Kreativzentrum Idylle in Staßfurt

Beim Kinderfest im Kreativzentrum im Moore in Staßfurt war einiges über die schöne Einrichtung zu erfahren.

23.05.2017, 06:00

Staßfurt l Dass im Kreativzentrum im Moore (kurz: KIM) in Staßfurt sehr viel möglich gemacht wird, beweisen schon die Zahlen. 100 Projekttage für Grundschulklassen und Kitagruppen fanden hier 2016 statt, das macht über 2000 Kinder.

Die Kinder lernen hier ganzjährig alles über die Natur, werden an die heimische Flora und Fauna herangeführt und können bei Theaterprojekten kreativ sein. Etwa drei Mal in der Woche ist hier voller Betrieb und in den Ferien kommen die Hortkinder jeden Tag. Die ganze Woche über werden hier Menschen in Arbeitsgelegenheiten beschäftigt.

Hinter all dem stehen Menschen, die das Großprojekt ehrenamtlich erdacht haben: Der gemeinnützige Verein Kreativzentrum im Moore e.V., den Unternehmer 2009 nach einer eigenen Idee gegründet haben. Im Mittelpunkt steht ganz besonders eine Frau, mit der hier alles steht und fällt: Christina Beier. Einst ist sie zum dem Verein über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gekommen, heute leitet sie eine komplette Mannschaft im KIM an. „Ohne unsere Christina würde das alles hier nicht stattfinden“, sagt etwa Frank Schütze, Vorstandsmitglied des Vereins. Jochen Meynberg, Urvater des Vereins und Gründungsmitglied, meint: „Sie setzt unsere Ideen um, immer über das geforderte Maß hinaus.“

Christina Beier, die über den Verein für Integration, Beschäftigung und Soziales (IBS) in Lutherstadt Eisleben angestellt ist, sagt selbst: „Für mich ist das Herzblut und Lebensaufgabe.“ Der IBS ist hier Träger der Maßnahmen, bei denen Arbeitslose über einen befristeten Zeitraum eine Beschäftigung im KIM befinden. Aktuell sind es 19 Männer und Frauen, die Christina Beier anleitet, in verschiedenen Bereichen und Projekten - Verschönerungsarbeiten und Pflege der Anlage, Bauen von Sitzbänken für Rad-- und Wanderwege in der Stadt und in städtischen Einrichtungen, Kinderbetreuung durch Kreativarbeiten und mehr.

Das Gelände im Moore an der Güstener Straße, das aus einer ehemaligen Produktionshalle und einem weitläufigen Gelände besteht, hat heute alles was der Verein für seinen Auftrag braucht, nachdem die Vereinsmitglieder es nach und nach aufgebaut haben: Im Märchenwald kann getobt, geklettert und gespielt werden. Ein Tast- und Sinnespfad lehrt die Kinder alles über Ernte, Kräuter und Gemüse. Im Teich gibt es Fische zu bewundern. Kegelbahn und Sprunggrube sind auch vorhanden. Mit einem großen Steinofen können die Kinder auch selbst backen, mit Zutaten direkt aus der Natur.

„Unser Ziel war es von Anfang an, den Kindern Heimat- und Naturverbundenheit zu vermitteln“, sagt Christine Beier. Sie lernen hier, wie Rüben geerntet werden, wie Gerste aussieht oder dass die Möhre eben nicht im Supermarkt wächst. „Alles, was wir den Kindern beibringen, machen wir auf spielerische Art und Weise“, so Christina Beier.

Gründungsmitglied Jochen Meynberg erinnert sich noch genau an die Anfänge 2009. Unternehmer und Handwerker, die dann Gründungsmitglieder wurden, haben den Saal im Hauptgebäude damals noch für den Initiativkreis hergerichtet und ausgebaut. Der Initiativkreis, ein Bildungsträger, ging aber in Insolvenz.

Dennoch, für das ganze Objekt, war es damals einfach zu schade, es sich selbst zu überlassen. „Das müssen wir irgendwie erhalten“, sagten sich die Freunde um Jochen Meynberg damals, der noch Alfred Krämer als treibende Kraft der ersten Stunde nennt. „Schnell war die Idee da, Kindern die Natur nahezubringen und hier ein schönes Kleinod zu schaffen“, erzählt Jochen Meynberg. Sieben Gründungsmitglieder brauchte man. Alfred Krämer und er sind bis heute im Vorstand mit Frank Schütze, Thomas Nagel und Hansi Homann. Der Verein hat aktuell 15 Mitglieder.

