Aussaat für Ernte im Herbst hat begonnen / Unseburger Landwirte bestellen 3000 Hektar Mit orangenen Murmeln beginnt die Saison
Kleine orangefarbene Murmeln, gebeizt und glänzend, hält der Landwirt Stefan Nachtweide in der Hand. Die Aussaat für die nächste Ernte hat bereits begonnen und zeigt eine technologische Effizienz, wie man sie von der traditionellen Landwirtschaft kaum kennt.
Unseburg l Stefan Nachtweide zieht seit drei Wochen über die Äcker. Mit seiner Rübenlegemaschine, ein Traktor mit einer Spezialvorrichtung, hatte er vergangene Woche bereits 400 Hektar für seine Firma, das Unseburger "Agroteam", bestellt. Das Saatgut für die Rüben sind kleine glänzende Körner, die in Orange oder Neongrün leuchten.
"Die sind gebeizt und vorbehandelt gegen Krankheiten oder Schäden durch Tiere", erklärt der Fahrer der Rübenlegemaschine. Die Saat der Marken "Lukas" oder "Britta" ist so behandelt, dass sich kein Tier mehr traut, daran zu nagen - die Chemie schützt das Korn vor knabbernden Mäusen oder Hasen. Aber auch Bio-Saat, weiß Stefan Nachtweide, wird so behandelt, dass Keime oder Tiere ihnen nichts anhaben können, nur eben in einer anderen Zusammensetzung.
Der gemütlich aussehende Traktor, den er fährt, hat genau 18 Behälter, die immer nur genau eine der Murmeln im Abstand von 20 Zentimetern fallen lassen. So bleibt kein Saatkorn ungenutzt. Mit der Rübenlegemaschine fährt Stefan Nachtweide mit einem GPS-System über den Acker. "Wir fahren im Winter alle Flächen mit dem Computer ab. Der speichert genau ihre Größe und Lage", erklärt er. Die Felder müssen wegen der Fruchtfolge immer neu vermessen werden. Mehrere Landwirtschaftsbetriebe tauschen ihre Felder auch gegenseitig aus, um den Vorgaben zur Fruchtfolge gerecht zu werden. Noch im Winter errechnet die Firma Kosten, Saatmenge und Spritzmittel für jedes einzelne Feld.
Wenn Stefan Nachtweide dann zur Aussaat fährt, hat er das gesamte Kartenmaterial aller Felder der Firma auf dem Monitor. Also kann er genau in die richtige Position fahren, die ihm das GPS auf seinem Monitor anzeigt. "4,83 Hektar pro Stunde schaffe ich, wenn ich in der Geschwindigkeit weiterfahre", zeigt ihm der Computer an. Bis kurz nach Mittag wird er beschäftigt sein mit jenem 17-Hektar-Acker. Danach kann er mit dem Rübenleger weiter nach Halberstadt fahren, um die Felder dort zu bestellen. Der Landwirt schafft mit der Maschine etwa 50 Hektar am Tag.
In den vergangenen Wochen hat das "Agroteam" 400 Hektar Rüben gelegt und auf etwas genauso viel Fläche Kartoffeln, Sommerweizen und Zwiebeln. 3000 Hektar werden die acht Mitarbeiter noch bestellen, auch in Altenweddingen, Halberstadt, Aschersleben, Meisdorf oder Staßfurt.
Aus den Rüben, die im Herbst geerntet werden, sollen einmal Zucker, Melasse und Peletts für Tierfutter entstehen. Zuckerfabriken sind hier die Hauptabnehmer. Mit der Aussaat und der Düngung der Felder wird das Unseburger Unternehmen zu tun haben, bis schon wieder die Erntezeit heran sein wird und Rübenhaufen am Feldesrand liegen werden.