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Streit am Schachtsee Hat der Campingplatz in Wolmirsleben eine Zukunft?

Wie geht es am Großen Schachtsee in Wolmirsleben weiter? Diese Frage beschäftigt nicht nur den Besitzer Joachim Noeske und die Kommunalpolitiker, sondern auch diejenigen, die sich dort seit Jahren erholen und den Standort zu schätzen wissen. Was sie fordern.

Von René Kiel 22.08.2023, 12:03
Am  Großen Schachtsee in Wolmirsleben fanden auch immer wieder größere Veranstaltungen statt, zuletzt am 12. August. Neben Mickie Krause hatte dort auch Melanie Müller beim Mitteldeutschen Wasserfest nach zweijähriger Pause wieder einen großen Auftritt.
Am Großen Schachtsee in Wolmirsleben fanden auch immer wieder größere Veranstaltungen statt, zuletzt am 12. August. Neben Mickie Krause hatte dort auch Melanie Müller beim Mitteldeutschen Wasserfest nach zweijähriger Pause wieder einen großen Auftritt. (Foto: René Kiel)

Wolmirsleben - „Wir sind daran interessiert, dass die Anlage hier weiter besteht. Wir wollen am Schachtsee in Wolmirsleben unseren Lebensabend verbringen. Wir haben hier alles, was man zum Leben braucht“, sagte Ines Walther. Die Seniorin und ihr Mann hatten ihr Haus in Leipzig verkauft und sich am Schachtsee ein Tiny-Haus mit einer Wohnfläche von rund 50 Quadratmetern zugelegt, weil dem Ehepaar der Standort in der Nähe zur Landeshauptstadt zugesagt hat. Sie hatten den Campingplatz als ihren Hauptwohnsitz gewählt, mussten diesen aber wieder aufgeben und sich an einem anderen Ort anmelden. Ähnlich geht es auch dem Ehepaar Bönisch aus Potsdam.

Dauer-Camper sind verunsichert

Sie sind verunsichert seitdem die Landkreisverwaltung im März die weitere Nutzung des Campingplatzes in Wolmirsleben untersagt hatte. Das Ehepaar hat ein großes Interesse daran, dass man sich dort auch in Zukunft erholen kann. „Wir hatten den Landrat angeschrieben und um Unterstützung gebeten“, sagte Ines Walther. Er habe nicht selbst geantwortet, sondern damit einen Mitarbeiter betraut, dessen Antwort den Betroffenen aber nicht weiter geholfen habe.

Mit der augenblicklichen Situation ist auch die CDU-Kandidatin für die Wahl des Verbandsgemeinde-Bürgermeisters, Anke Janko-Bartsch, nicht zufrieden. Sie nahm sich die Zeit, um sich mit den Frauen und Männern am Schachtsee zu treffen und sich ihre Probleme anzuhören. Sie sieht es als wichtig an, alle Betroffenen und die Verantwortlichen an einen Tisch zu holen. „Man kann diese Anlage hier nicht tot machen und sollte die Gewerbetreibenden unterstützen“, sagte Anke Janko-Bartsch und meinte damit auch Joachim Noeske, den Besitzer der Anlage. Ihr Mann Dirk Bartsch (CDU), der Bürgermeister der Gemeinde Börde-Hakel werden will, gab zu bedenken, dass sich viele Familien keinen Urlaub mehr leisten können. Sie seien deshalb froh, dass es den Schachtsee gibt.

Badeverbot: Nutzungsuntersagung nicht vollstreckbar

Dort ist in dieser Saison allerdings das Baden untersagt, weil es im Herbst des vergangenen Jahres zwei negative Wasserproben gegeben hatte. Diese Regelung sieht die Badegewässerverordnung des Landes so vor. Inzwischen hat das Verwaltungsgericht die Nutzungsuntersagung für den Campingplatz für rechtmäßig und für verhältnismäßig erklärt. Die Kreisverwaltung kann sie derzeit aber nicht vollstrecken, da die Pächterin der Anlage, die Mitteldeutsche Camping- und Gastro GmbH, eine Anordnung der aufschiebenden Wirkung des vom Salzlandkreis angedrohten Zwangsgeldes in Höhe von 5000 Euro erreichen konnte.

Nach Auffassung der Richter spreche Überwiegendes dafür, dass der Campingplatz als bauliche Gesamtanlage beziehungsweise die auf dem Gelände errichteten baulichen Anlagen formell illegal seien. „Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Gemeinde den Campingplatz als solchen vor der Veräußerung im Jahr 2011 rechtmäßig betrieben hat, führen die durch die Antragstellerin seit dem Jahr 2013 vollzogenen massiven Veränderungen auf dem Gelände, insbesondere hinsichtlich der baulichen Anlagen, zu einem Wegfall des durch eine möglicherweise bestandene Baugenehmigung vermittelnden Bestandschutzes“, heißt es in dem Urteil.

Wahlkampfthema Campingplatz

Die Kandidatin für die Verbandsgemeinde-Bürgermeister-Wahl Anke Janko-Bartsch (links) und ihr Mann Dirk (2. von links), der Bürgermeister der Gemeinde Börde-Hakel werden will, suchten das Gespräch  mit den Dauercampern und Mobilheim-Besitzern.
Die Kandidatin für die Verbandsgemeinde-Bürgermeister-Wahl Anke Janko-Bartsch (links) und ihr Mann Dirk (2. von links), der Bürgermeister der Gemeinde Börde-Hakel werden will, suchten das Gespräch mit den Dauercampern und Mobilheim-Besitzern.
(Foto: René Kiel)

Der Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Stöhr, der noch einmal kandidiert, sagte: „Unser Ziel bleibt es, das Objekt zu erhalten und dass es wieder geordnete Verhältnisse auf dem Campingplatz gibt auf jeden Fall unter Brandschutzgesichtspunkten.“ So würden zum Beispiel die Abstände zwischen den Tiny-Häusern nicht passen.

„Eine Sache des Kreises“

Die Verbandsgemeinde habe Gespräche mit dem Salzlandkreis und dem Betreiber geführt. „Letztenendes ist das eine Sache des Kreises, weil er die zuständige Bauordnungsbehörde ist. Wir können nur Ratschläge geben. Für die Entscheidungen ist der Landkreis zuständig“, betonte Stöhr.

Auf die Frage, warum die Bewohner der Tiny-Häuser ihren Hauptwohnsitz wieder abmelden mussten, sagte der Rathauschef: „Sie hatten von uns alle einen Zettel bekommen und für den Erhalt unterschrieben, dass man sich dort melderechtlich zwar anmelden kann, aber baurechtlich ist das untersagt.“ Am 11. September will sich der Wolmirslebener Gemeinderat mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes für diesen Standort befassen. Einen Entwurf dazu hatte es bereits im Jahr 2009 gegeben. 2010 hatte die Verbandsgemeinde die Anlage übernommen und 2011 an Joachim Noeske verkauft.