die kleine Dachgeschoss ganz oben in dem Altbau angemietet und sie die Wohnung gleich daneben.

Löscharbeiten über mehrere Stunden

Anna und Tobias mussten am Sonnabend von seinen Eltern, die gleich nebenan wohnen, erst einmal angerufen werden. Mehrere Stunden musste das junge Paar die Löscharbeiten von der Straße aus mit ansehen. Die Polizei sperrte den Fußweg vor dem Haus, als die Dachziegel herunterkamen.

In die Wohnung von Tobias Lampe hatte der Blitz eingeschlagen. Das Feuer schlängelte sich durch die Zwischendecke, die Feuerwehr musste per Drehleiter löschen. „Wir konnten an dem Abend noch rein und uns die nötigsten Sachen holen, dann hat die Polizei ihr Siegel drauf gemacht“, berichtet Tobias.

Dazu muss man erklären, dass die Polizei Brandwohnungen immer erst einmal versiegelt. „Wir müssen anfangs immer davon ausgehen, dass es sich um einen potenziellen Tatort handeln könnte“, sagt Marco Kopitz, Sprecher der Polizei im Salzlandkreis. In diesem Fall war die Kriminalpolizei schon am Tag darauf da, fand keine Hinweise auf eine andere Brandursache als einen Blitzeinschlag und konnte die Wohnung wieder freigeben.

„Alle Möbel sind hin“

„Wir standen beide mit offenem Mund da und waren todtraurig. Alles ist hinüber, alle Möbel sind hin“, berichtet Anna. Die Feuerwehr musste einige Dachziegeln abschlagen, um ans Feuer zukommen. Auch Annas Wohnung nebenan ist unbewohnbar: „Es ist zwar nur ein kleiner Wasserschaden durch das Löschwasser, aber die Möbel sind durch den Brandgeruch nicht mehr zu gebrauchen.“

Tobias und Anna betonen: „Danke an Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte – das möchten wir den Einsatzkräften ausrichten“, so Anna. Alle seien sehr hilfsbereit und verständnisvoll gewesen.

Nachdem sich das junge Paar am Samstagabend ein paar Sachen aus ihrer Wohnung greifen konnte, sind beide bei Tobias’ Eltern untergekommen. „Auch in der kleinsten Hütte ist noch Platz“, ist das Motto von Kerstin Lampe. Für Tobias’ Mutter ist klar, dass man jetzt zusammenhalten muss. „Die ganze Familie hat alles mögliche zusammengesucht, damit sich die beiden ihre nächste Wohnung erstmal mit dem Gröbsten einrichten können“, sagt die Mutti. Derzeit muss die Familie für die Versicherung detailliert auflisten, was alles in der Wohnung war.

Eine neue Wohnung wird gesucht

Ein neues Zuhause sucht das junge Paar zur Zeit noch. „Es ist gerade ziemlich stressig und wir haben viel zu organisieren“, sagt Anna. Zwei Wohnungen haben sie sich schon angesehen. Der Vermieter der Brandwohnung muss das Dach bald reparieren und die Wohnung sanieren lassen.

„Wir würden nie wieder in eine Dachgeschosswohnung wollen“, sagt die junge Frau. „Der Schock sitzt zu tief.“ Bei dem Stress dieser Tage sind beide mental ziemlich ausgelaugt und noch todtraurig.

Dabei ist Familie Lampe sehr froh über die große Hilfsbereitschaft. Nachbarn haben geholfen und Spenden angeboten. „Auch dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Anna. Aber sie und Tobias sind sich einig: „Wir möchten kein Geld, denn wir sind ja versichert. Wir verweisen immer auf die Familie aus der Wohnung unter uns. Wir möchten, dass alle Spenden an sie gehen. Ihnen geht es viel schlechter als uns.“

Im Dach sind Löcher, das Feuer war in der Zwischendecke.
Im Dach sind Löcher, das Feuer war in der Zwischendecke.
Foto: Lampe
In der Brandwohnung liegt die verkohlte Dämmung.
In der Brandwohnung liegt die verkohlte Dämmung.
Foto: Lampe
Etliche Ziegel sind abgelöst, ein Dachfenster ist kaputt.
Etliche Ziegel sind abgelöst, ein Dachfenster ist kaputt.
Foto: Lampe
Die Wohnung unter der Brandwohnung. Durch die Nässe kam bereits die Decke herunter.
Die Wohnung unter der Brandwohnung. Durch die Nässe kam bereits die Decke herunter.
Foto: Witschaß

Wohnung unter Brandwohnung ist vernässt

In der Wohnung unter dem Dachgeschoss hat es am Sonnabend zwar nicht gebrannt, aber das Löschwasser machte alles unbrauchbar. Die Bewohner hatten doppelt Pech. Sie sind nicht versichert.

Das bestätigt Gina Witschaß (18), die in der Wohnung mit ihrem großen Bruder und ihrer kleinen Schwester gelebt hat. Die Versicherung lief über die Mutter, die überraschend im März verstorben war. „Mit dem Tod unserer Mutter ist auch die Versicherung erloschen“, sagt Gina Witschaß. In ihrer Trauer hatten sich die Geschwister nicht um eine neue Versicherung gekümmert.

Möbel, Küchengeräte und alles andere fehlt

„Wir brauchen Spenden“, sagt Gina Witschaß. „Es geht um Möbel, Küchengeräte und alles, was man eben braucht. Wir sind nicht wählerisch.“ Kleidung haben sie bereits bekommen. Die Geschwister sind derzeit jeder einzeln bei Verwandten oder Freunden untergekommen.

Die drei waren während des Blitzeinschlags Zuhause. „Es hat richtig laut geknallt, alle Sicherungen sind rausgeflogen und wir haben einen großen Funken gesehen“, erzählt die Gymnasiastin. „Wir haben unsere Meerschweinchen geschnappt und Erinnerungsstücke von unserer Mutti und sind los.“ Nur durch den Anruf eines Freundes haben sie erfahren, dass das Haus brannte.

Später an dem Sonnabend durften auch sie sich ein paar Sachen holen. „Die Wohnung stand unter Wasser, die Betten und Wände nass“, so Gina Witschaß. „Dass das Löschwasser herunterläuft, ist ganz normal. Auch wir können uns bei der Feuerwehr nur bedanken. Sie war extrem schnell da. Es hätte auch anders ausgehen können.“

Spendenaufruf

Eine Verwandte hat bereits einen Spendenaufruf im Internet gestartet. Auf einem Paypal-Konto sind einige Geldspenden von Bekannten, Klassenkameraden und Lehrern eingegangen. Über die rührende Unterstützung aus dem Staßfurter Gymnasium ist Gina Witschaß sehr dankbar.

Wer auch mit Sach- oder Geldspenden helfen möchte, kann sich bei ihr melden unter der E-Mail-Adresse gina.gw4@gmail.com