Eberhard Bethge von der Unseburger Heimatstube berichtet Herr Kamlah schrieb in Unseburg Geschichte
Unseburg l Kennen Sie den Herrn Kamlah zu Unseburg? Nein? Eberhard Bethge von der Unseburger Heimatstube hat für alle, die ihn nicht kennen, eine Antwort und kann über das Leben des Ludwig August Eduard Kamlah berichten. Er kam 1831 von Halberstadt nach Unseburg. Kamlah wurde als selbständiger Pächter der Domäne in Unseburg, welche ein Teilbesitz der Braunschweigischen Kammer-Verwaltung der Domänen des Braunschweigischen Staates war, eingesetzt. Die Pächter der Domäne trugen immer den Zusatztitel: "Oberamtmann". Obwohl er von Halberstadt kam, muss er aber Wurzeln im Braunschweigischen gehabt haben.
Der Oberamtmann Kamlah war ein zukunftsorientierter Mann. In seine Amtszeit in Unseburg fiel gerade die aufblühende Zuckerverarbeitungsindustrie, so dass auch er sich daran orientierte. In Kleinwanzleben (1837) und auch in Etgersleben (1839) befanden sich die ersten Zuckerfabriken in unserer Umgebung. Die Fabriken wurden noch mit Göpel betrieben. Es folgten Zuckerfabriken in Wolmirsleben (1847), Bleckendorf (1847), Egeln (Marienstuhl) (1847), Hakeborn (1851), die Amtsfabrik in Egeln (1852) und eine Zweite in Bleckendorf (1863).
Ludwig Kamlah bekam die Maulbeerplantage
1847 hatte dieser Kamlah die Absicht, in Unseburg eine Zuckerfabrik zu errichten, der Braunschweigischen Kammer unterbreitet. Die Braunschweigische Domänenkammer war aber desinteressiert. Durch Geländetausch erstand Kamlah die ehemalige Maulbeerplantage vor dem Dorfe in der Größe von drei Morgen und 32 Ruthen. Das geschah unter der Voraussetzung, dass dem Kloster und Studienfond das Vorkaufsrecht bei einem eventuellen Verkauf dieses Geländes zukommen würde. Auf diesem Gelände baute Oberamtmann Kamlah 1848 durch die neugegründete Firma Kamlah Co. eine Zuckerfabrik. Die Fabrik hatte vier Dampfkessel, die 3,5 Atmosphären erzeugten. Die Zuckerfabrik war so ausgelegt, dass täglich 500 Zentner Zuckerrüben verarbeitet werden konnten. Für diese Menge mussten 530 Morgen mit Rüben angebaut werden.
Grube "Caroline" entstand hinter der Zuckerfabrik
Mit der Errichtung der Zuckerfabrik beließ der zukunftsorientierte Oberamtmann es aber nicht. Er betätigte sich auch noch als Muter oder auch Bergbaulusttiger. Ein Muter beziehungsweise Bergbaulusttiger ist in diesen Fall ein Finder von Braunkohle mit Anspruch auf die Berechtsame (Bergeigentum).
Herr Kamlah teufte hinter der Zuckerfabrik, ungefähr 50 Meter in östlicher Richtung und ungefähr 30 Meter Abstand vom Atzendorfer Weg (heute Husemannstraße) in Höhe des heutigen Hauses Nummer 4, die Braunkohlengrube "Caroline". Für diese im Tagebau betriebene Grube erhielt er am 15. März 1854 die Bergeigentums-Verleihung-Urkunde. Die Grube war ausschließlich für den Brennstoffbedarf der Zuckerfabrik. Zusammenfassend wird hervorgehoben: Oberamtmann Kamlah war in Unseburg der Erbauer und Betreiber der Zuckerfabrik, und hat in Unseburg die Braunkohlengrube "Caroline" geteuft.
Zur gleichen Zeit gab es in Unseburg noch zwei Bergbaulustige. Einmal Herr Schröder und zum anderen Herr Wulff, die die Gruben "Henriette" und "Johanne" betrieben. Der Vollständigkeit halber muss aber erwähnt werden, dass es durch allgemeine wirtschaftliche Verhältnisse, ein Schließen der Zuckerfabriken unabdinglich war. Mit dem Schließen der Zuckerfabrik in Unseburg im Jahr 1886 ist auch die Grube "Caroline" stillgelegt worden. Das Gelände mit der Zuckerfabrik ging , wie es der Vertrag vorgegeben hatte, an die Domänenkammer und war von nun an das "Vorwerk" der Domäne.
Oberamtmann Ludwig August Eduard Kamlah war bis 1871 Pächter der Domäne in Unseburg, sein Nachfolger war sein Schwiegersohn Heinrich Bennecke (bis 1877).