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Bürgerprotest Güsten kämpft gegen Grüngutpläne

Die geplante Abschaffung der Grüngut-Container einschließlich Sammelplatz in Güsten bringt Bürger auf die Palme.

Von Falk Rockmann 01.10.2015, 01:01

Güsten l Der Widerstand ist groß in der Kleinstadt. Plakate machen den Willen der Güstener deutlich, dass sie ihren Grüngutsammelplatz behalten wollen. Dass der Bedarf groß ist, zeigt der rege Betrieb, der Mittwochs und Sonnabends hier herrscht. Innerhalb einer Viertelstunde fahren am Mittwoch 20 Bürger mit Handwagen, Pkw-Anhängern und Fahrrädern vor, geben ihren Gartenabfall, Rasenmahd und Baumschnitt ab.

Auch das vom Kreiswirtschaftsbetrieb für den Zeitraum vom 1. Oktober bis 30. November angekündigte Angebot der Herbstsammlung kann die Bürger nicht umstimmen. Manfred Alsleben zum Beispiel hat kein Auto. „Vier bis fünf Säcke Grünzeug passen nie und nimmer in die Biotonne.“

Helga Dittrich kommt mit Fahrrad und zwei Säcken auf den Platz. Auch die Lehrerin a.D. hat kein Auto, ist deshalb froh über die Entsorgungsmöglichkeit in ihrer Stadt. Die Güstenerin hat jede Woche zwei Säcke. „Ich wüsste jetzt nicht, wie das ganze Dahlienkraut in die Biotonne passen sollte.“ „Es ist unzumutbar, nach Staßfurt oder Bernburg-Latdorf auf die Deponie zu fahren“, wettert Volker Viering. Rainer Jünemann aus Osmarsleben verweist darauf, dass „im Garten immer was anfällt. Sonst wär‘s kein Garten.“ Die Herbstsammlung sei also völlig unzureichend. Der 72-Jährige nimmt schon den Weg nach Güsten mit Fahrrad und Anhänger auf sich. Und er denkt weiter: „Man wird älter. Was wird dann? Sollen wir die Gärten alle aufgeben? Sollen wir das Zeug in die Gräben kippen? Verbrennen darf man ja auch nichts mehr.“

Bürgermeister Helmut Zander steht voll und ganz hinter den Bürgern. Mehrmals schon verwies er auch auf die gute Arbeit von Jürgen Rink. Der sorgt hier auf 165-Euro-Basis für Ordnung auf dem Sammelplatz.

„Der Mann ist so umsichtig und hilfsbereit“, unterstreicht Brigitte Palm, als sie ihre Unterschrift auf die Liste setzt. Die Aktion hat Klaus Gerner initiiert. „Ich hatte innerhalb der ersten drei Stunden 100 Unterschriften zusammen. Mittlerweile sind es 265.“ Der Warmsdorfer hat grundsätzlich nichts gegen die Biotonne. „Aber das ist eine Entsorgungsform für die Stadt, nicht für den ländlichen Raum.“ Er befürchtet wieder wilde Müllverkippungen wie vor Jahren, sollte der Landkreis bei seiner Entscheidung bleiben und die Sammelplätze schließen. Das habe er auch dem Landrat mitgeteilt. Auch, dass er 2007, damals als Gemeinderat in Amesdorf aus eben diesem Grund erfolgreich für die Einführung der Container gekämpft hat. Ursache für die Verkippungen war das gerade eingführte Brennverbot.

„Schau dir doch mal die Berge an“, zeigt Werner Irmer auf den Platz, „So eine Anlage kann man doch nicht zumachen.“ Klaus Gerner fragt sich noch, wer sich wohl mit den Biotonnen „eine goldene Nase verdient. Viele braune Tonnen, die verteilt wurden, werden selbst in der Stadt nicht genutzt, müssen aber bezahlt werden.“