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Pferde Muttistute adoptiert kleinen Oskar

Auf „Katja‘s Ranch“ in Üllnitz waren erst alle Beteiligen furchtbar traurig, am nächsten Tag bahnte sich das Happy End an.

Von Franziska Richter 15.07.2017, 01:01

Üllnitz l Kathrin und Mario Kannegießer haben ihre Pferde schon jahrelang auf „Katja‘s Ranch“ in Üllnitz stehen. Das Ehepaar aus Calbe pflegt, hegt und reitet eigene Pferde, die es hier untergebracht hat.

Kathrin Kannegießer hatte schon immer den Wunsch, ein Fohlen aus eigener Zucht aufwachsen zu sehen. Da die Kannegießers mittlerweile mit der Besitzerin der Ranch, Katja Böttcher, eng befreund sind und tatkräftig auf der Ranch mit anpacken, stellte Katja Böttcher ihre Stute Wanda für das Nachwuchsprojekt zur Verfügung, Papa war der Hengst von Mario Kannegießer, „Camillo.“

Doch während bei der Schwangerschaft der Stute Wanda alles gut lief und die Pferdefans überglücklich über das kleine Fohlen „Cassy“ waren, das am 14. Mai geboren wurde, wurde das junge Glück schon am achten Lebenstag der kleinen Stute getrübt. „Als sie bei ihrer Mutter trank, lief die Milch wieder aus der Nase heraus“, erzählt Kathrin Kannegießer heute, immer noch mit traurigem Blick. Sofort fuhr das Ehepaar mit der Mamastute und der Kleinen in die Tierklinik Leipzig. Ein unheilbarer Gendefekt stellte sich heraus. Die Muskulatur in der Speiseröhre des Fohlens fehlte, es würde nie fressen oder trinken können.

Trotz Hoffen und Bangen musste das Kleine eingeschläfert werden. Für Mamastute Wanda war das wohl der schlimmste Moment. Ihr musste das Fohlen weggenommen werden. „Während der Untersuchung des Fohlens musste sie sediert werden und auch die Rückfahrt war nur so mit ihr möglich“, sagt Katja Böttcher. „Sie hat dolle gelitten.“

Wieder zuhause setzte Katja Böttcher sofort eine Kleinanzeige ins Internet, dass Wanda als Ammenstute zur Verfügung stehen würde, falls es irgendwo ein mutterloses Fohlen gibt. „Noch am gleichen Abend bekam ich eine Antwort und telefonierte mit Pferdebesitzern aus Calvörde bei Haldensleben“, erzählt sie.

In Calvörde lebte der kleine Oskar. Der junge Kaltbluthengst war gerade zwei Wochen alt und musste mit der Flasche gefüttert werden. Seine Mama hatte er bei der Geburt verloren. Oskars Besitzer fuhren gleich am nächsten Tag los und der Kleine kam am 24. Mai in Üllnitz an.

Die Zusammenführung war nicht leicht. Mutterstute Wanda trauerte noch um ihr Fohlen und für Oskar war sie ein völlig Fremde. „Am Anfang war es wirklich schwierig. Sie wollte ihn natürlich nicht trinken lassen“, erzählt Katja Böttcher. Nachdem der kleine Oskar die erste Nacht allein verbrachte, half Katja Böttcher am nächsten Tag nach. „Der Kleine tat mir so leid, ich wollte alles versuchen“, sagt sie. Anfangs hielt sie die Stute fest, damit Oskar trinken konnte. „Das erste Mal hat er eine Dreiviertelstunde lang durchweg getrunken“, erzählt die Ranchbesitzerin.

Bis heute haben sich Adoptivmutti und Ziehsohn immer mehr aneinander gewöhnt. Mittlerweile darf Oskar trinken, ohne dass ein Mensch aufpassen muss. Wanda schimpft mit ihm, wenn er wegläuft und er folgt ihr überall hin. „Es ist schon eine Bindung entstanden, die vielleicht der zwischen Mutterstute und Fohlen ähnlich ist“, freut sich auch Kathrin Kannegießer.

Der kleine Hengst ist heute putzmunter und zeigt bereits jetzt die ruhige Art des Kaltbluts - die stattlichen, breite Pferde, die oft an Kutschen zu sehen sind. Er wird einmal definitiv viel kräftiger als seine Adoptivmutter Wanda werden, die als Sachsen-Anhaltiner zu den schlankeren Warmblütern gehört.

Und Oskar ist mittlerweile ein echter Üllnitzer: Die Calvörder Besitzer haben ihn der Üllnitzer Ranch geschenkt. Mit seinem entspannten Gemüt wird er sicher einmal ein ideales Pferd für den Kinderreitunterricht.

Der Ranchbetrieb von Katja Böttcher, die eine Weiterbildung zur Reitlehrerin (Trainer B) hat, hat sich übrigens gut entwickelt. Jeden Nachmittag und am Wochenende gibt Katja Böttcher Reitunterricht für rund 35 Reitschüler. „Nachdem es erst nur die Kinder waren, sind mittlerweile auch die Muttis, sogar manche Omis, nachgezogen“, freut sie sich.

Um die 20 Einstellerpferde haben hier ihr Zuhause. Auch auf Festen und an Schulen in der Region ist Katja Böttcher ab und zu mit Ponyreiten für die Kinder vertreten. Unter den 39 Pferden und Ponys auf der Ranch sind etliche, die aus schlechter Haltung gerettet wurden und hier ihr Gnadenbrot bekommen.

Eine neue Webseite für die Ranch ging die Tage unter http://katjasranch.jimdo.com online.