Festveranstaltung für Ulrich Eichhorn "Mister Sodawerk" in den Ruhestand verabschiedet
Staßfurt. Der langjährige Geschäftsführer des Sodawerkes, Ulrich Eichhorn, ist in einer Feierstunde im kleinen Saal des Salzlandcenters offiziell in den verdienten Ruhestand verabschiedet worden. Der 71-Jährige hatte fast 40 Jahre lang in leitenden Funktionen an der Spitze des Unternehmens gestanden.
Sein Kollege, der Co-Geschäftsführer Grzegorz Zalewski, würdigte besonders Eichhorns große Verdienste, die er sich um die Rettung des Unternehmens in der Nachwendezeit erworben hat. Als die Konkurrenz schon längst das Todesurteil über das sanierungsbedürftige Unternehmen gefällt hatte ("Die Bude stirbt von sich allein") habe Eichhorn darum gekämpft, dass das Sodawerk Eigentümer der benötigten Bodenschätze Salz, Kalkstein und Wasser werde. "Dieses Privileg haben nicht alle Sodafabriken", sagte Zalewski.
Er verwies darauf, dass das seit 2007 zum polnischen Cech-Konzern gehörende Sodawerk Staßfurt unter Eichhorns Führung die Tagesproduktion von rund 300 Tonnen Soda im Jahr 1972 auf derzeit rund 1500 Tonnen erhöhen konnte. Dafür würden heute nur noch 120 Mitarbeiter inclusive des Kraftwerkes und der Lehrlinge benötigt. Damals waren es rund 1300 Beschäftigte. Heute sei der Cech-Konzern der zweitgrößte Sodaproduzent in Europa. Das Werk in Staßfurt erreiche einen Marktanteil von rund 30 Prozent in Deutschland.
Eichhorn habe wie ein Kapitän in stürmischen Zeiten das Ruder übernommen und das Unternehmen auf Kurs gehalten, sagte der Vorsitzende des Beirates der Cech-Gruppe, Prof. Dr. Hermann Kuhlmann, der Eichhorn als "Mister Sodawerk" bezeichnete und dessen preußische Tugenden lobte. Ihm werde nachgesagt, dass er frühmorgens in seinem Wohnhaus in Neustaßfurt den Kopf auf den Tisch lege, um zu hören, ob das Sodawerk noch laufe.
"In den letzten zwanzig Jahren ging es bei uns ganz schön drunter und drüber", so Eichhorns persönliche Bilanz in Anspielung auf den mehrmaligen Eigentümerwechsel und akute Finanzengpässe.
Die positive Entwicklung, die das Unternehmen am Ende doch genommen habe, sei nur durch die Investition von rund 600 Millionen Euro einschließlich der Müllverbrennungsanlage möglich gewesen, zu denen das Land rund 100 Millionen Euro Fördermittel beigesteuert habe, sagte Eichhorn und stellte voller Stolz fest: "Heute ist dieser Standort ein Leuchtturm in der Region, der rund 500 Menschen Arbeit gibt."
In diesem Zusammenhang begrüßt Eichhorn auch den Verkauf des Unternehmens an den polnischen Chemiekonzern. "Uns war schon lange klar, dass eine langfristige Perspektive des Sodawerkes nur in so einem Verbund liegen kann", sagte er und fügte hinzu: "Da sind wir ganz gut aufgehoben."
Weil sich Eichhorn noch lange nicht vorstellen kann, sich zu Hause in die Fensterbank zu legen, fiel es Zalewski bestimmt nicht schwer, den 71-jährigen Manager für eine Beratertätigkeit unter Vertrag zu nehmen.
Schließlich kann man von ihm, dem sein Nachfolger Holger Zutz nachsagte, dass er ein gut geführtes, modern strukturiertes, wettbewerbsfähiges Unternehmen hinterlassen und es verstanden hat, Talente zu fordern und zu fördern, noch eine Menge lernen.
Zu den rund 70 Gratulanten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gehörten auch der stellvertretende Landrat Ulrich Reder und Staßfurts Oberbürgermeister René Zok, viele Weggefährten Eichhorns sowie seine Freunde vom Staßfurter Rotary Club.