Mehr noch: „Wir hätten damals nie gedacht, dass das so groß wird“, sagt Vorstandsmitglied Frank Schütze. Dass mal so viele Kinder im KIM ein- und ausgehen und so viele Maßnahmen hier stattfinden, konnte er nicht ahnen.

Seither gab der Verein unzähligen arbeitslosen Menschen aus der Region eine Beschäftigung. Die Maßnahmen, die über Jobcenter und IBS ermöglicht werden, sind jeweils auf kurze Zeitspannen befristet, zum Beispiel ein halbes Jahr. Die Teilnehmer wechseln regelmäßig, neue müssen eingearbeitet werden und brauchen deshalb auch stets Anleitung, wofür eben heute Christina Beier verantwortlich ist. Die aktuell 19 Beschäftigten sind für einen Verein relativ viel und dafür ist man dankbar. „Die Zusammenarbeit mit Doreen Albrecht vom Jobcenter läuft wirklich top“, sagt Christina Beier.

Die Maßnahmeteilnehmer bauen unter Anleitung vieles auf dem Gelände auf. Vor kurzem erst eine große Voliere mit etlichen Ziervögeln. „Leider hat sie der Marder alle geholt“, bedauert Frank Schütze. Auch er und die Männer des Vereins sind regelmäßig im Kreativzentrum und werkeln.

Neuestes Projekt: Als „Waldhotel“ will Christina Beier einen Schlafraum für 15 Kinder gestalten. Dort können die Kinder, die zu Gast sind, Mittagsschlaf halten oder bei abenteuerlichen Projektnächten auch mal übernachten. Eine Teeküche kommt noch dazu.

Ein neuer Schulgarten entsteht aktuell auf dem Hügel des Außengeländes. Hier können die Kinder bald selbständig Gemüse aussähen und ernten. Im Schulgarten haben die Aktiven jetzt auch Mais gepflanzt, der im Sommer als Labyrinth in die Höhe schießen wird und in dem die Kids spielen können.

Noch einen zweiten Schwerpunkt hat sich das KIM gesetzt, das vor allem Christina Beiers Herzensprojekt ist. Die Theaterpädagogik. Mit den Kindern studiert sie im Sommer und zu Weihnachten immer ein Märchen ein, das dann vor den Eltern aufgeführt wird. Partner des KIM sind seit langem auch Irene Hänsch und ihre Mitstreiter, die mit dem Projekt „Mein Freund, der Hund“ Kindern alles über die Tiere und den Umgang mit ihnen beibringen.

Als gemeinnütziger Verein muss das KIM keine Gewinne erzielen. Für Projekttage wird deshalb nur 50 Cent pro Kind fällig, mit Essen 1,50 Euro. Über diese Gelder, die Vermietung des Saals im Hauptgebäude und viele Spenden finanziert der Verein seine Betriebskosten. Der Saal sei übrigens heiß begehrt, erklärt Frank Schütze. „Die Weihnachtsfeiern hier sind ein Jahr vorher bereits ausgebucht“, sagt er. Jeder kann den Raum für private Feierlichkeiten mieten.

Das erste Kinderfest war 2014 im KIM gefeiert worden, als der Verein seinen fünften Geburtstag feierte. „Das kam so gut an, dass wir das wiederholen wollten“, erklärt Christina Beier. Dabei kennen so viele Kinder das KIM, dass man das Fest gar nicht öffentlich gestalten kann, sondern die Menge der Besucher durch Einladungen reduzieren muss.

Bei dem Kinderfest am vergangenen Freitag waren 350 Kinder aus 15 Kitagruppen und Schulklassen vor Ort. Das bunte Rahmenprogramm gestalteten Partner und Freunde des KIM - Polizei und Verkehrswacht mit Ständen, Clown Dirk Kost, Irene Hänsch, Baumkletterer René Schulz mit seinem Hubsteiger und die Staßfurter Kultur- und Karnevalsgesellschaft mit Tanzworkshops für die Kinder und lebendigen Märchenfiguren. Dennis Schulze und Achim Polak brachten einen Scheck als Geschenk, 1000 Euro spendet der Rotary Club.