"Irgendwann muss man mal aufhören"

Güsten l Das Stethoskop ist am Mann, bleibt an diesem Freitagvormittag aber leger über dem Knie liegen. Keine Diagnosen, keine üblichen Gespräche mit den Patienten, obwohl diese nicht weniger als sonst in die Praxis kommen. Dafür lässt Dieter Sauer mit ihnen die Sektgläser erklingen. 45 Jahre ist es her, als er als frisch gebackener Facharzt für Allgemeinmedizin vom Bergarbeiterkrankenhaus Erlabrunn im Erzgebirge in die Ränzelstecherstadt wechselte.

Generationen hat er medizinisch betreut, hörte oftmals geduldig zu, wenn ihm das Herz ausgeschüttet wurde. Dieter Sauer, der als Werkzeugschlosser in einem Eisenacher Motorenwerk sein Arbeitsleben begann, es auf Grund einer Erkrankung aber in die medizinische Laufbahn lenkte, ist mittlerweile 77 Jahre. Der Wahl-Güstener macht dennoch den Eindruck, dass er mit dem Wort „Aufhören“ noch nicht so richtig was anfangen kann und will. „Ja 2004/2005 habe ich schonmal gesagt, dass ich aufhöre, aber...“ Er könne es sich einfach nicht vorstellen, um 9 Uhr aufzustehen und dann zwei Stunden zu frühstücken. „Dann ist der Tag doch schon rum.“ Momentan öffnet die Praxis 7.30 Uhr. „Ich habe ,Bammel‘ davor: Was fang‘ ich an?“ gibt der Arzt zu. Und dennoch ist er sich bewusst: „Irgendwann muss aber auch mal Schluss sein.“ In einem Quartal vielleicht, sagt er ...

Langweilig dürfte es jedenfalls nicht werden, stimmt der Mediziner mit Blick auf seine Jungs zu. Die Zwillinge werden jetzt sechs Jahre. Na, und seine Frau Marika dürfte ihn ebenfalls jung halten. Schließlich ist da auch noch der Garten aktuell. Dieter Sauer mag es sehr, wenn die Frühjahrsblüher ihn an seine thüringische Heimat erinnern.

Seine Patienten würden ihn auf jeden Fall vermissen. Nicht zuletzt eine Vielzahl von Blumen und anderen Geschenken zum Jubiläum zeugen davon. Ute Zimmermann bringt dem beliebten Arzt sogar ein Ständchen, in dem sie seinen Humor hervorhebt. „Ich kann hier mit 190 Blutdruck herkommen. Er bringt mich sofort runter.“