Park Hohenerxleben Kinder machen Kunst

Jetzt nehmen Kinder auch die künstlerische Gestaltung des Parks Hohenerxleben in Angriff.

20.03.2017, 07:00

Hohenerxleben l Donnerstags im Schlossatelier Hohenerxleben: Jungs und Mädchen wuseln durch den Raum, die Kittel und Finger voller Farbe, die Gesichter voller Tatendrang. Sie bringen per Stempeldruck Motive von Tieren und Bäumen auf große weise Tücher. Pauline Krumm, die mit elf weiteren Kindern zwischen sechs und vierzehn Jahren am Werk ist, ruft: „Hier haben wir ein Wildschwein und hier zwei Eulen gemacht“. Stolz zeigt sie ein Tuch mit bunten Bildern.

Betreut werden die Kinder, die mehrheitlich aus Hohenerxleben stammen und durch einen Aushang zum Projekt kamen, von Janette Zieger, Nikoline F. Kruse und Sylva Rose. Die zwei Profi-Künstlerinnen und die Ehrenamtliche vom Kultur- und Heimatverein leiten ein Großprojekt, das dem Park in Hohenerxleben eine kreative Note verleihen soll.

Seit September 2016 und noch bis August läuft das integrative Projekt „Kunst im Park“, das vom Bundesverband der bildenden Künstlerinnen und Künstler e.V. begleitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme „Kultur macht stakt“ gefördert wird. Nikoline F. Kruse hat mit der Schlossstiftung Hohenerxleben dazu ein „Bündnis für Bildung“ ins Leben gerufen, das seine Partner in der Stiftung Waisenhaus, der Stadt Staßfurt, der Lebenshilfe Bördeland und der Landschaftsarchitektin Dagmar Welz, die die Neugestaltung des Parks fachlich begleitet, gefunden hat.

Jede Woche sind die Kinder kreativ, malen, üben sich in Stempeldruck. Sie haben Altholz im Park gesammelt und zu kleinen Kunstwerken verarbeitet und sind oft auf Entdeckungstour gegangen. Es galt die letzen Spuren des einstigen Parks Hohenerxleben zu finden. In den Ursprüngen wurde der Park 1754 von der Familie von Krosigk angelegt, bis etwa in die 1970er Jahre waren einstige Parkstrukturen für die Hohenerxlebener, etwa die Orangerie, noch erlebbar.

Auf einstige Elemente des Parks, die heute vollends verloren sind, soll nämlich durch die künstlerischen Abreiten der Kinder aufmerksam gemacht werden. Besucher sollen beim Spazieren darüber informiert werden, dass es dort einst eine Orangerie, einen Parkteich, vermutlich eine Reitbahn und einen Aussichtspunkt gab. Auf Baumriesen, die sich aktuell im Dickicht verstecken, soll hingewiesen werden.

Daran, dass man die großen alten Eichen aktuell im Park gar nicht mehr sieht, arbeiten die Kinder zur Zeit. Ihre Betreuerin Sylva Rose erklärt: „Wir bemalen diese Banderolen in bunten Farben und werden sie an den Bäumen anbringen. Wir hoffen, dass die Banderolen aus dem Dickicht herausleuchten und die Besucher zu den schönen großen Bäumen führen.“ Sechs Bäume haben die Kinder dafür ausgewählt. Sie befinden sich im Bereich zwischen dem Abhang, der vom Schloss hinunter in den Park führt, und der großen Pferdekoppel vor der Brücke.

Und weil der Seniorentreff von Hohenerxleben von dieser Idee so begeistert war, werden die Damen noch eine Banderole für einen Baum stricken. Alle Banderolen sollen von Juni bis Herbst hängen, vielleicht verwendet man sie später wieder. „Vielleicht kann man aber auch andere Gestaltungsideen für den Park in einem neuen Kunstprojekt umsetzten“, sagt Nikoline F. Kruse.

Die Kinder zimmern innerhalb des Projektes auch Skulpturen von Pferden und ein Hirschschwein aus Holz. Einige der lebensgroßen Objekte sind schon fertig. Sie sollen, ebenso wie allen anderen Kunstobjekte mit Hinweisschilder versehen werden und im Sommer dort aufgestellt werden, wo man eine frühere Reitbahn im Park vermutet. „Ganz gesichert ist es nicht, ob es im Park einst einen Reitplatz gab, einen Rundweg hat man aber bei den Erkundungsarbeiten entdecken können“, so Nikoline F. Kruse. Mit einem Papa der Kinder sind auch Sitzhocker für einen Unterstand an der Reitbahn entstanden.

Besonders spannend ist für die Kinder auch das Teilprojekt, das am Teich im Park installiert werden soll. Ein Parkteich, der jetzt verlandet ist und kaum noch Wasser führt, befindet sich zwischen Radweg und Bode, versteckt im Gebüsch. Der Teich samt Graben soll innerhalb der Neugestaltung erreichbar, umweltgerecht beräumt und wieder in Funktion gebracht werden.

Bei einer Begehung des Teiches waren die Kinder außer sich: „Denn es gibt ja in Hohenerxleben die Sage von der goldenen Kutsche, die in dem Teich versunken ist“, so Nikoline F. Kruse. Unter Leitung der Magdeburger Künstlerin Janette Zieger werden die Kinder am Teich diverse Installationen anbringen. Sogenannte Mobiles zum Beispiel aus Glas werden in der Luft schwingen und bei Wind Klänge von sich geben. Großbilder aus Pappe, die die Kinder malen, sollen den Teich umrahmen.

Desweiteren wollen die Kinder an der Stelle der Orangerie, die bis 1976 stand, Kunstobjekte auf deren Fundament, das jetzt innerhalb der Vorarbeiten zur Parkgestaltung gefunden wurde, installieren. Der ehemalige Aussichtspunkt, der sich auf dem Hügel auf Höhe des Denkmals befand, soll auch seine Würdigung erhalten - durch Hinweisschilder und vielleicht einem großen Bilderrahmen, der den Ausblick andeutet. Die Kinder haben bei ihrer Entdeckungstour im Park übrigens dessen einstige Grundrisse gefunden. Einige Steine am Boden lassen dort die Fläche der Plattform erahnen.

Das Kunstprojekt der Kinder soll beim Hohenerxlebener Heimatfest im Sommer mit einer Führung präsentiert werden. Die Idee, an die Wiederherstellung des Parks mit einem Kunstprojekt anzuknüpfen, stammt von Sylva Rose, wurde als Konzept von Nikoline F. Kruse ausgearbeitet und bei der Stadt Staßfurt und dem Landesamt für Denkmalpflege mit viel Beifall begrüßt.

Wer übrigens noch Fotos, Bilder oder Erinnerungen daran hat, wie Skulpturen und weitere Elemente im Park früher aussahen, wird gebeten, sich bei Günther Roddewig in der Stadtverwaltung zu melden (03925/98 12 65).

Das Areal in Hohenerxleben soll wieder eine richtige Parklandschaft werden. Anstelle von Gestrüpp, toter Bäume und Wildwuchs sollen frühere Sichtachsen, Lichtungen mit großen Bäumen und eine geordnete Bepflanzung wieder hergestellt werden.